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Besprechung CD

Francesco Bartolomeo Conti

Il trionfo della Fama
NovoCanto & La Stagione Armonica • Accademia Bizantina • Ottavio Dantone

cpo 555 725-2

2 CD • 82min • 2024

02.10.2025

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Klassik Heute
Empfehlung

Wer seinerzeit am Wiener Hof mit Johann Joseph Fux mithalten wollte, musste nicht nur Glanz ausstrahlen, sondern auch theoretisch sattelfest sein; schließlich war Fux nicht nur ein angesehener Komponist, sondern auch ein höchst respektierter Pädagoge der Satztechnik, dessen Hauptwerk „Gradus ad Parnassum“ noch heute studiert wird. Sein Nachfolger wurde 1713 der um gut 20 Jahre jüngere Florentiner Francesco Bartolomeo Conti (1682 – 1732), der als Theorbist begonnen hatte, aber schon als junger Mann mit Bühnenwerken und Kantaten an die Öffentlichkeit trat und auch die Aufmerksamkeit Johann Sebastian Bachs auf sich zog, der seine Kantate Languet anima mea bearbeitete.

Kompositorische Kühnheiten und Provokationen, scharf pointiert

Wecken diese Kontexte und Bezüge vielleicht eine gewisse Erwartung von Konventionalität, zumindest Seriosität, frappiert um so mehr, wie kompositorisch kühn, teilweise provokant Conti sich in seiner Serenata per musica Il trionfo della Fama gibt, noch dazu einem repräsentativen Werk, das im Spätherbst 1723 zum Namenstag Karls VI. in Prag uraufgeführt wurde. Insbesondere in ihrer dreiteiligen Sinfonia stolpert der Hörer über wie ratlos abbrechende Phrasen, in der Stille übrigbleibende Tritonus-Klänge wie gute 70 Jahre später bei Beethoven, dazu manche aufreizend lange formelhaft geführte Sequenz. Auch die übrigen Nummern, Arien, Chöre und ein Duett, pflegen einen rhythmisch aufmüpfigen Stil, den man mit Recht vorklassisch nennen könnte. In seiner qualitativ hochstehenden konzertanten Aufführung 2024 in Innsbruck betont Ottavio Dantone am Pult der Accademia Bizantina aus Ravenna Contis Widerspenstigkeiten mit scharf pointierten Tutti und entschlossen nach vorne drängender Phrasierung, wobei die beiden vereinten Vokalensembles NovoCanto & La Stagione Armonica adäquate Schlagkraft ausbilden.

Vokal verwirrendes Geschlechterspiel

Kein einziges Mal aber geht Dantones Temperament auf Kosten der Entfaltungsmöglichkeiten der Solistinnen und Solisten. Wie immer bei cpo-Produktionen lohnt sich die Lektüre des gelehrten Beibüchleins, dem man entnimmt, dass bei der heutigen Besetzung nicht auf die historische Faktizität Rücksicht genommen wurde: Die allegorische Partie der Fama, des Ruhms, war von einer Altistin aus der Taufe gehoben worden, der Genio, der Geist, hingegen von einem Kastraten. 300 Jahre später hingegen singt der Altist Countertenor Nicolò Balducci den Ruhm, entfacht jedoch mit seiner Timbresüße und seiner wenig maskulin auftrumpfenden Art ein reizvoll verwirrendes Geschlechterspiel, während die Altistin Benedetta Mazzucato dem Genio mit stabiler Tiefe und vokalem Aplomb gebührend ingeniöse Kraft mitgibt. Der attraktive Hauch der Sopranistin Sophie Rennert als Gloria kann sich innerhalb dieser Ensembledynamik besonders frisch entfalten, der Tenor Martin Vanberg steuert als Schicksal bewegliche, gleichsam launisch mäandernde Koloraturen bei, der Bariton Riccardo Novaro verkörpert in seiner Arie „L´Asia crolla“ als Valore glaubhaft das politische Gewicht des besungenen Herrschers; heute freilich wirkt der kompositorische Einfallsreichtum (zwei elaboriert begleitende Fagotte!) ansprechender als die unverhohlen imperialistische Attitüde des Textes. Es sind jedoch nicht zuletzt solche musikalische wie librettistische Irritationen, welche diese einaktige Huldigungsserenade ästhetisch interessant und somit der Wiederentdeckung würdig machen.

Prof. Dr. Michael B. Weiß [02.10.2025]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Francesco Bartolomeo Conti
1Il trionfo della Fama (Serenata per musica) 01:21:46

Interpreten der Einspielung

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