Sony Classical SK 61884
1 CD • 70min • 1999
01.08.2000
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Glücklicherweise gehören die seit 50 Jahren immer wieder zum Ausdruck gebrachten Vorurteile gegen asiatische Musiker, sie seien unfähig, europäische Musik stilgerecht zu spielen, allmählich der Vergangenheit an. Denn wer heute solches noch zu behaupten wagt, ist schlichtweg schlecht informiert. Das Mito Chamber Orchestra unter Seiji Ozawa beispielsweise ist ein formidables Ensemble, das ohne Weiteres mit den erfahrensten europäischen Kammerorchestern mithalten kann. Geschmeidig wohlklingend und bis ins Detail ausgeglichen, ist das Orchester musikalisch kosmopolitisch und technisch einfach gut.
Mozarts Flötenkonzert wird nicht nur fleißig und gekonnt gespielt, sondern auch stilmäßig gut getroffen. Ein ausgezeichneter Flötist mit einer einwandfreien Technik und einem entwickelten Geschmackssinn ist Shigenori Kudo ganz bestimmt, und seine Interpretation dieses fast zu häufig aufgenommenen Konzertes muß zu den besseren gerechnet werden. Lediglich bei seinen romantischen Stilwanderungen in der ersten, viel zu lang ausgezogenen Kadenz kann man behaupten, daß er in der Darstellung dieses herrlich unkomplizierten Konzerts musikalisch etwas entgleist. Es ist eine schwere Kunst, einfach zu spielen. Der Herausforderung ist der Flötist zum größten Teil, aber eben nicht immer gewachsen.
Dem Norweger Dag Jensen ist das vielleicht tiefsinnigere Fagottkonzert vor allem in der Tongestaltung und Leichtigkeit der Phrasierung sehr gut gelungen. In den Kadenzen verliert aber leider auch er das Ziel aus dem Auge, im ersten und dritten Satz noch innerhalb der Grenzen des strukturell und harmonisch Vertretbaren, im zweiten aber eigentlich jenseits des guten Geschmacks. Im zweiten Satz (Andante ma adagio) ist auch die zu gesuchte und schwerfällige Handhabung des Orchesters problematisch. Schade, denn hier wäre das Potential, eine mustergültige Aufnahme eines eher selten eingespielten Mozart-Werkes zustande zu bringen.
Sicher liegt einem Musiker die Verführung sehr nah, neben dem musikalischen Inhalt auch "sich" auszudrücken, und im beschränkten Maß bringt gerade dies das nötige Flair, die persönliche Note einer Aufführung. Man könnte sogar gewissermaßen behaupten, dies sei besonders bei Richard Strauss der Fall, aber wenn das eigentlich Charakteristische und besonders die architektonischen Linien einer Komposition durch Ausdruckszwang übermalt werden, ist es wenig erfreulich. Ein großes Meisterwerk ist Strauss' Oboenkonzert sicherlich nicht, aber als ein relativ bescheidenes, hübsches Werk hat es durchaus einen erzählerischen Reiz. Wirklich effektiv ist dieses Werk nur, wenn die formelle Entfaltung ununterbrochen geführt und, wo nötig auch gebändigt wird. Hier scheinen der überaus fähige Solist, das Orchester und Seiji Ozawa unterschiedliche Absichten zu haben.
Patrick Donahue [01.08.2000]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Wolfgang Amadeus Mozart | ||
1 | Flötenkonzert G-Dur KV 313 KV 285c | |
2 | Fagottkonzert B-Dur KV 186e KV 191 | |
Richard Strauss | ||
3 | Konzert D-Dur AV 144 für Oboe und kleines Orchester |
Interpreten der Einspielung
- Shigenori Kudo (Flöte)
- Dag Jensen (Fagott)
- Fumiaki Miyamoto (Oboe)
- Mito Chamber Orchestra (kleines Orchester)
- Seiji Ozawa (Dirigent)