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Hans Rott

Biographie

1858geboren am 1. August (Taufnamen: Johann Nepomuk Karl Maria) in der Wiener Vorortgemeinde Braunhirschen(grund), heute Wien 15. Bezirk, als Sohn der Sängerin und Schauspielerin Maria Rosalia Lutz (1840–1872) sowie des Schauspielers und Gesangskomikers Carl Mathias Rott (eigentlich Roth, 1807–1876).
1860Tod der ersten Frau von C. M. Rott, Christine Rott, geb. Hoffmann, in Ofen/Buda (Budapest); Geburt von Hans’ Halb-Bruder Karl (Carl Borromäus, 20. Dezember), dessen Vater: Erzherzog Wilhelm Franz Karl, seit 1846 Ritter des Deutschen Ordens, zunächst Koadjutor, ab 1863 regierender Hoch- und Deutschmeister.
1862Heirat von C. M. Rott mit der Mutter von Hans und Karl Lutz;
1863Legitimierung beider Halb-Brüder als Roth/Rott.
1866-1874Schulbildung: Privatunterricht – k. k. Akademisches Gymnasium – Erste öffentliche höhere Handels-Lehranstalt. 1872 Tod der Mutter (17. August). Vor 1874 entstehen vermutlich Hans Rotts erste Kompositionen, v. a. Kammermusik (Quartettsätze) und Klavierstücke.
1874-1878Studium am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien (heute: Universität für Musik und darstellende Kunst): Harmonielehre bei Hermann Grädener; Klavier bei Leopold Landskron; Orgel bei Anton Bruckner; Kontrapunkt und Komposition bei Franz Krenn (gleichzeitig mit Gustav Mahler). In diesen Jahren entstehen an Orchesterwerken eine Sinfonie für Streichorchester in As-Dur, ein Orchestervorspiel in E-Dur, ein Vorspiel zu Julius Cäsar in B-Dur, Teile einer Suite in E-Dur, dazu Kammermusik (Pater Noster in G-Dur für Baß/Bariton, Streichquartett und Kontrabaß, Dachs-Studie in D-Dur für Streichquintett), zwei Chöre (Das Echo und der Epigonen-Chor) und mehrere Lieder u. a. nach Texten von Goethe; Rott gewinnt mehrere Preise, 1878 beim Kompositions-Concours (mit dem 1. Satz seiner 1880 vollendeten 1. Sinfonie in E-Dur) trotz Bruckners Einspruch ohne Preis.
1875-1879Mitglied des Wiener akademischen Wagner-Vereins (Mahler 1877–1879).
1876-18781876–1878 Organist an der Wiener Piaristenkirche Maria Treu. Bruckner empfiehlt Rott vergeblich als Organisten nach St. Florian, später auch nach Klosterneuburg. 1876 Tod des Vaters (10. Februar) nach einem 1875 erlittenen Bühnenunfall; Besuch einer von Wagner selbst dirigierten Lohengrin-Aufführung in Wien; Besuch der ersten Bayreuther Festspiele. Entwürfe zu einer Oper nach Heinrich v. Kleists Herrmannsschlacht [sic].
1878Abgangs-Zeugnis der Compositionsschule („mit vorzüglichem Erfolge beendet“, Juli); erhält 500 fl. als Abfertigung seines bisherigen Stipendiums; Besuche in Eger, Ausflüge nach Bayern; lebt nach Ende seiner Organistentätigkeit von privatem Musikunterricht und von Zuwendungen seiner Freunde.
1878-1880Zwischen 1878 und 1880 entstehen die als erste (1989 bzw. 2000) uraufgeführten großen Werke Rotts: die 1. Sinfonie in E-Dur und das Pastorale Vorspiel in F-Dur.
1879Volljährigkeitserklärung; Auszahlung des Legats seines Taufpaten Johann Grün in Höhe von 1400 fl.; Übersiedlung in die letzte Wohnung, Wien 1. Bezirk, Rotenturmstraße 16; Beginn der ihn prägenden Liebe zur knapp 17jährigen Louise Löwy/Löhr, der Schwester seines (wie auch Mahlers) engen Freundes Friedrich Löwy/Löhr. Vermutlich 1879/80 entsteht das vollständig erhaltene Streichquartett in c-Moll (Scherzo bereits 1979, komplett mit 5 Sätzen erst 2002 uraufgeführt).
188012. März: allgemeines Empfehlungsschreiben Bruckners für Rott; ab April Entwürfe zum Oratorium Der Tod für die Wiener Philharmoniker; im Mai Vertonung von Goethes Der Sänger; 30. Juni: Testamentsentwurf (kurz vor seinem 22. Geburtstag!); Fertigstellung der 1. Sinfonie in E-Dur und des Pastoralen Vorspiels, Skizzen u. a. zu einer 2. Sinfonie; Spätsommer: Verhandlungen um eine Musikdirektor- bzw. Chorleiterstelle bei der Chorvereinigung Concordia der Association des Chanteurs Alsaciens in Mulhouse/Mülhausen; 23. August: Brief an Hans Richter, dem er die E-Dur-Sinfonie vorlegen will und der, zwar an einer Aufführung mit den Wiener Philharmonikern interessiert, Rott aus Termingründen aber vertrösten muß (14. Oktober); ca. 17. September: Besuch bei Brahms – neben Goldmark und Hanslick Fachbeurteiler für das angestrebte Staatsstipendium – und Vorlage der E-Dur-Sinfonie, deren Autorschaft Brahms bezweifelt haben soll (da „neben so schönem wieder so viel Triviales oder Unsinniges in der Composition sei, daß dies erstere nicht von Rott herrühren könne“); für den Beethoven-Preis will Rott sein (im August 1880 vollendetes, leider verschollenes) Streich-Sextett einreichen; 21. Oktober: Abreise von Wien nach Mülhausen; bei einem Zwischenaufenthalt in Linz hört er Klopfgeräusche an den Zimmerwänden; 22. Oktober: während der Weiterfahrt hindert er mit vorgehaltener Pistole einen Mitreisenden daran zu rauchen, sich einbildend, Brahms habe den Waggon mit Dynamit füllen lassen; noch vor der Grenzstation Simbach muß Rott den Zug verlassen haben; 23. Oktober: Einweisung „in vollständig verworrenem Zustande“ in die Psychiatrische Klinik des Allgemeinen Krankenhauses in Wien; 7. Dezember: 1. Selbstmordversuch durch Erhängen.
188116. Februar: Überstellung in die Niederösterreichische Landes-Irrenanstalt in Wien, Diagnose: „Verrücktheit, halluzinatorischer Verfolgungswahn“; 20. Februar: Zuerkennung eines Künstler- bzw. Kunststipendiums (300 fl.); 7. Oktober: laut den Ärzten Heilung nicht mehr zu erwarten; 15. November: Tod des noch nicht 21jährigen Halb-Bruders Karl, 1. Kapellmeister des Stadt-Theaters in Krems a. d. Donau.
1882am 23. März erneuter Selbstmordversuch durch Erhängen; Herbst: Mahler spielt Rotts Freunden dessen E-Dur-Sinfonie am Klavier vor; 1. Dezember: Rott „körperlich herabgekommen“.
1883weiterer körperlicher und geistiger Verfall; Kompositionen werden vernichtet; regelmäßige Besuche seiner Freunde.
1884am 23. Juni kurzfristige geistige Klarheit; 25. Juni: Hans Rott stirbt an Tuberkulose.

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