Stefan Heucke
Holzbläsersonaten op. 114
GWK Records 161
1 CD • 83min • 2022
09.12.2023
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Im Corona-Lockdown nahm sich Stefan Heucke Zeit, vier Sonaten zu komponieren, für je ein Holzblasinstrument und Klavier – ein Künstlerstipendium des Landes Nordrhein-Westfalen machte es möglich. Uraufgeführt wurden die Sonaten im Juli 2022 beim Holzbläserfestival „Summerwinds“ in Münster; nun liegt bei gwk Records die Ersteinspielung vor. Stefan Heucke, der aus der Nähe von Schwäbisch Hall stammt und heute als freischaffender Komponist zwischen Bochum und Ligurien pendelt, ist ein Vielschreiber; der Sonatenzyklus trägt immerhin die Opusnummer 114! Der 64-Jährige stieg nicht in die Fußstapfen der in den 1980ern hierzulande verbreiteten Serialismus-Nachfolge. Stefan Heucke scheut weder Dur und Moll, noch sangliche Melodien oder durchgängige Rhythmen. In seinen Holzbläser-Sonaten hält er an der traditionellen Sonatenform und Satzfolge fest. Jede Sonate hat einen eigenständigen Charakter; die besonderen Merkmale von Flöte, Oboe, Klarinette und Fagott sind geistreich und virtuos eingefangen.
Melodien in Dur und Moll
In der Flötensonate, die Daniela Koch und Kimiko Imani am Klavier spieltechnisch bravourös interpretieren, kommt der agile, quecksilbrige, brillante Charakter der Flöte schön zur Geltung. Die Melancholie der Oboensonate wird durch die expressive Interpretation von Ramón Ortega Quero und GyuTae Ha zum Leuchten gebracht. Marceau Lefèvre und Kimiko Imani loten in der Fagottsonate die Bandbreite des tiefsten Holzblasinstruments aus; das Elegische und Majestätische ebenso wie die Neigung zur Bizarrerie.
Lockdown-Variationen
Die viersätzige Klarinettensonate ist die umfangreichste des Albums. Hier hat die Pandemie direkte Spuren hinterlassen, in Form von Cesar Bresgens Eichendorff-Lied „O du stille Zeit“. Aus dessen schlichtem Thema entwickelt Stefan Heucke eine Reihe von Variationen; mal dramatisch und unruhig, mal düster und schwer. Auch ein tarantella-artiger Totentanz ist zu hören. Der Klarinettist Simon Degenkolbe und Tobias Haunhorst am Klavier erwecken mit ihrer fesselnden Interpretation Erinnerungen an die aufwühlende Zeit des Lockdown. Das eher schmale Repertoire von Sonaten für die Holzbläser hat der Komponist Stefan Heucke deutlich bereichert.
Antje Rößler [09.12.2023]
Anzeige
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Stefan Heucke | ||
1 | Sonate op. 114 Nr. 1 für Flöte und Klavier | 00:19:33 |
4 | Sonate op. 114 Nr. 2 für Oboe und Klavier | 00:20:50 |
7 | Sonate op. 114 Nr. 3 für Klarinette und Klavier | 00:26:34 |
11 | Sonate op. 114 Nr. 4 für Fagott und Klavier | 00:16:07 |
Interpreten der Einspielung
- Daniela Koch (Flöte)
- Marceau Lefèvre (Fagott)
- Kimiko Imani (Klavier)
- Ramón Ortega Quero (Oboe)
- GyuTae Ha (Klavier)
- Simon Degenkolbe (Klarinette)
- Tobias Haunhorst (Klavier)