And Every Little Star
Music by Sammartini, Roman, Vivaldi and Fiorenza
arcantus arc 24054
1 CD • 51min • 2023
09.01.2025
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Die dänische Flötistin Clara Guldberg Ravn hat schon mit Aufnahmen von Flötensonaten des dänischen Komponisten Morten Ræhs aufhorchen lassen. Jetzt hat sie eine weitere CD mit Flötenkonzerten aus dem Barock vorgelegt, in deren Booklet sie schreibt: „Ich hoffe, Sie haben Freude daran, unsere CD anzuhören.“ Und in der Tat: Es ist eine wahre Freude, diese CD anzuhören! Die Flötistin verwendet für jedes Konzert eine andere Blockflöte – alles ist sorgfältig dokumentiert im liebevoll gestalteten und kenntnisreich gehaltenen dreisprachigen Booklet. Die Abfolge der vier Konzerte (die im Booklet allerdings eine andere ist) ist nach dramaturgischen Grundsätzen gehalten: Die Dramatik steigert sich von Konzert zu Konzert. Clara Guldberg Ravn beherrscht ihr Instrument bzw. alle verwendeten Instrumente mühelos und meisterhaft, es sind keine Griffgeräusche, sie scheint nie zu atmen, alles scheint auf einem ewigen Luftstrom zu schweben. Ihr Ton ist leuchtend klar und schlackenlos rein, alles atmet Leichtigkeit und Freude. Nichts wirkt forciert, alles wirkt höchst natürlich.
Das Orchester als mitagierender Dialogpartner
Schon im einleitenden Konzert in F-Dur von Giuseppe Sammartini zeigt sich das „begleitende“ Bremer Barockorchester unter der Leitung seines Gründers und Cellisten Néstor Fabián Cortés Garzón nicht als bloße Begleitung, sondern als mitagierender, ja mitatmender Dialogpartner. Besonders zärtlich umhüllt und umwogt es die Flöte im Largo amoroso der Sinfonia in c-Moll für Blockflöte und Orchester von Nicola Fiorenza, einem weithin unbekannten neapolitanischen Komponisten. Es ist das ungewöhnlichste und das dramatischste Werk dieser CD: zwei langsame Sätze und dazwischen ein Andante-Satz kommen vor einem kurzen, dafür fiebrig erhitzten Schlusssatz. Die Flöte führt, auch mal mit erregten Trillern, einen geradezu theatralischen Dialog mit dem dramatisch agierenden Orchester. Das ist keine bloß spielerische Fächerwedel-Rokoko-Musik!
Dahinstürmende Freude
Ebenso unbekannt für die meisten ist der schwedische Komponist Johann Helmich Roman, auch der „schwedische Händel“ genannt. Romans Musik charakterisiert Ravn als „asymmetrisch, voller Wechsel im Charakter und mit unerwarteten Kadenzen“ – die von der Flötistin mit Jazz-Einsprengseln angereichert werden. Vor dem Concerto in C-Dur spielt sie vom selben Komponisten ein Fragment eines Assagio für Solovioline desselben Komponisten: ein sehr stimmiges und stimmungsvolles Präludium, in dem die Flöte sich anhört, als schwebe sie ganz alleine im Weltenraum. Den meisten Drive, den größten Harmonien-Reichtum und die größte Fantasie aber hat das Concerto in c-Moll RV 441 von Antonio Vivaldi. Das Flötenspiel von Clara Guldberg Ravn ist hier voller Natur-, insbesondere Vogellauten: eine einzige dahinstürmende Freude!
Freude macht auch das Hörbild: Sehr schön ist der hallende Raum der Kirche Unsere Lieben Frauen in Bremen eingefangen, die Flöte hört sich sowohl vorne stehend als auch inmitten des Orchesters sitzend an. Alles in allem eine CD voller Lebensfreude.
Ach ja, der Titel der CD: „And Every Little Star“ ist ein Lied von Linda Scott, von dem Clara Guldberg Ravn Mikroteile in ihre Kadenz zum Roman-Konzert einfügt – allerdings kaum merkbar.
Rainer W. Janka [09.01.2025]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Giuseppe Sammartini | ||
1 | Konzert F-Dur für Sopranblockflöte, Streicher und B.c. | 00:12:47 |
Johan Helmich Roman | ||
4 | Concerto G-Dur Beri 54 für Flöte und Orchester | 00:14:43 |
Antonio Vivaldi | ||
7 | Flötenkonzert Nr. 11 c-Moll RV 441 für Blockflöte, Streicher und Basso continuo | 00:10:57 |
Nicola Fiorenza | ||
10 | Sinfonia c-Moll für Flöte und Orchester | 00:12:09 |
Interpreten der Einspielung
- Clara Guldberg Ravn (Blockflöte)
- Bremer Barockorchester (Orchester)
- Néstor Fabián Cortés Garzón (Dirigent)