Dusk to Dawn
PASCHENrecords PR 210076
1 CD • 61min • 2021
24.12.2021
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Die Kombination von Sologesang und Orgelspiel war mir bisher nicht geläufig. Würde eine zarte Sopranstimme im gewaltigen und raumgreifenden Klang des Instrumentes nicht untergehen?, fragte ich mich vor dem Abhören dieser CD. Die schottisch-maltesische Sängerin Carine Tinney und der Organist Dr. Martin Gregorius, die sich seit dem gemeinsamen Studium in Detmold kennen, haben sich in den letzten Jahren auf das Erkunden und Weiterentwickeln von Literatur in dieser Kombination spezialisiert und sind im Verbund mit dem Toningenieur Benjamin Reichert, der selbst ausübender Musiker ist, zu einem verblüffenden und künstlerisch überwältigenden Ergebnis gelangt. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass man mit einer Orgel ein so hohes Maß an Intimität erreichen und zwischen Instrument und Gesangsstimme eine derartige Symbiose entstehen kann.
Klassiker und ein Auftragswerk
Im Programm finden sich einige dem Orgelfreund wohlbekannte Kompositionen von Louis Vierne 1870-1937), Max Reger (1873-1916), Sigfrid Karg-Elert (1877-1933) und Harald Genzmer (1909-2007), daneben Arbeiten des Amerikaners Leo Sowerby (1895-1968) und des Engländers Herbert Howells (1892-1983). Ein von den ausführenden Künstlern in Auftrag gegebener Zyklus (Three Burns Songs) des jungen schottischen Komponisten Tom Harrold (Jahrgang 1991) und ein Arrangement von Gustav Mahlers Urlicht schließen das Album ab. Nicht alle Stücke haben sakralen Charakter. So sind die Lieder auf Texte von Robert Burns (1759-1796) eine Ode an Harrolds schottische Heimat, niedergeschrieben in einer Phase der Depression infolge der Pandemie. Die vokale Linie ist einfach, „die Orgel hüllt die Stimme ein und verschleiert sie in dunklen tiefen Klängen“ (Harrold).
Einswerden mit der Musik
Ich habe in den letzten Monaten im Konzertbereich eine ganze Reihe frischer, klarer und jubilierender Sopranstimmen entdecken dürfen, aber keine hat einen so tiefen Eindruck bei mir hinterlassen wie diejenige Carine Tinneys. Vielleicht bin ich in dieser Jahreszeit besonders empfänglich dafür, aber ich dachte beim Hören immer wieder: da singt der leibhaftige Engel des Herrn, wie er den Hirten in der Weihnachtsgeschichte erschienen ist. Das Geheimnis von Frau Tinneys Kunst liegt wohl darin, dass sie nichts „macht“, sondern völlig eins wird mit der Musik und den Textinhalten. Und in Martin Gregorius, der auch den sachlich musikwissenschaftlichen Kommentar im Booklet geschrieben hat (allerdings ohne Informationen zu den Komponisten), hat sie den kongenialen Partner gefunden.
Ekkehard Pluta [24.12.2021]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Leo Sowerby | ||
1 | O God of Light H 219, Nr.1 | 00:03:25 |
2 | I will lift up mine eyes H 147 | 00:03:14 |
Louis Vierne | ||
3 | Les Angélus op. 57 | 00:10:47 |
Max Reger | ||
6 | Ich seh dich in tausend Bildern op. 105 Nr. 1 | 00:02:14 |
7 | Morgengesang op. 137 Nr. 8 | 00:01:36 |
8 | Am Abend op. 137 Nr. 4 | 00:02:35 |
Sigfrid Karg-Elert | ||
9 | Abendstern op. 98 Nr. 1 | 00:04:44 |
Harald Genzmer | ||
10 | Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz GeWV 82 | 00:11:07 |
Herbert Howells | ||
13 | Levavi oculos meos (Aubade For A Wedding) | 00:05:03 |
Tom Harrold | ||
14 | A Red, Red Rose (aus: Three Burns Songs) | 00:03:35 |
15 | Farewell to the Highlands (aus: Three Burns Songs) | 00:04:24 |
16 | Ae Fond Kiss (aus: Three Burns Songs) | 00:03:25 |
Gustav Mahler | ||
17 | Urlicht (aus: Des Knaben Wunderhor) | 00:04:59 |
Interpreten der Einspielung
- Carine Tinney (Sopran)
- Martin Gregorius (Orgel)