Ignaz Pleyel
Preußische Quartette10-12
cpo 777 779-2
1 CD • 54min • 2019
11.10.2021
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Das Pleyel-Quartett beendet mit der vierten Folge die Gesamteinspielung der 12, dem cellobegeisterten Preußenkönig Friedrich-Wilhelm II. gewidmeten Quartette ihres Namenspatrons. Ignaz Pleyel (1757-1831) – oder, wie er sich später in Frankreich nannte, Ignace Pleyel – war Schüler Johann Baptist Vanhals und Joseph Haydns, wurde von Mozart geschätzt und begründete später in Paris eine der europaweit bedeutendsten Klaviermanufakturen. Er wurde als Komponist – ähnlich wie im 19. Jahrhundert auch Haydn – lange Zeit unterschätzt. Jetzt bereitet die Ausgrabung dieser charmanten Werke pure Freude.
Mit leichter Hand
Ähnlich wie Haydn war Ignaz Pleyel in der Lage, schnell und bedarfsgerecht zu komponieren. Mozart schätzte seine Werke. In einem Brief an den Vater vom April 1784 schrieb er: „Sie sind sehr gut geschrieben, und sehr angenehm; Sie werden auch gleich seinen Meister [d. i. Haydn] herauskennen. Gut – und glücklich für die Musik, wenn Pleyel seiner Zeit im Stande ist, uns Haydn zu remplacieren!“. Anders als Haydn, legt er seine Quartette dreisätzig an. Auf ein Sonatenallegro folgen ein melodiebetonter langsamer Satz und ein Rondo. Durchbrochene Arbeit ist seine Sache weniger, dafür lässt er die thematisch führenden Stimmen, die – Erbe des Concerto grosso – durchaus wechseln können, klanglich raffiniert abgetönt begleiten. Musik von klarer Struktur, die beim ersten Hören anspricht und dabei reich an unterschiedlichen Stimmungen und harmonischen Überraschungen ist. Anspieltipps: das wunderbare Adagio molto der Nummer 10 (Tr. 2), der dramatische Kopfsatz der Nummer 11 (Tr. 4) und das fröhliche Rondo-Finale der Nr. 12 (Tr.8).
Kongeniale Interpretation
Für das Pleyel-Quartett (Ingeborg Scheerer, Stefanie Irrgang, Andreas Gerhardus, Nicholas Selo) müssen diese Aufnahmen eindeutig eine „Labor of love“ gewesen sein. So fein artikuliert und in den Klangvaleurs perfekt austariert werden Werke vermeintlicher Kleinmeister selten dargeboten. Dass sich diese intensive Arbeit an Artikulation und Schattierungen gelohnt hat, beweist die Einspielung. Besser kann man diese Musik nicht spielen! Durch das vibratoarme Spiel auf historischen Instrumenten mit durchgehender Darmbesaitung entsteht ein silbriger, ungemein transparenter Klang, der aber trotzdem nie anämisch wirkt. Wenn es nötig ist, geht es kultiviert und ohne Übertreibung durchaus zur Sache.
Die Aufnahmetechnik stellt die vier Instrumente überzeugend in den Hörraum, jede Linie ist verfolgbar, ohne dass der Gesamtklang auseinanderfiele. Das Beiheft informiert ausführlich über das Quartettschaffen Pleyels und seinen Ärger mit vielfältigen Raubdrucken gerade der Streichquartette.
Fazit: Eine Aufnahme, die sich hervorragen eignet, Novizen in die Gattung Streichquartett einzuführen. Interessante, originelle Musik: wach, stilsicher sowie technisch virtuos gespielt und aufgenommen. Klare Empfehlung!
Thomas Baack [11.10.2021]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Ignaz Pleyel | ||
1 | Streichquartett G-Dur Ben 340 (Preußisches Quartett Nr. 10) | 00:17:57 |
4 | Streichquartett c-Moll Ben 341 (Preußisches Quartett Nr. 11) | 00:18:00 |
6 | Streichquartett D-Dur Ben 342 (Preußisches Quartett Nr. 12) | 00:18:10 |
Interpreten der Einspielung
- Pleyel Quartett Köln (Streichquartett)