Rachel Willis-Sørensen
Sony Classical 19439968352
1 CD • 78min • 2021
05.06.2022
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Seit ihrem Sieg beim Gesangswettbewerb Operalia vor acht Jahren gilt die amerikanische Sopranistin Rachel Willis-Sørensen als ein Geheimtipp auf der internationalen Opernszene. Beim Livestream von Verdis Les Vêpres Siciliennes aus der Bayerischen Staatsoper (2018) stieß ich erstmalig auf ihren Namen und war damals von ihrer sängerischen Leistung sehr angetan. Seither konnte ich manche positiven Besprechungen ihrer Auftritte lesen und habe nun mit Interesse ihr Debüt-Album bei Sony studiert, in dem sie sich in einigen ihrer erfolgreichen Bühnenrollen präsentiert. RACHEL ist der Titel des Recitals, der Name ist da gleichsam Programm. Das ist ein geschickter Marketing-Coup, denn natürlich ist die Sängerin anders als früher Plácido Domingo und später Anna Netrebko oder Jonas Kaufmann noch kein Selbstläufer, sie wird hier also von der Firma und von ihrem Agenten deutlich „gepusht“. Dazu passt auch, dass Kaufmann, in dessen Wien-Album sie mitgewirkt hat, ihr hier im Duett aus La Bohème die Ehre gibt (obwohl Rodolfo nicht mehr seine Partie ist), und ihr nahe stehende Personen wie der Tenor Giovanni Sala („mein neuer Freund“) und die Sopranistin Olivia Kahler („meine Pressesprecherin und liebe Freundin“) ihr in comprimario-Auftritten assistieren.
Leckere Gesangs-Happen
Ihre Qualitäten als Sängerin erschließen sich sehr schnell. Sie besitzt eine überdurchschnittlich schöne lyrische Stimme, die jugendlich aufblühen kann und gleichzeitig technisch sicher geführt ist und auch Koloraturen wie selbstverständlich meistert. Im Repertoire, das sie hier vorführt, ist sie gut aufgehoben, ob bei Mozart, Verdi oder Puccini, und Dvořáks Rusalka ist ihr gleichsam in die Stimme geschrieben. Auch den „Rauswerfer“ mit Lehárs Vilja-Lied lässt man sich von ihr gerne gefallen. Was mir aber ein bisschen fehlt, ist die Vergegenwärtigung von Charakteren und Situationen, obwohl sie ja alle Rollen kurz zuvor auf der Bühne gesungen hat. Das Herzklopfen der Halbweltdame Violetta, die sich zum ersten Male in ihrem Leben richtig verliebt, spürt man kaum, und bei Desdemona wie bei Mimi ersetzt eine gewisse Gefühligkeit, die durch den Dirigenten Frédéric Chaslin noch unterstützt wird, den echten Herzenston. Am direktesten wirkt der Furor Donna Annas in ihrer ersten Arie. Alles ist wohlklingend gesungen, in der jüngeren Tradition von Stimmen etwa wie Kiri te Kanawa und Renée Fleming. Ich spreche da gerne von „Dessert-Sängern“, von denen es auch auf Männerseite, vor allem bei den Tenören, genügend gibt. Vielen Opernfreunden reicht das für ein Studio-Recital. Ich selbst stelle mein Urteil unter Vorbehalt, bis ich Frau Willis-Sørensen in einer der hier vorgestellten Partien live oder wenigstens in einem kompletten Livestream erlebt habe.
Ekkehard Pluta [05.06.2022]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Giuseppe Verdi | ||
1 | È strano... Ah, fors'è lui – Follie! Delirio vano è questo! (1. Akt: Szene und Arie Violetta/Alfredo - aus: La Traviata) | 00:04:16 |
2 | Follie! ... follie ... delirio vano è questo (1. Akit, 5. Szene Violetta - aus: La Traviata) | 00:03:10 |
3 | Follie! Sempre libera (1. Akt: Violetta, Alfredo - aus: La Traviata) | 00:01:47 |
4 | Ami, le cœur d'Hélène (4. Akt, 2. Szene: Romanze - aus: Les vêpres siciliennes) | 00:04:50 |
Wolfgang Amadeus Mozart | ||
5 | Don Giovanni, son morta! (1. Akt, 3. Szene: Donna Anna, Don Ottavio) | 00:03:45 |
6 | Or sai chi l'onore (1. Akt, 3. Szene: Arie der Donna Anna - aus: Don Giovanni KV 527) | 00:02:54 |
7 | Crudele! ... ah no mio bene! (2. Akt: Donna Anna - aus: Don Giovanni KV 527) | 00:01:47 |
8 | Non mi dir (Arie der Donna Anna, 2. Akt - aus: Don Giovanni KV 527) | 00:03:21 |
9 | Forse un giorno (2. Akt, 11. Szene: Donna Anna - aus: Don Giovanni KV 527) | 00:01:56 |
Giuseppe Verdi | ||
10 | Era più calmo? (4. Akt, 1. Szene: Emilia, Desdemona, aus: Otello) | 00:04:12 |
11 | Mia madre aveva una povera ancella (4. Akt, 1. Szene: Desdemona, aus: Otello) | 00:01:03 |
12 | Piangea cantando nell' erma landa (4. Akt, 2. Szene: Desdemona - aus: Otello) | 00:07:31 |
13 | Ave Maria, piena di grazia (4. Akt: 2. Szene: Desdemona - aus: Otello) | 00:05:07 |
Giacomo Puccini | ||
14 | Si, mi chiamano Mimi (1. Bild: Mimì - aus: La Bohème) | 00:05:22 |
15 | O soave fanciulla (1. Akt: Rodolfo, Mimi - aus: La Bohème) | 00:04:09 |
Antonín Dvořák | ||
16 | Mesičku na nebi hlubokém (1. Akt: Rusalka, Lied an den Mond) | 00:06:00 |
Giuseppe Verdi | ||
17 | Che più t'arresti? (Bild 1, Szene 2: Ines, Leonora - aus: Il Trovatore) | 00:02:16 |
18 | Ascolta. Tacea la notte placida (1. Akt, 2. Szene und Cavatine der Leonora - aus: Il Trovatore) | 00:06:39 |
19 | Di tale amor che dirsi (1. Akt, 2. Szene und Cavatine der Leonora - aus: Il Trovatore) | 00:01:26 |
Franz Lehár | ||
20 | Es lebt' eine Vilja, ein Waldmägdelein (Vilja-Lied, 2. Akt, Hanna - aus: Die lustige Witwe) | 00:06:00 |
Interpreten der Einspielung
- Rachel Willis-Sørensen (Sopran)
- Jonas Kaufmann (Tenor)
- Olivia Kahler (Sopran)
- Giovanni Sala (Tenor)
- Capella Cracoviensis (Chor)
- Orchestra del Teatro Carlo Felice di Genova (Orchester)
- Frédéric Chaslin (Dirigent)