Brahms
Violin Sonatas
Ars Produktion 38 663
1 CD • 64min • 2023
20.10.2024
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Die Geigerin Natalia van der Mersch, geboren in Essen, deutsch-kroatischer Abstimmung, hat gemeinsam mit dem belgischen Pianisten Olivier Roberti im Jahr 2023 die drei Violinsonaten von Brahms eingespielt. Die Aufnahmen sind geprägt vom voluminösen Ton der Violinistin und von ihrem leidenschaftlichen Einsatz. Damit dominiert sie das Geschehen. Der Pianist, der seine Rolle als „Strukturgeber“ sieht, begleitet hellhörig und exakt, doch hätte er seinen Part, der vom Komponisten mit gleicher Bedeutung wie der der Violine behandelt wird, im Blick auf die thematische Entwicklung etwas pointierter gestalten können.
Der elegische Ton der Regensonate
Dies gilt bereits für die Sonate op. 78 in G-Dur von 1878/79, die sogenannte „Regensonate“, bei der im Kopfsatz die Verzahnung von Violine und Klavier besonders eng ist. Im Adagio wie im Finale treffen die Interpreten gut den elegischen Ton, der im Zusammenhang steht mit dem Tod von Brahms´ Patenkind Felix Schumann und der tröstlichen Zuwendung zu Clara Schumann. Der kantable Charakter des Werks mit den Zitaten aus den zuvor entstandenen Regenliedern kommt innig zum Ausdruck. Insgesamt hätte man sich allerdings eine deutlichere Differenzierung der Dynamik zwischen piano und forte gewünscht.
Gesangliche Phasen in Opus 100
Dies gilt auch für die Interpretation der A-Dur-Sonate op. 100, die im Kammermusik-Sommer 1886 in Thun komponiert wurde. Die gelöstere Stimmung, die trotz der dichten motivischen Gestaltung des Werks in allen drei Sätzen waltet, teilt sich in der beflügelten Wiedergabe elegant mit. Der Kontrast, der im Mittelsatz aus der Verschränkung von Andante und Vivace erwächst, wird deutlich akzentuiert.
Die Dramatik von Opus 108
Die d-Moll-Sonate, deren Entstehung über einen längeren Zeitraum dauerte, nimmt in der Wiedergabe von Natalia van der Mersch und Olivier Roberti dramatische Züge an. Dies gilt vor allem für die Ecksätze, die mit starkem Elan angegangen werden, so dass man fast von einem sinfonischen Duktus sprechen kann. Auch hier gilt allerdings, dass die Geigerin die Führungsrolle übernimmt, während der Pianist zwar nahtlos folgt, aber weniger Impulse beisteuert.
Das Booklet – in deutscher und englischer Sprache – spiegelt die Überlegungen und Absichten der Interpreten und gibt hilfreiche Hinweise zu Struktur und Stimmung der drei Sonaten.
Prof. Klaus Trapp [20.10.2024]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Johannes Brahms | ||
1 | Sonate Nr. 1 G-Dur op. 78 für Violine und Klavier (Regenlied-Sonate) | 00:26:43 |
4 | Sonate Nr. 2 A-Dur op. 100 für Violine und Klavier | 00:20:11 |
7 | Sonate Nr. 3 d-Moll op. 108 für Violine und Klavier | 00:17:07 |
Interpreten der Einspielung
- Natalia van der Mersch (Violine)
- Oliver Roberti (Klavier)