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Johann Abraham Schmikerer

Musico-Instrumentalische Gemüths-Lust

cpo 555 636-2

2 CD • 83min • 2021

30.09.2024

Künstlerische Qualität:

Klangqualität:

Gesamteindruck:

Mannigfaltig ist die Überlieferung seines Namens: Schmierer, Schmicerer bzw. Schmicorer, und eben auch Schmikerer, als der er in der Titelei dieser CD auftritt. Die auf dem Back-Inlay aufgeführten Lebensdaten 1682-1762 stammen allerdings aus dem Nirgendwo: Trotz ausführlicher Suche in den verschiedensten lexikalischen Quellen waren keine anderen Angaben zu finden als 1661-1719; und wie durch ein Wunder finden sich eben diese Daten auch in Hans Bergmanns informativem Begleittext zu dieser Produktion. Glücklicherweise hat diese editorische „Großzügigkeit“ – immerhin macht sie den Komponisten um etwa eine Generation jünger – nichts mit den Leistungen der Musiker gemein, welche diese reizvollen Orchestersuiten der Vergangenheit entrissen haben und den Liebhabern von Barockmusik hier zu Gehör bringen.

Vom Domsingknaben zum Komponist

Mit zwölf Jahren wurde Schmikerer von 1673 bis 1680 als „Diskantist“ Mitglied der Chormusik am Augsburger Dom. Danach studierte er mit einem Stipendium des Domkapitels zunächst Philosophie an der Universität Dillingen (zwischen 1551 und 1803 bestand dort tatsächlich eine geistliche Universität, die erst von König Maximilian I. im Lauf der Säkularisation aufgelöst wurde). An das Philosophiestudium schloss sich ein Jurastudium an der Universität Salzburg an – dort wurde er zum Doktor promoviert. Eine musikalische Karriere in seiner Heimatstadt als Domkapellmeister blieb ihm verwehrt, so wurde er Direktor der Fuggerschen Stiftung in Augsburg. Der Musik blieb Schmikerer freilich verbunden und legte 1698 mit den „Zodiaci musici in XII Partitas balleticas“ Tanz-Suiten im Druck vor, die ihn als treuen Gefolgsmann des französischen Meisters Lully auswiesen. Lully war damals im Süden Deutschlands hohe Mode – die mit Schmikerer etwa gleichaltrigen Komponisten Kusser, Muffat und Fischer waren beispielsweise auch „Lullysten“.

„Sagenhafte“ zweite Suitensammlung

Lange geisterte in den meist kurzen Biografien Schmikerers in musikalischen Lexika eine zweite Suitensammlung umher, die für verloren erklärt wurde. Der Musikwissenschaftler Hans Bergmann erläutert in seinem Text einleuchtend, dass die in dieser Einspielung versammelte Musik jene verloren geglaubte zweite Suiten-Sammlung „Musico-Instrumentalische Gemüths-Lust“ darstellt, die aus 6 Suiten und dem „Anhang“ einer siebenten Suite besteht. Die Musik erschien 1712 im Druck als Werk „... von einem edlen Liebhaber diser Kunst“, das Bergmann als Komposition Schmikerers und dessen zweite Suiten-Sammlung „Musico-Instrumentalische Gemüths-Lust“ identifizieren konnte.

Souveräne Darstellung

Man wird diese Suiten nicht als bahnbrechende Entdeckung eines jahrhundertelang zu Unrecht vergessenen Komponisten feiern können, dafür ist Schmikeres kompositorisches „Genie“ insgesamt etwas zu wenig „erstklassig“ – hält also dem Vergleich weder mit seinem Generationsgenossen Muffat noch mit den drei zwei Jahrzehnte jüngeren Genies Telemann, Bach und Händel stand. Dennoch erklingt hier Musik, die zweifellos ihren Zeitgenossen und auch uns heute ebenso kurzweilig wie anregend erscheinen mag. Das ist nicht zuletzt ein Verdienst der hervorragenden Interpreten: Elegante Unterhaltung, engagiert und auf hohem Niveau dargeboten – so lautet das Fazit des Rezensenten für diese ansprechende CD.

Detmar Huchting [30.09.2024]

Komponisten und Werke der Einspielung

Interpreten der Einspielung

• L'Arpa festante (Ensemble)
• Michael Behringer (Leitung)
• Christoph Hesse (Leitung)