Crusell
The Last Warrior (den siste kämpen)
Ondine ODE 14242
1 CD • 50min • 2022
05.10.2023
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Bernhard Henrik Crusell wurde in Finnland geboren, Karriere machte er jedoch in Schweden. Er gehört zu jener Armada an Komponisten, die als Zeitgenossen Beethovens unter der Rezeption der Werke des Musiktitanen zu leiden hatten, und erst spät wiederentdeckt wurden. Doch zu entdecken gibt es hier einiges wie die Einspielung des Helsinki Baroque Orchestra unter der Leitung von Aapo Häkkinen beweist. Etwa die Ouvertüre zu der Oper Den lilla slavinnan (Das kleine Sklavenmädchen), die voller Dramatik steckt und von Helsinki Baroque Orchestra auch mit dem entsprechenden Impetus gespielt wird. Oder das Fagottkonzert in B-Dur, ein veritables Virtuosenstück, das von Jani Sunnarborg ebenso klangschön wie auch ungeheuer virtuos absolviert wird. Die Verbwendung des alten Instrumentariums lässt diese spannende Musik nicht nur authentischer klingen, sie bietet auch ungleich feinere Nuancen und abschattiertere Klangbilder als moderne Instrumente. Dazu kommt das formidable Orchester, das wirklich stets nah am dramatischen Puls der Musik spielt und deren mal lyrischen, mal ungestümen Duktus sehr schön ausarbeitet.
Maximum an Spannung
Neben dem Fagottkonzert ist das „Declamatorium“ Den siste kämpen (etwa Der letzte Krieger) ein weiteres, ungemein spannendes Stück auf dieser CD. Dahinter verbirgt sich nichts anderes als ein Melodram, wie es sich damals großer Beliebtheit erfreute, quasi eine Oper im Kleinen, in der mit einfachsten dramaturgischen Mitteln ein Maximum an Spannung erzeugt wird. Das freilich war lange vor Tatort- und True Crime-TV-Zeiten, heute würde dieses Format vielen (jüngeren?) Zuhörern wohl kaum mehr als ein mildes Lächeln entlocken. Dennoch, musikhistorisch ist diese Gattung hochinteressant, wie auch andere Beiträge aus dieser Zeit, etwa von Lord Byron oder Victor Hugo, beweisen. Orchester und Dirigent bleiben dem Werk nichts schuldig. Das Drama, das die ruhmreiche Vergangenheit Schwedens glorifiziert, wird hier mit allen Mitteln der Kunst „dramatisiert“, wozu auch die Audi Jugendchorakademie und Frank Skog als Sprecher beitragen. Hier ist es Crusell, der sich als am Puls der Zeit komponierend erweist. Und das Helsinki Baroque Orchestra macht dies sehr eindrucksvoll nachhörbar.
Guido Krawinkel [05.10.2023]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Bernhard Henrik Crusell | ||
1 | Little Slave Girl | 00:07:14 |
2 | Fagottkonzert B-Dur | 00:19:52 |
5 | The Last Warrior | 00:23:22 |
Interpreten der Einspielung
- Frank Skog (Rezitation)
- Audi Jugendchorakademie (Chor)
- Helsinki Baroque Orchestra (Orchester)
- Aapo Häkkinen (Dirigent)