Menachem Wiesenberg
Works
Carolina Bellver Bl-0686-2023
1 CD • 41min • 2022
18.03.2024
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Der 1950 geborene Menachem Wiesenberg gehört zu den angesehensten israelischen Komponisten der Gegenwart. Auch als Jazz-Pianist international erfolgreich, hat Wiesenberg während seiner langjährigen Tätigkeit als Dozent an der Jerusalemer Akademie für Musik und Tanz eine Abteilung für interdisziplinäres Musizieren ins Leben gerufen und sich intensiv mit jüdischer Volksmusik in ihren verschiedenen Ausprägungen beschäftigt. Davon legt auch das vorliegende, mit etwa 40 Minuten ziemlich kurz geratene Album der in Baden bei Wien beheimateten Beethoven Philharmonie Zeugnis ab, das zwei konzertante Werke Wiesenbergs vorstellt.
Eine große Improvisation
Das einsätzige Concertino für Bratsche und Kammerorchester trägt den Titel „Wie der Ton in des Töpfers Hand“, ein Zitat aus dem traditionellen Gebet zu Yom Kippur, das Gott als den Schöpfer des menschlichen Lebens benennt. Der im Beiheft abgedruckten Werkeinführung des Komponisten zufolge ist dem Soloinstrument die Rolle des Schöpfers zugedacht. Die Bratsche beginnt das Stück mit einem längeren deklamatorischen Solo. Nach und nach mischt sich das Orchester ins Geschehen, gleichsam von der Bratsche zur Mitwirkung animiert. Wiesenbergs Stil ist rhapsodisch, das Werk wirkt wie eine große Improvisation. Dem motivischen Material werden immer wieder spontan neue Seiten abgewonnen. Der „Ton“ ändert beständig seine Gestalt. Das Werk baut auf Tonleitern auf, wie sie in der Synagogenmusik begegnen, was zu einer Harmonik voller frischer diatonischen Dissonanzen führt.
Feurig aber auch nachdenklich
Die konzertante Suite Begegnungen IV für Bratsche, Klarinette und Kammerorchester ähnelt dem Concertino stilistisch sehr, bezieht jedoch auch Elemente der Klezmer-Musik ein, die in dem anderen Werk nicht vorkommen. Die Bezeichnung als „Suite“ mag zunächst in die Irre führen, da es sich ebenfalls um eine Komposition in einem Satz handelt, allerdings ist dieses Stück formal deutlich lockerer gefügt als das Concertino. Die einzelnen Abschnitte sind hier stärker in sich geschlossen und voneinander abgegrenzt. Zwischen ihnen vermitteln Überleitungen, die improvisatorisch anmuten und zum Teil tatsächlich von den Solisten zu improvisieren sind: So erhalten Bratsche und Klarinette je eine frei zu gestaltende Solokadenz, sowie eine (ausgeschriebene) Kadenz, in der sie beide spielen. Die Suite enthält eine Reihe feuriger Tanzszenen und nachdenklicher Intermezzi und stellt beide Soloinstrumente vor dankbare Aufgaben.
Vertraut mit dem Idiom des Komponisten
Die auf der CD festgehaltenen Aufführungen der Beethoven Philharmonie unter der Leitung von Thomas Rösner sind Konzertmitschnitte und vermitteln eine Atmosphäre lebendigen Musizierens für ein hörbar begeistertes Publikum. Mit dem Bratschisten Yuval Gotlibovich und dem Klarinettisten Chen Halevi standen Solisten zur Verfügung, die mit dem Idiom des Komponisten zutiefst vertraut sind und sich in seiner Musik zurechtfinden wie ein Fisch im Wasser.
Norbert Florian Schuck [18.03.2024]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Menachem Wiesenberg | ||
1 | Concertino für Viola und Kammerorchester | |
8 | Suita Concertante-Encounters IV für Klarinette, Viola und Kammerorchester |
Interpreten der Einspielung
- Yuval Gotlibovich (Viola)
- Chen Halevi (Klarinette)
- Beethoven Philharmonie (Orchester)
- Thomas Rösner (Dirigent)