Mozart & Fiala
Amadé, mon ami
Rondeau ROP6234
1 CD • 79min • 2022
30.05.2023
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Was tut ein Gambist nicht alles für sein Gambenspiel: Er sucht selbst bei Mozart und wird fündig. Mozart war befreundet mit dem seinerzeit hochberühmten Gambenspieler Joseph Fiala (1748-1816), in den Tagebüchern und Briefen der Familie wird er öfters als Gast erwähnt. Thomas Fritzsch recherchiert und findet nicht nur Fialas originale Gambe und von diesem komponierte Gambenkonzerte, sondern auch Werke von Mozart, die für Gambe geschrieben sein könnten. Darüber kann man musikhistorisch streiten – aber hier interessiert vor allem, wie sie gespielt sind. Diese CD ist somit ein Dokument einer Musiker-Freundschaft.
Unterhaltungsmusik im besten Sinne
Als „lieblich und süßrührend“ beschreibt ein Zeitgenosse Fialas das Gambenspiel im Booklet und „süßrührend“ ist in der Tat das Spiel von Thomas Fritzsch. Die hier vertretenen Werke von Fiala sind zwar von begrenzter Erfindungskraft, dudeln oft vergnügt vor sich hin, sind Unterhaltungsmusik im besten Sinne, im Concertino F-Dur mit Flöten und Hörnern sogar einigermaßen üppig besetzt und mit einer kleinen Solo-Kadenz bestückt: Die präsentiert Fritzsch außerordentlich tonschön und wahrlich „süßrührend“. Die Instrumentation all dieser Concertinos umarmen den herbsüßen Klang der Gambe aufs lieblichste und lassen diesem Instrument gleichzeitig generös den Vortritt.
Mit Eleganz und Spielfreude
Alles nichts gegen Mozart: Dessen Werke stehen natürlich turmhoch über denen Fialas – auch wenn sie für die Gambe manchmal gar nichts Melodiöses bieten, sondern nur Alberti-Bässe oder gar nur Bass-Liegetöne. Die Sonata B-Dur KV 292 ist wohl ursprünglich für Fagott geschrieben, als „unterhaltend und zugleich sorgfältig verarbeitet“ bezeichnet Arnold Werner-Jansen sie, sie ist im Finale quirlig sprudelnd und bietet dem Solo-Instrument einen virtuosen Auftritt, den Fritzsch mit Eleganz und Spielfreude wahrnimmt.
Michael Schönheit an den verschiedenen Fortepianos ist ein gleichwertiger und gleich spielfreudiger Partner, ebenso die stilkundigen Musiker der Merseburger Hofmusik.
Ein nettes Unikum ist der Vortrag der Bass-Arie „In diesen heil’gen Hallen“ durch die Gambe solo mit zwei Strophen, dazwischen spricht Axel Thielmann mit sonorem Bariton nur den Text.
Hervorragend ist die Akustik der Johann-Georgen-Kirche in Schleberoda eingefangen, der Klang ist klar, plastisch und den Raumklang gut integrierend.
Rainer W. Janka [30.05.2023]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Josef Fiala | ||
1 | Concertino D-Dur Reif 4.52 | 00:15:04 |
Wolfgang Amadeus Mozart | ||
5 | Andantino B-Dur KV Anh. 46 | 00:07:28 |
6 | Sonate B-Dur KV 292 | 00:14:33 |
Josef Fiala | ||
9 | Concerto F-Dur Reif 2.65 | 00:15:46 |
Wolfgang Amadeus Mozart | ||
12 | Sonata C-Dur KV 19d | 00:13:42 |
15 | In diesen heiligen Hallen (Arie des Sarastro, 2. Akt - aus: Die Zauberflöte KV 620) | 00:04:18 |
Josef Fiala | ||
16 | Sonata G-Dur Reif 4.51 | 00:08:19 |
Interpreten der Einspielung
- Thomas Fritzsch (Viola da gamba)
- Michael Schönheit (Klavier, Leitung)
- Merseburger Hofmusik (Instrumentalensemble)
- Axel Thielmann (Rezitation)