
hänssler CLASSIC 98.159
1 CD • 72min • 1997
01.07.1999
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Seit mehreren Jahren konzertieren der deutsche Sänger Andreas Schmidt und der holländische Pianist Rudolf Jansen gemeinsam. Ein hervorragendes, in der perfekten Übereinstimmung, im Gleichklang von Musikalität, Ausdruck und Geistigkeit beispielhaftes Duo ist da zustande gekommen. Die neue Aufnahme mit Liedern Robert Schumanns nach Gedichten Heinrich Heines ist eine der gelungensten Ergebnisse dieser Partnerschaft. Andreas Schmidt befindet sich in der glücklichen Lage, im großen Haus der Musik ein allseits willkommener Gast zu sein, denn seine Baritonstimme strahlt so viel Sympathisches, soviel Warmes und Angenehmes aus, daß sich schon mit dem ersten Erklingen eines Gesangstons beim Zuhörer sogleich das Gefühl des Wohlbefindens einstellt. Freilich liegt gerade in diesem Wohltönenden auch eine kleine Tücke, denn zum Ausdruck des Tragischen, des Erschütternden vermag der Sänger nur selten vorzudringen. Vieles erklingt da allzu weich gebettet, das Gedämpfte, Zurücknehmende der Stimme verleitet zu einer gewissen Glätte und Wesenlosigkeit des Vortrags. Bei der Dichterliebe hätte ein wenig mehr Entschiedenheit, eine schärfere Nuancierung nicht geschadet. Der Sänger behält darin ziemlich durchgehend seinen sanften Tonfall bei, kehrt allzusehr den "traurigen, blassen Mann" hervor. Auch dem Balladensänger fehlt in der Stimme jene "Panzerung", die bei der Schilderung schauriger Vorgänge (Belsazar) vonnöten wäre. Doch dies sind nur periphere Einwände gegen eine starke, eindrucksvolle und makellose Gesangsleistung. Ein Sänger wie Andreas Schmidt, mit seiner vokalen Perfektion, seiner klaren Artikulation und Stimmgebung, bedeutet in unserem Zeitalter eine rare, nicht hoch genug zu schätzende Ausnahme. Sehr fein gelingen dem Künstler die zarten Gebilde des Heine-Liederkreises op. 24 (Morgens steh ich auf und frage). Das sind wahre Meisterstücke an Wort- und Klanggestaltung. Beachtenswert die Korrektheit der Interpretation, vorgeführt am Beispiel eines so populären, abgenützten Stücks wie Die beiden Grenadiere. Die meisten Sänger aus älterer und auch aus neuerer Zeit pflegen beim krönenden Marseillaise-Thema einen Tempowechsel vorzunehmen, eine Verzögerung, die bei Schumann gar nicht vorgegeben ist. Schmidt und Jansen zeigen, wie es richtig gehört – sie stellen Schumanns Komposition in neuem und besserem Licht dar und gewinnen selbst dabei.
Clemens Höslinger [01.07.1999]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Robert Schumann | ||
1 | Dichterliebe op. 48 (Liederzyklus nach Gedichten von Heinrich Heine) | |
2 | Liederkreis op. 24 (Liederzyklus nach Gedichten von Heinrich Heine) | |
3 | Der arme Peter op. 53 Nr. 3 | |
4 | Du bist wie eine Blume op. 25 Nr. 24 | |
5 | Mein Wagen rollet langsam op. 142 Nr. 4 | |
6 | Dein Angesicht op. 127 Nr. 2 (aus: Fünf Lieder und Gesänge op. 127) | |
7 | Die beiden Grenadiere op. 49 Nr. 1 | |
8 | Belsazar op. 57 (Ballade, 1840) |
Interpreten der Einspielung
- Andreas Schmidt (Bariton)
- Rudolf Jansen (Klavier)