1883
R. Strauss | Grieg | Fauré
Christoph Croisé | Oxana Shevchenko
Avie AV2632
4 CD • 63min • 2021
06.01.2024
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Das Violoncello hinterließ im Jahr 1883 gewichtige Spuren in der Musikgeschichte. Das beweist die Aufnahme des Schweizer Cellisten Christoph Croisé, die drei wegweisende Werke aus diesem Jahr kombiniert: Edvard Grieg schuf die a-Moll-Sonate, sein einziges Werk für Cello und Klavier. Die F-Dur-Sonate des jugendlichen Richard Strauss wurde uraufgeführt und Gabriel Fauré veröffentlichte seine Élégie op. 24.
Drei Meisterwerke aus einem Jahr
Christoph Croisé, der kürzlich seinen 30. Geburtstag feierte, wird hier von seiner langjährigen Klavierpartnerin Oxana Shevchenko begleitet. Die beiden gestalten gleichberechtigte und klanglich ausgewogene Dialoge. Shevchenko überzeugt mit technischer Brillanz und klarem Ton; Croisé musiziert auf seinem venezianischen Goffriller-Cello mit feinnervigem Habitus und warmem Timbre.
Angesichts dieser beseelten Grieg-Interpretation ist es kaum vorstellbar, dass die Uraufführung dieser Sonate in Dresden und Leipzig einst gnadenlos verrissen wurde. Ein Schock für Grieg, der mit diesem Stück nach seiner Zeit als Dirigent der Philharmoniker Bergen das Komponieren wieder aufgenommen hatte.
Während Grieg die musischen Gene wohl von seiner Mutter, einer Konzertpianistin, erbte, sorgte bei Richard Strauss der Vater für Anregungen. Als Solohornist der Münchner Hofkapelle schleuste er den kleinen Richard in die Proben, engagierte unter den Kollegen Lehrer für Klavier, Geige und Instrumentation. Nur so ist die Meisterschaft zu erklären, über die bereits der 16-Jährige verfügte, als er seine Cello-Sonate schrieb.
Für die Veröffentlichung zwei Jahre später übernahm er nur den Kopfsatz der ursprünglichen Fassung: ein prachtvoll selbstbewusstes Allegro con brio, bei dem Croisé und Shevchenko eine subtile Klangfarbenpracht und beeindruckende virtuose Fähigkeiten entfalten. Die anderen Sätze schrieb Strauss neu, hielt er doch seine zuvor entstandenen Einfälle bereits für unreif.
Unvollendet schön
Schließlich komplettiert ein siebenminütiger Blick nach Frankreich das Album: die Élégie von Gabriel Fauré, der zeitlebens eine große Vorliebe für das Cello hegte und neben seinen beiden Sonaten auch immer wieder kürzere Cello-Stücke schrieb. Das früheste unter ihnen ist die Élégie, die erstmals im Pariser Salon von Saint-Saëns erklang. Sein ursprüngliches Vorhaben, aus dem Satz eine komplette Sonate zu machen, gab Fauré auf.
Christoph Croisé und Oxana Shevchenko bringen hier gesangliche Melodien und den geistreichen Salontonfall zum Leuchten. Ein stimmiger Ausklang für ein Album, das musikalisch ebenso wie durch sein einfallsreiches Konzept überzeugt.
Antje Rößler [06.01.2024]
Anzeige
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Richard Strauss | ||
1 | Sonate F-Dur op. 6 für Violoncello und Klavier | 00:27:24 |
Edvard Grieg | ||
4 | Sonate op. 36 für Violoncello und Klavier | 00:28:18 |
Gabriel Fauré | ||
7 | Elégie c-Moll op. 24 für Violoncello und Klavier | 00:07:16 |
Interpreten der Einspielung
- Christoph Croisé (Violoncello)
- Oxana Shevchenko (Klavier)