Naxos 8.660078-79
2 CD • 2h 20min • 1997
14.06.2002
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Warum ein heute so populäres Stück wie Madama Butterfly den Welterfolg auf Umwegen ansteuern mußte, wird man nicht so genau eruieren können, auch nicht mit Hilfe dieser hochwillkommenen Ersteinspielung der am 17.2.1904 in Mailand durchgefallenen Urfassung. Wie meist in solchen Fällen haben mehrere Ursachen zu dem Fiasko geführt, vielleicht auch nicht-künstlerische wie beispielsweise Ressentiments gegenüber Amerika. Ob die Inszenierung, vor der wir nur die Reproduktion eines recht hübschen Bühnenbildes kennen, dem Premierenpublikum Grund zum Protest gab, läßt sich kaum mehr feststellen.
Fakt ist, daß Puccini am Tag nach der Uraufführung die Partitur zurückgezogen hat, um Änderungen vorzunehmen, vor allem Kürzungen: 300 Takte wurden vor der erfolgreichen Premiere in Brescia (28.5.1904) eliminiert, weitere 474 vor der 1906 in Paris herausgekommenen, bis heute aktuellen Endfassung, die wegen konsequenter Entrümpelung vieler entbehrlicher Details und wegen zahlreicher, auch kleinster Änderungen im melodischen Fluß in musikalischer Hinsicht zweifellos als deutliche Verbesserung zu bewerten ist. Das gilt auch für das neu eingefügte Arioso des im zweiten Akt stiefmütterlich behandelten Tenors. Die Teilung des ursprünglich überlangen zweiten Aktes erschien unabdingbar und durch das vorhandene Intermezzo praktisch vorgegeben.
Ein anregendes Hörerlebnis mit der Urfassung von Puccinis Madama Butterfly bereitet per CD das Bremer Theater mit einer grundsoliden, präzisen und merklich animierten Aufführung, in die Günther Neuhold gestaltendes Temperament investiert. Mehr als einmal wird man auf gut bekanntem Terrain quasi im letzten Moment gewahr, daß Puccini es ursprünglich anders wollte. Für die stimmlich herausfordernde Titelpartie steht eine ausreichend dramatische Sängerin zur Verfügung, die von Beginn an auf ihren kultivierten, gut beherrschten Sopran setzt, dessen sichere Höhe und aparte piani den Erfordernissen effektvoll gerecht werden. Pinkertons frischer, grundsätzlich locker geführter Tenor charakterisiert den leichtfertigen Marineoffizier, der selbst in hoher Lage trotz gelegentlichen Forcierens kaum Schwächen zeigt. Suzuki, Sharpless, Goro und alle Comprimarii fürgen sich unauffällig ein.
Etwas halliges Klangbild, italienische Textbeilage.
Hermann Schönegger [14.06.2002]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Giacomo Puccini | ||
1 | Madama Butterfly |
Interpreten der Einspielung
- Svetlana Katchour (Butterfly - Sopran)
- Bruce Rankin (F.B. Pinkerton - Tenor)
- Fredrika Brillemburg (Suzuki - Mezzosopran)
- Heikki Kilpeläinen (Sharpless - Bariton)
- Uwe Eikötter (Goro - Tenor)
- Kristen Strejc (Kate Pinkerton - Sopran)
- Loren Christopher Lang (Fürst Yamadori - Tenor)
- Andreas Haller (Bonzo - Baß)
- Armin Kolarczyk (Yakusidé - Tenor)
- Chor des Bremer Theaters (Chor)
- Philharmonisches Staatsorchester Bremen (Orchester)
- Günter Neuhold (Dirigent)