Musica Baltica 9
Johann Daniel Pucklitz
Oratorio Secondo
MDG 902 2241-6
2 CD/SACD stereo • 1h 58min • 2021
02.04.2022
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Johann Daniel Pucklitz (1705-1774) war Danziger Bürger und in seiner Vaterstadt ein Hansdampf in allen Gassen: Kellermeister und Ratsmusiker, Impresario und Musikmanager, Konzertveranstalter und Komponist – und überdies ein tiefgläubiger evangelischer Christ. Sein auf eigene Kosten und somit eigenes Risiko entstandenes Œuvre präsentierte er seinen selbstbewussten Mitbürgern; dabei hinterließ er auch etliche geistliche Kompositionen: Sein Oratorio Secondo mit dem Titel Der sehr unterschiedliche Wandel und Tod der Gottlosen und Gottsfürchtigen ist ein treffendes Beispiel für die Frömmigkeit seiner Zeit, die durchaus vom Sinn des Spätbarocks für dramatische Darstellung inspiriert war. Das audiophile Label MDG präsentiert diese Einspielung auf zwei SACDS, wobei der meist in die Hybrid-SACD integrierte CD-Layer hier auf zwei separaten CDs vorliegt .
Musikalischer Schatzgräber
Andrzej Szadejko ist bereits früher als Entdecker von unter anderem musikalischen Schätzen der Hansestadt Danzig bekannt geworden: Unter der Herrschaft der polnischen Könige genoss die wohlhabende, protestantische, deutschsprachige Bürgerschaft weitreichende Privilegien, in deren Schutz sie ein prachtvolles Musikleben verwirklichte. Mit seiner Auffindung von Johann Daniel Pucklitz’ Oratorio Secondo, der Rekonstruktion der überlieferten Materialen und ihrer Einrichtung zur Aufführung ist Andrzej Szadejko hier ein wahrer Trüffelfund gelungen!
Nach der Eröffnung durch eine breit angelegte dreisätzige Sinfonia entfaltet sich das zweiteilige Werk als Choralmotette mit vielfältigen Arieneinlagen und einer farbigen Handlung: Mannigfaltige Affekte schildern einerseits das zügellose, in angstvoller Verzweiflung mündende Leben der Gottlosen und auf der anderen Seite die friedvolle Erlösung, derer sich die Gottesfürchtigen sicher sein können.
Sorgfalt und Hingabe
Andrzej Szadejko und sein Goldberg Baroque Ensemble widmen sich diesem großen Oratorium mit Sorgfalt und Hingabe. Vom Quartett der Vokalsolisten mag das Timbre der Sopranistin Ina Siedlaczek etwas spitz erscheinen, mischt sich allerdings sehr gut mit dem schlank geführten Altus von David Erler; der Tenor Georg Poplutz und Thilo Dahlmann, Bass, agieren vorzüglich. Das Zusammenwirken von Solisten und Chor in den Chorälen ist makellos.
Besondere Aufmerksamkeit widmet Pucklitz in seiner Komposition einer effektvollen Orchestration, die in reicher Klangfarbigkeit und unerwarteten Klangkombinationen, für die so ungewöhnliche Instrumente wie beispielsweise die Glasharmonika zum Einsatz kommen, dem Oratorium einen an Überraschungen reichen instrumentalen Hintergrund liefern. Das vorzügliche Instrumentalensemble von Goldberg Baroque leistet hier außerordentliches.
Farbige Bereicherung
Fazit: Der sehr unterschiedliche Wandel und Tod der Gottlosen und Gottsfürchtigen ist eine in jeder Hinsicht bedeutsame Entdeckung, die das Mosaik der Musik des 18. Jahrhunderts auf höchst farbige Weise bereichert.
Detmar Huchting [02.04.2022]
Anzeige
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Johann Daniel Pucklitz | ||
1 | Der sehr unterschiedliche Wandel und Tod der Gottlosen und Gottesfürchtigen (Oratorio Secondo) | 01:58:23 |
Interpreten der Einspielung
- Ina Siedlaczek (Sopran)
- David Erler (Altus)
- Georg Poplutz (Tenor)
- Thilo Dahlmann (Bass)
- Goldberg Vocal Ensemble (Vokalensemble)
- Goldberg Baroque Ensemble (Ensemble)
- Andrzej Mikołaj Szadejko (Dirigent)