Alfred Schnittke • Arvo Pärt
Choir Concerto, Three Sacred Hymns • Seven Magnificat-Antiphons
BIS 2521
1 CD/SACD stereo/surround • 60min • 2020
24.09.2021
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Die orthodoxe Kirchenmusik besteht in erster Linie aus Chormusik, denn Instrumente sind in der orthodoxen Liturgie nicht erlaubt. Was aus katholischer oder evangelischer Sicht vielleicht vordergründig betrachtet als Einschränkung anmuten mag, hat in der Orthodoxie eine lange Tradition. Zudem eröffnet es der Chormusik neue Spielformen. So hat sich aus der orthodoxen Liturgie heraus etwa die Form des Chorkonzertes entwickelt, eine Gattung, die westlicher Chormusik fremd ist und ihren Ursprung in mehrsätzigen, während des Gottesdienstes aufgeführten Stücken hat. Alfred Schnittke hat ein solches Chorkonzert geschrieben, ein ziemlich voluminöses sogar, das glatte 40 Minuten dauert. Auf dieser CD ist es zusammen mit drei Hymnen Schnittkes und den Sieben Magnificat Antiphonen des estnischen Komponisten Arvo Pärt zu hören. Wie Schnittke hat auch Pärt den Weg von der atheistischen Einflusssphäre sowjetischer Propaganda zum christlichen Glauben gefunden, wobei Pärt mit der Entwicklung seines für ihn typischen Tintinnabuli-Stils einen ganz anderen Weg als der viel mit Collagetechnik und der Überhöhung historischer Stile arbeitende Schnittke eingeschlagen hat.
Herausragender Klangkörper
Sehr gut lässt sich das im Chorkonzert verfolgen, das harmonisch stellenweise so überbordend und verschwenderisch in romantischen Harmonien schwelgt, dass es fast schon zu romantisch wirkt um überhaupt noch romantisch zu sein. Schnittke bedient sich hier beispielsweise der für diese Zeit typischen Harmonik, überhöht diese allerdings so kunstvoll, dass schon ein ganz eigener, neuer Stil daraus wird. Pärts meditativer, im Wesentlichen aus Skalen und Akkordbrechungen generierter Stil mutet ungleich asketischer an, ja stellenweise wirkt er fast schon entrückt, der Zeit enthoben. Alles andere als asketisch ist der Klang des Estonian Philharmonic Chamber Choirs, der unter der Leitung von Kaspars Putniņš einen in jeder Hinsicht himmlischen Chorklang an den Tag legt. Mit großartiger Fülle, einer dynamischen Bandbreite und einer insgesamt phänomenalen Klangkultur ist dieses herausragende Ensemble genau der richtige Klangkörper um sowohl die überbordende Klangfülle Schnittkes als auch die mystische Innerlichkeit der Musik Pärts zu interpretieren.
Guido Krawinkel [24.09.2021]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Alfred Schnittke | ||
1 | Concerto for Choir | 00:39:55 |
5 | Bogoroditse Devo, raduisia (Hymnus) | 00:01:33 |
6 | Gospodi Isuse Khriste (Hymnus) | 00:01:19 |
7 | Otche nash (Hymnus) | 00:03:25 |
Arvo Pärt | ||
8 | Sieben Magnificat-Antiphonen | 00:13:12 |
Interpreten der Einspielung
- Estonian Philharmonic Chamber Choir (Chor)
- Kaspars Putniņš (Dirigent)