Anzeige

Teilen auf Facebook RSS-Feed Klassik Heute
Klassik Heute - Ihr Klassik-Portal im Internet

CD • SACD • DVD-Audio • DVD Video

Besprechung CD/SACD stereo/surround

L'Arte del Virtuoso

Solo Concertos

MDG 926 2277-6

1 CD/SACD stereo/surround • 77min • 2022

10.03.2023

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Sein Debüt im Katalog der Musikproduktion Dabringhaus und Grimm feiert das Ensemble caterva musica, dessen Name ins Deutsche etwa mit „Musikschar“ zu übersetzen wäre. Das 1998 gegründete westfälische Ensemble versteht sich als Botschafter Alter Musik; nach eigenem Bekunden setzt es sich – wie es sich auch für ein heutiges Barockorchester geziemt – aus Musikern zusammen, die gleichermaßen als Solisten brillieren wie auch im Ensemblespiel musikalische Meisterschaft bieten. Auf der vorliegenden Aufnahme beeindrucken die Musiker mit vier Solokonzerten und einer Sinfonie: Werke von Antonio Vivaldi (1678-1741), Niccolò Fiorenza (ca. 1700-1764), Johann Melchior Molter (1696-1765), Johann Joachim Quantz (1697-1773) und Johann Gottlieb Graun (1703-1771) bilden ein farbiges Kaleidoskop von Musik jener Generation, die als „Epoche der Bach-Söhne“ in die Musikgeschichte eingegangen ist. Zwar wurden die Söhne J. S. Bachs jeder auf seine Weise zu prägenden Gestalten der Musik ihrer Epoche, doch stellt das Programm dieser SACD eindrucksvoll unter Beweis, dass auch andere Talente das Musikleben dieser Generation mit Werken bereichert haben, die Fantasie und Kompositionskunst unter Beweis stellen.

Aufbruch in neue Zeiten

Nicht zufällig steht das berühmte Blockflötenkonzert in c-Moll (RV 441) des Venezianers Antonio Vivaldi am Beginn dieser SACD, war er es doch, der im Verein mit seinem 15 Jahre älteren römischen Landsmann Arcangelo Corelli das instrumentale Solokonzert zu einem europaweiten Erfolgsmodell formte. Mit der dreisätzigen Struktur und der Tempofolge schnell-langsam-schnell als formalem Rahmen ist das instrumentale Solokonzert bis ins 20. Jahrhundert das bestimmende Vorbild des Instrumentalkonzerts geblieben, und es war ja bereits durch Kompositionen des Spätbarocks – etwa bei J. S. Bach – aus der Begegnung mit italienischer konzertanter Musik als Gattung vorgeprägt worden.

Deutsch-neapolitanische Wechselwirkung?

Aufhorchen lässt das Cellokonzert des Neapolitaners Niccolò Fiorenza, das anmutet, als gehöre der Komponist nicht allein der Musik seiner Heimatstadt, sondern auch der Generation der Bach-Söhne an: Trotz aller italianità des Stückes möchte man fast an einen wie auch immer gearteten Einfluss von nördlich der Alpen denken, so sehr gemahnt besonders der erste Satz (zumindest den Rezensenten) an die affektreiche Sprache des zweitältesten Bach-Sohnes Carl Philipp, selbst etwa 15 Jahre jünger als Fiorenza.

Höfische und bürgerliche Musik

Johann Joachim Quantz und Johann Gottlieb Graun wirkten beide im überaus lebendigen Musikleben Berlins zur Zeit Friedrichs II., das sich nicht nur durch das hohe musikalische Niveau des Hofes, sondern auch durch die kunstsinnige Bürgerschaft auszeichnete, die den Musikern Friedrichs des Großen ein entspanntes Betätigungsfeld neben dem Hofdienst und dem einschränkenden Musikgeschmack des Königs bot. So fügen sich das Hornkonzert von Quantz und Grauns Konzert für Bratsche überaus harmonisch in dieses Programm ein. Johann Melchior Molters Sinfonie in F-Dur bereichert als weitere Facette eines Meisters, der nicht dem Berliner Kreis angehörte, sondern in Karlsruhe am Hof des Markgrafen von Baden wirkte, dieses höchst farbige Programm: Das Stück gewährt den Pauken eine führende Rolle und schafft damit eine besondere orchestrale Atmosphäre, die den experimentellen Charakter der Musik in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts deutlich hervorkehrt.

Fazit: Elegant, federnd und mit einer an der historische informierten Musizierpraxis geschulten Rhetorik; virtuos, doch nie mit dem vordergründigen Glanz einer vergoldeten Oberfläche präsentiert caterva musica dieses ebenso anregende wie reizvolle Programm aus der Zeit zwischen dem Spätbarock und der Klassik.

Detmar Huchting [10.03.2023]

Anzeige

Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Antonio Vivaldi
1Flötenkonzert Nr. 11 c-Moll RV 441 für Blockflöte, Streicher und Basso continuo 00:11:25
Nicolò Fiorenza
4Concerto F-Dur für Violoncello, Streicher und B.c. 00:15:45
Johann Gottlieb Graun
8Violakonzert Es-Dur Cv: VIII:116 00:06:32
Johann Joachim Quantz
11Hornkonzert Dis-Dur QV 5 00:10:56
Johann Melchior Molter
14Sinfonia F-Dur 00:18:13

Interpreten der Einspielung

Das könnte Sie auch interessieren

10.03.2023
»zur Besprechung«

L'Arte del Virtuoso, Solo Concertos
L'Arte del Virtuoso, Solo Concertos

16.03.2022
»zur Besprechung«

Nicolaus Bruhns, Cantatas and Organ Works Vol. 1
Nicolaus Bruhns, Cantatas and Organ Works Vol. 1

12.08.2020
»zur Besprechung«

Johann Sebastian Bach, Concertos for Harpsichord and Strings Vol. 1
Johann Sebastian Bach, Concertos for Harpsichord and Strings Vol. 1

10.04.2020
»zur Besprechung«

Johann Sebastian Bach, St Matthew Passion BWV 244
Johann Sebastian Bach, St Matthew Passion BWV 244

Anzeige

Klassik Heute - Ihr Klassik-Portal im Internet

Anzeige