Mozart Symphonies IV
Nos. 4, 5, 6, 10 and 12
Folkwang Kammerorchester Essen • Johannes Klumpp

Genuin GEN 25909
1 CD • 67min • 2022
09.02.2025
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Mozarts ganz frühe Symphonien werden im Konzertsaal kaum gespielt. Sie würden vielleicht öfters aufgeführt werden, würden sie so gespielt, wie es das Folkwang Kammerorchester Essen unter dem hochinspirierten Dirigat von Johannes Klumpp tut. Klumpp ist schon für seine (von Thomas Fey übernommene und dann fertiggestellte) Gesamtaufnahme der Haydn-Symphonien mit den Heidelberger Sinfonikern gefeiert worden. Das Feiern wird kein Ende nehmen, wenn die Gesamtaufnahme aller Mozart-Symphonien mit diesem Orchester abgeschlossen sein wird. Denn Klumpp begreift die frühen Mozart-Symphonien deutlich als dialogisch: „Kantabilität, ‚sprechender‘ Ton, ‚Theaterhaltung‘“ sowie „Analogien zu szenischen Formen“ schreibt Volker Scherliess im „Mozart-Handbuch“ allen Symphonien Mozarts zu und zitiert dabei E.T.A. Hoffmann, der die Symphonie schlechthin als „Oper der Instrumente“ charakterisiert.
Mit feurigem Schwung
Diesen dialogischen bzw. szenischen Charakter als „Oper der Instrumente“ hört man auf dieser vierten Folge aller Mozart-Symphonien heraus. Alles ist springlebendig und spritzig artikuliert, rhythmisch markant und federnd zugleich, mit feurigem Schwung und schwingendem Swing und oft leichtfüßig bzw. -fingrig musiziert, manchmal klingt’s geradezu glucksend fröhlich wie im Andante der D-Dur-Symphonie K. 19 (Take 6), manchmal schwirrend wie mit schnellem Kolibri-Flügelschlag wie das Rondeau der G-Dur-Symphonie K. 74 (Take 16) und wunderschön singend ausgespielt ist die pastorale Stimmung des Andante der-F-Dur Symphonie K. 43 mit den „vogelrufartigen Figurationen“ (so wieder Volker Schwerliess). Allenfalls könnten die immer wieder anders gestalteten triolischen Auftakte im Menuett derselben Symphonie deutlicher artikuliert werden. Aber sonst kann man mit Klumpps Dirigat und dem Spiel der Musiker geradezu Partitur lesen bzw. hören.
Spiel der Überraschungen
Die Musiker und Musikerinnen des Folkwang Kammerorchester Essen bringen das Kunststück zuwege, die vielen klanglichen, thematischen und harmonischen Überraschungen so zu spielen, dass sie die Überraschungen für uns Hörer deutlich machen, aber auch so, dass man meint, sie würden dabei selber überrascht sein – gleichsam ein Spiel mit vor Überraschung offenstehendem Mund. So wirken die dissonanten Einwürfe im Andante der G-Dur-Symphonie K. 110/75b (Take 18) wie mit der Narrenpritsche hineingehauen: Man sieht förmlich den kichernden 15 Jahre jungen Mozart vor sich. Die Crescendi sind immer drängend, einmal schon wie eine Frühform der „Mannheimer Rakete“ (in Take 7). Die Legati sind bisweilen unheimlich schleichend (Take 17) oder gespannt wie ein gezogener Gummi. Schön malt das Orchester die g-Moll-Einfärbungen aus, etwa im Andante der B-Dur-Symphonie K. 22 (Take 8) oder in einem Couplet im Rondeau der G-Dur-Symphonie K. 74 (Take 16). Und sie scheinen immer wie auf der Stuhlkante sitzend zu spielen, so hellwach in jedem Augenblick und so überzeugend auch noch im letzten Schlusston, der mit Aplomb nachklingt.
Das Hörbild unterstreicht die Gewichtigkeit dieser Symphonien: es ist sehr räumlich, sehr transparent, sehr rund und dunkeltönend. Die Villa Hügel in Essen ist ein formidabler und ebenso gewichtiger Aufnahmeort. Man freut sich schön auf die nächsten Folgen aller Mozart-Symphonien.
Rainer W. Janka [09.02.2025]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Wolfgang Amadeus Mozart | ||
1 | Sinfonie Nr. 4 D-Dur KV 19 | 00:08:20 |
4 | Sinfonie F-Dur KV Anh. 223/19a | 00:12:20 |
7 | Sinfonie Nr. 5 B-Dur KV 22 | 00:06:39 |
10 | Sinfonie Nr. 6 F-Dur KV 43 | 00:15:48 |
14 | Sinfonie Nr. 10 G-Dur KV 74 | 00:07:14 |
17 | Sinfonie Nr. 12 G-Dur KV 110 | 00:16:30 |
Interpreten der Einspielung
- Folkwang Kammerorchester Essen (Orchester)
- Johannes Klumpp (Dirigent)