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Besprechung CD

Tetra Brass Quatuor

Simoc Records 77

1 CD • 20min • [P] 2024

11.12.2024

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Das 2018 gegründete Blechbläserquartett Tetra Brass Quatuor begibt sich gern auf Repertoire-Entdeckungen – und das ist auch notwendig, wenn man sich als Quartett mit Blechblasinstrumenten in einer Nische Gehör verschaffen möchte. Denn Standardrepertoire gibt es für diese Besetzung eher wenig. Aber das kann auch von Vorteil sein, da es davor bewahrt, in festgefahrene Bahnen zu geraten. Diese Sorge besteht definitiv nicht bei Luca Chiché (Kornett), Aljoscha Zierow (Trompete/Flügelhorn), Christian Traute (Posaune) und Jakob Grimm (Bassposaune). Allein die Kombination dieser Instrumente macht auf ihr aktuelles Allbum schon neugierig. Das Cover der aktuellen Veröffentlichung ist übrigens ein kleines grafisches Kunstwerk in einer Papphülle und wirkt wie eine Metapher für den modernen künstlerischen Ansatz der Musiker. Diesmal haben sie sich tatsächlich an die Ursprünge begeben und widmen sich Werken, die tatsächlich einst für vier Blechbläser geschrieben wurden.

Komplexes Werk

Anton Simons' Quatuor en forme de sonatine op. 23 wurde 1949 komponiert und ist ein Werk für Trompete, Horn, Posaune und Tuba. Die Bezeichnung „Sonatine“ im Titel deutet darauf hin, dass das Werk in einer einfacheren Form als eine vollständige Sonate gestaltet ist, ohne jedoch auf die komplexen und reichen Klangmöglichkeiten des Blechbläserquartetts zu verzichten. Die Musik wirkt durchaus etwas neoklassizistisch, wenn sie auf Formen des 18. und frühen 19. Jahrhunderts zurückgreift, aber dies öffnet Raum für eine breite Palette an „neueren“ Klangfarben und Ausdrucksmöglichkeiten, die von strahlend und brillant bis zu warm und tief reichen. Simons hat hier die unterschiedlichen Klangfarben geschickt ausbalanciert, um Kontraste zwischen den einzelnen Instrumenten zu erzeugen, ohne die Homogenität des Ensembles zu gefährden.

Beschwingt, aber auch sakral

Und genau das ist ein Thema für das Tetra Brass Quatuor, das sich mit solchen Ausdrucksmöglichkeiten wohl wie der berühmte Fisch im Wasser fühlt. Die Musiker deklinieren die rhythmischen Komplexitäten des Werkes – unter anderem sind viele Synkopen und Akzentverschiebungen zu meistern – mit überlegener Präzision und ansteckender Frische. Die Trompete und das weichere Kornett strahlen in brillanten Höhen und lassen es an Wärme nicht fehlen. Die Posaune vermittelt virtuos zwischen lyrischen Passagen und virtuosen Läufen und auch im unteren Register punktet das Ensemblespiel durch den Einsatz einer Bassposaune mit erstaunlicher Beweglichkeit.

Hört man den Beginn von Alexander Glazunovs In Modo Religioso, könnte man an ein Orgelwerk denken, aber der russische Komponist schuf dieses introspektive, einsätzige Werk für Blechbläserensemble und bewies damit viel kompositorische Weitsicht – was nicht minder für sein bemerkenswertes Saxofonquartett gilt, das ebenfalls Ende des 19. Jahrhunderts seiner Zeit vorau war. Die choralartig anmutende Blechblaskomposition Glazunovs erzeugt eine sakrale Atmosphäre zwischen Meditation und Erhabenheit, dabei obliegt es der Klanggestaltung der Musiker, einen gleichsam spirituell tönenden, aber auch erdverbundenen Raum zu erschaffen. Auch hier ist auf das Tetra Brass Quatuor Verlass: Wieder ist es die Bassposaune, die mit ihrem tiefen Orgelregister die Klangarchitektur grundiert, und auch die drei anderen Musiker gehen mit größter musikalischer Sensibilität zu Werke, sodass es an festlichem Glanz nie mangelt.

Uraufführungen und innovative Konzertformate

Das Tetra Brass Quatuor wurde 2023 mit dem Förderpreis für Musik der Stadt München ausgezeichnet, was eine weitere Bestätigung für die künstlerische Reife des Ensembles darstellt. Die Musiker haben ihre Kammermusik-Ausbildung an der Hochschule für Musik und Theater München sowie an der FHNW Basel abgeschlossen und pflegen eine besondere Offenheit für interdisziplinäre Projekte. So arbeitet das Ensemble etwa an einem szenischen Konzert für junges Publikum in Zusammenarbeit mit der Jeunesse Oorkaan Academy, das 2025 in Wien Premiere feiern wird. Das Ensemble genießt auch durch seine innovativen Konzertformate und die regelmäßigen Uraufführungen zeitgenössischer Werke einen hervorragenden Ruf.

Stefan Pieper [11.12.2024]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Antoine Simon
1Quartet in sonatina form op. 23 Nr. 1
Alexander Glasunow
5In modo religioso op. 38

Interpreten der Einspielung

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