Carl Orff ist einer der bekanntesten deutschen Komponisten des 20. Jahrhunderts. Er wurde am 7. Juli 1895 in München geboren – 2020 feiert man also seinen 125. Geburtstag. Bis 1914 studierte an der Akademie der Tonkunst in München, von 1915 bis 1917 war er Korrepetitor in München, bis 1919 Kapellmeister in Mannheim und Darmstadt und 1921/1922 studierte er Komposition bei Heinrich Kaminski in München. Bereits 1913 schrieb er – beeinflusst von Debussy – seine erste Oper Gisei – das Opfer nach altjapanischen Motiven (uraufgeführt 2010 in Darmstadt). 1924 gründete er zusammen mit der Tänzerin Dorothee Günther die „Günther-Schule München – Ausbildungsstätte vom Bund für freie und angewandte Bewegung e.V.“. Gemeinsam mit seiner Mitarbeiterin Gunild Keetman entwickelte er ein neues, bahnbrechendes Modell für Musik- und Bewegungserziehung: das Orff-Schulwerk, eine Methode zur rhythmisch-musikalischen Erziehung von Kindern, die sie unmittelbar an die Musik heranführen und die Spielfreude wecken soll ohne die Belastung durch technisch schwer zu beherrschende Instrumente. Mit Gunild Keetman zusammen gab er von 1950 bis 1954 fünf Bände Musik für Kinder heraus (Neufassung des Orff-Schulwerks). Seine Methodik wird bis heute in Schulen und auch in der Heilpädagogik eingesetzt. Mit Carmina Burana, der Neuvertonung von 24 Texten aus einer mittelalterlichen Handschrift aus dem Kloster Benediktbeuren (1937), setzte sich Carl Orff ein Denkmal in der Musikgeschichte. Er griff auch bei anderen Werken gerne auf literarische Vorlagen zurück (insbesondere Aischylos, Catull, Friedrich Hölderlin, die Brüder Grimm), da seiner Meinung nach im Gegensatz zur Verflachung der modernen Sprachen in den alten Sprachen die vergangene Größen der alten Kulturen lebt. Zu weiteren bekannten Werken zählen die beiden Einakter Der Mond (1939) und Die Kluge (1943), Catulli Carmina (1943), Die Bernauerin (1947), Antigonae (1949), Astutuli, eine bairische Komödie (1953), Trionfo di Aphrodite (1953), De tempore fine comoedia (1973) u.a. Neben seiner Tätigkeit als Komponist war er auch Leiter in verschiedenen musikalischen Einrichtungen: von 1950 bis 1960 war er Leiter einer Meisterklasse an der Musikhochschule in München, 1961 übernahm er die Leitung des Orff-Instituts in Salzburg. Carl Orff starb nach langer Krankheit am 29. März 1982 in München, er wurde in der „Schmerzhaften Kapelle“ der Klosterkirche Andechs beigesetzt.
Tabellarische Biographie
10.7.1895 | geboren in München, in der Maillingerstraße, als Sohn des Heinrich Orff und seiner Ehefrau Paula, geb. Koestler. Der Vater ist Offizier, die Mutter sehr musikalisch. Sie bekam früh Klavierunterricht und nahm bei Josef Giehrl Unterricht, einem Liszt-Schüler. Bereits mti 12 Jahren erreichte sie die Konzertreife. Hausmusik war bei Orffs selbstverständlich. Auch Schwester Mia lernte Klavier und spielte oft mit dem Bruder vierhändig. |
1900 | Erster Unterricht in Klavier, Orgel und Cello. |
1911 | Orff schreibt Lieder zu Texten von Heine, Hölderlin und anderen Klassikern. |
1913 | Als op. 14 entsteht das Chorwerk Zarathustra in der ungewöhnlichen Besetzung von Männerchören, Blasorchester Schlagzeug und mehreren Klavieren. |
1912 | Im Herbst Aufnahme an der Akademie der Tonkunst in München. |
1915-1919 | Kapellmeister an den Münchner Kammerspielen. Klavierunterricht bei Hermann Zilcher, der als Pianist, Komponist und Dirigent in München hochangesehen ist. |
1917 | Am 1. August 1917 wird Orff beim Ersten Bayerischen Feldartillerieregiment zum Kriegsdienst einberufen. Er erkrankt an der Ruhr und kommt in ein Feldlazerett, schließlich als "nicht mehr kriegsdienstverwendungsfähig" in die Heimat zurück. |
1918 | Kapellmeister am Nationaltheater Mannheim (Interimsvertrag), anschließend in gleicher Funktion ans Hoftheater in Darmstadt. Komposition einer Bühnenmusik zu Leonce und Lena von Georg Büchner. Erhalten hat sich von dem Werk nur ein unvollständiger Klavierauszug, die vollständige Partitur ist verschollen. |
1923 | Bekanntschaft mit Dorothee Günther, einer jungen Malerin und Schriftstellerin. Gemeinsam übersetzten sie Monteverdis Il Ballo dell'Ingrate und das Lamento d'Arianna neu, am 17.4. wird der Orfeo in der Orffschen Bearbeitung am Natinaltheater Mannheim aufgeführt. |
1924 | Mitbegründer der "Günther-Schule", die eine neue Verbindung von Bewegung und Musik anstrebt. Leitung der Abteilung für tänzerische Musikerziehung an der Günther-Schule. |
1930-1935 | Entstehung und Veröffentlichung der pädagogischen Arbeit des musikalischen "Schulwerk für Kinder". |
1932 | Dirigent beim Münchner Bach-Verein. |
1936 | Komposition des Kinderreigens für die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Berlin. |
1937 | Uraufführung der Carmina burana an 8. Juni 1937 in Frankfurt am Main. Es wird das populärste Wrk des Komponisten, zugleich dasjenige des 20. Jahrhunderts, von dem es die meisten Schallplattenaufnahmen geben wird. |
1939 | Die Märchenoper Der Mond wird in München am 5. Februar an der Bayerischen Staatsoper uraufgeführt. Die Leitung hat Clemens Krauss, Julius Patzak ist der Erzähler. |
1941 | Wiederaufnahme der Komposition an den Catulli Carmina, die 1930/1931 begonnen wurde. |
1943-1949 | UA von Die Kluge am 20. Februar an der Frankfurter Oper. |
1947 | UA von Die Bernauerin mit Godela Orff, der Tochter des Komponisten in der Titelrolle in Stuttgart. |
1950-1960 | Leitung einer Meisterklasse für musikalischeund dramatische Komposition an der staatlichen Hochschule für Musik in München. UA am 27.1.1950 der Antigonae in der ungekürzten Fassung in Dresden als deutsche Erstaufführung unter der Leitung von Josef Keilberth mit Christel Goltz in der Titelrolle. |
1953 | Die UA von Trionfo di Afrodite im Februar an der Mailänder Scala ist kein Erfolg, doch die erste konzertante Aufführung des Werkes am 5. März 1953 anläßlich der Eröffnung des Herkulessaales der Münchner Residenz unter Eugen Jochum gerät zum Triumph. Sogleich übernimmt die Stuttgarter Oper das Werk und führt es - ebenfalls mit großen Erfolg -auf. |
1952 | Aufführung der Bühnenmusik zu Shakespeares Sommernachtstraum. |
1955.1956 | Auszeichnung mit der Ehrendoktorwürde der Universität Tübingen, dem Orden "Pour le Mérite" und der Ehrendoktorwürde der Universität München. |
1959 | UA des Bühnenwerks Ödipus, der Tyrann in Stuttgart. |
1961 | Übernahme der Leitung des neugegründeten Orff-Institutes an der Akademie Mozarteum in Salzburg. UA des Weihnachtsspiels Ludus de nato infante mirificus in Stuttgart. |
1972 | Komposition des Gruß der Jugend zur Eröffnungsfeier der Olympischen Spiel in München. |
29.3.1982 | Orff stirbt im Alter von 86 Jahren in München. |