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Besprechung CD

La Femme

From Orient to Occident - A Journey of Female Composers

Naxos 8.551470

1 CD • 77min • 2021, 2022

12.05.2023

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 8
Klangqualität:
Klangqualität: 8
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 8

Dass komponierende Frauen in der Vergangenheit einen schweren Stand hatten und auch heute noch in den Konzertprogrammen unterrepräsentiert sind, steht außer Frage. Auf dem aktuellen CD-Markt ergibt sich allerdings ein gegenläufiges Bild: Komponistinnen-Recitals, besonders auf dem Gebiet der Vokal- und Klaviermusik, haben Konjunktur. Das vorliegende Album nimmt in dem breiten Angebot eine Sonderstellung ein, da es die Frauen-Thematik mit der kulturellen Begegnung zwischen Orient und Okzident verbindet. LA FEMME ist der lapidare Titel, der im Untertitel präzisiert wird: „A Journey of Female Composers“. Und das trifft es: es handelt sich um eine Reise, eine Kreuzfahrt der besonderen Art, von Grenzüberschreitungen in alle Richtungen bestimmt – zeitlicher, geographischer und stilistischer Art. Die älteste der komponierenden Damen, die byzantinische Äbtissin Kassia, lebte von 810-865, die jüngste, Niloufar Nourbakhsh (Jg. 1993), kommt aus dem Iran und ist eine Vorkämpferin für die Gleichberechtigung auf dem musikalischen Sektor. Nur wenige arrivierte Namen aus der Vergangenheit wie Francesca Caccini (1587-1641), Pauline Viardot-Garcia (1821-1910) und Dora Pejačević (1885-1923) finden sich im Programm, dessen Schwerpunkt Komponistinnen des ausgehenden 20. und des beginnenden 21. Jahrhunderts bilden. Einige Stücke sind Auftragsarbeiten für dieses Projekt.

Musik ohne Grenzen

Der Initiatorin dieses Projekts, der in Wien lebenden, aus dem Kosovo stammenden, in Albanien und Israel ausgebildeten Mezzosopranistin Flaka Goranci, ging es – wie sie in einem Interview mit Stefan Pieper erklärte – darum, „Grenzen zwischen scheinbar konträren Welten aufzubrechen“, und sie sieht die Veröffentlichung als „eine Form von politischem Protest und eine Botschaft für den Frieden“. Sie hat zu diesem Zweck eigens ein Ensemble (das World Chamber Orchestra) gegründet, das fast 40 Personen aus elf Nationen vereinigt und in der Lage ist, auf der Grundlage klassischer Ausbildung auch außereuropäische Musikstile authentisch wiedergeben zu können. Bei vielen Stücken handelt es sich um neue Arrangements von Volksliedern oder um Werke mit folkloristischem Hintergrund aus Serbien, Bulgarien, Mazedonien oder aus Syrien und Israel. Dazwischen gibt es immer wieder reine Instrumentalstücke wie die Drei Konzert-Etüden op. 1 (1979) der türkischen Komponistin Nazife Güran.

In vielen Stilen zuhause

Der Gedanke des stilistischen Crossover wird in den beiden abschließenden Nummern verfolgt, Bésame mucho (1941) von Consuelo Velázquez und Pata Pata (1967) von Miriam Makeba, die in zwar domestizierten, aber zweckmäßigen Arrangements von Tina Schauer vorgeführt werden. Sie behalten auch im Vortrag einer klassischen Sängerin ihren spezifischen Reiz. Flaka Goranci ist hier wie auch in den vorangehenden Stücken eine eloquente Führerin durch teilweise fremde musikalische Welten, die weniger mit stimmlichem Glanz als mit der Variationsbreite des Ausdrucks punkten kann. Ihre instrumentalen Reisegefährten – das World Chamber Orchestra und der Dirigent Konstantinos Diminakis – stehen ihr, einzeln und in der Gruppe, an gestalterischer Flexibilität nicht nach und überzeugen durch Musizierfreude und Spontaneität.

Ekkehard Pluta [12.05.2023]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Suad Bushnaq
1The borrowed Dress 00:07:05
Dirma Orsho
2Those Forgotten on the Banks of the Euphrates 00:07:02
Jasmin Reuter
3Salomea 00:03:16
trad.
4Oy ne svity, misyachen'ku (ukrain. Volkslied) 00:03:21
Ilse Weber
5Wiegala 00:01:18
Maria Theresia Paradis
6Sicilienne 00:03:27
Niloufar Nourbbakhsh
7The Window 00:02:35
Flaka Goranci
8The Speech of Love 00:03:59
Dora Pejačević
9Blumenleben op. 19 00:02:15
Ella Milch-Sheriff
10Zeh hayofi op. 19 00:03:25
Annamaria Kowalsky
11Perpetuo 00:02:51
Kassia
12Pelagia 00:02:35
Albena Petrovic Vratchanska
13Peperuga 00:03:35
Nazife Güran
14Konzertetüde Nr. 1 (Dantel) 00:02:36
trad.
15So maki sum se rodila (mazedon. Volkslied) 00:04:16
Isidora Žebeljan
16Sarabande für Klarinette, Violine und Klavier 00:04:11
Francesca Caccini
17Chi desia di saper (Il primo libro delle musiche) 00:02:59
Pauline Viardot-Garcia
18Haï Luli 00:03:34
Eriona Rushiti
19Hana 00:03:55
Consuelo Velásquez
20Besame Mucho 00:03:59
Miriam Makeba
21Pata Pata 00:03:21

Interpreten der Einspielung

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