Brahms
Duets and Romances

MDG 908 2233-6
1 CD/SACD stereo/surround • 67min • 2021
07.04.2023
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Von den 26 Duetten der vorliegenden Sammlung ist nur das erste, Die Schwestern (op. 61,1), wirklich populär geworden. Dass viele andere Stücke aus diesem Genre später in Vergessenheit gerieten, mag daran liegen, dass sie zu einer Salonkultur gehören, die nach und nach verloren ging. Hört man sie heute, wird man den Eindruck nicht los, dass sie häufig auch anlassgebunden geschrieben wurden, also Gelegenheitsarbeiten waren, nicht „für die Ewigkeit“ bestimmt. Wobei ein derart romantischer Künstleranspruch dem Wesen von Johannes Brahms ohnehin völlig fremd war. Er sah die Entwicklung der Vokalmusik seiner Zeit auf „falschem Kurs“, postulierte dagegen als Ideal das Volkslied. Er selbst war ein emsiger Sammler davon – fünf Titel aus 28 Deutsche Volkslieder WoO32 und 49 Deutsche Volkslieder WoO33 finden sich auch in diesem Album –, hat sich aber auch in seinen Kunstliedern immer um einen ungekünstelten, volksliedhaften Ton bemüht. Die ambitionierteren Balladen und Romanzen op. 75 (1877/78) bilden Höhepunkt und Abschluss seiner Duett-Kompositionen. Dabei begibt er sich im Falle von Edward in unmittelbare Konkurrenz zu Franz Schubert und Carl Loewe. Es zeigt sich dabei, dass er keine ausgesprochen dramatische Ader hatte.
Im Geiste der Hausmusik
Nicht alle der hier versammelten Lieder waren ursprünglich als Duette konzipiert. Bei Romanzen und Lieder op. 84 hat Brahms selbst Fassungen für wahlweise eine oder zwei Stimmen geschaffen. Bei einigen dialogischen Liedern bietet sich die Verteilung auf zwei Stimmen von selbst an und wird hier praktiziert. Die Schwestern Felicitas und Judith Erb, zwei in der Farbe hinreichend unterscheidbare Sopranstimmen, der vielversprechende junge Tenor Magnus Dietrich und die Pianistin Doriana Tchakarova haben sich entschieden, die Lieder ganz im Geiste der Hausmusik zu interpretieren, auf Zimmerlautstärke gedimmt und ohne einen Gedanken daran, dass ihnen jemand zuhören könnte. Das ist ein Ansatz, der sich aus den Kompositionen selbst durchaus rechtfertigen lässt, aber der offensichtliche Verzicht auf eine Kommunikation mit den Zuhörenden, der Verzicht auch, die Dialoge szenisch und sprachlich plastisch zu gestalten, ist zumindest für eine Publikation auf Tonträgern problematisch.
Das Booklet enthält einen informativen Einführungstext von Lena Alfter sowie die Liedtexte ausschließlich in Deutsch. Dass auf die Angabe der Autoren verzichtet wurde, ist allerdings bedauerlich. Immerhin sind darunter Namen wie Eduard Mörike, Justinus Kerner, Claus Groth oder Willibald Alexis, und Sammlungen wie Goethes „West-östlicher Divan, Herders „Volkslieder“ und „Stimmen der Völker“ sowie „Des Knaben Wunderhorn“ – Quellen, die auch von vielen anderen Komponisten herangezogen wurden.
Ekkehard Pluta [07.04.2023]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Johannes Brahms | ||
1 | Die Schwestern op. 61 Nr. 1 | 00:02:15 |
2 | Klosterfräulein op. 61 Nr. 2 | 00:02:07 |
3 | Phänomen op. 61 Nr. 3 | 00:01:56 |
4 | Die Boten der Liebe op. 61 Nr. 4 | 00:03:20 |
5 | Da unten im Tale WoO 33,6 (Deutsche Volkslieder Heft 1) | 00:01:55 |
6 | Sommerabend op. 84 Nr. 1 | 00:02:11 |
7 | Der Kranz op. 84 Nr. 2 | 00:01:53 |
8 | In den Beeren op. 84 Nr. 3 | 00:01:43 |
9 | Vergebliches Ständchen op. 84 Nr. 4 (Volkslied) | 00:01:54 |
10 | Spannung op. 84 Nr. 5 (Volkslied) | 00:03:33 |
11 | Der tote Gast | 00:02:35 |
12 | Klänge I op. 66 Nr. 1 | 00:01:49 |
13 | Klänge II op. 66 Nr. 2 | 00:02:06 |
14 | Am Strande op. 66 Nr. 3 | 00:02:27 |
15 | Jägerlied op. 66 Nr. 4 | 00:01:52 |
16 | Hüt' du dich! op. 66 Nr. 5 | 00:03:19 |
17 | Die beiden Königskinder | 00:03:24 |
18 | Edward op. 75 Nr. 1 | 00:05:15 |
19 | Guter Rat op. 75 Nr. 2 | 00:02:30 |
20 | So laß uns wandern op. 75 Nr. 3 | 00:03:06 |
21 | Walpurgisnacht op. 75 Nr. 4 | 00:01:55 |
22 | Schwesterlein, Schwesterlein WoO 33,15 (Deutsche Volkslieder Heft 3) | 00:02:42 |
23 | Weg der Liebe I op. 20 Nr. 1 | 00:02:35 |
24 | Weg der Liebe II op. 20 Nr. 2 | 00:02:40 |
25 | Die Meere op. 20 Nr. 3 | 00:02:40 |
26 | Soll sich der Mond nicht heller scheinen WoO 33,35 (Deutsche Volkslieder Heft 5) | 00:03:32 |
Interpreten der Einspielung
- Felicitas Erb (Sopran)
- Judith Erb (Sopran)
- Magnus Dietrich (Tenor)
- Doriana Tchakarova (Klavier)