Franz Tunder
In Perspectief 1
Peter Westerbrink
SIOG 201401
1 CD • 78min • 2014
31.12.2020
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Der Reichtum der Hanse war legendär. Das Handelsnetz war ein Garant für den Austausch von Waren und für die beteiligten Städte eine Garantie für Wohlstand. Das schlug sich auch in der Kultur nieder: prächtige Bauten und riesige Kirchen zeugen heute noch davon, letztere zumeist mit großen historischen Orgeln ausgestattet. St. Jacobi in Hamburg und St. Marien in Lübeck sind nur zwei Beispiele hierfür. An letzterer war auch Franz Tunder Organist, ein Musiker, der nach Namen wie Heinrich Scheidemann oder vor allem Dietrich Buxtehude oft in der zweiten Reihe hanseatischer Orgelkomponisten genannt wird. Doch der niederländische Organist Peter Westerbrink ist nun angetreten, dies zu ändern. Westerbrink ist u.a. Organist an der Arp Schnitger-Orgel der Aa-Kerk in Groningen und hat sich einen Namen als Experte für die nordeuropäische Orgelkultur einen Namen gemacht. Er nimmt nicht nur Tunders gesamtes Orgelwerk auf, das zugegebenermaßen recht übersichtlich ist, sondern stellt es auch in einen musikalischen Kontext indem er Werke von Zeitgenossen aufnimmt. Zu hören sind auf der ersten von mehreren CDs einige Präludien Tunders, die Partita Christ lag in Todesbanden sowie andere seiner Werke, die mit Stücken von Scheidt, Weckmann, Hintz und verschiedenen Anonymi kontextiert werden.
Stilgerecht
Dafür hat Westerbrink sich die Arp Schnitger-Orgel der Ludgerikirche in Norden ausgesucht, ein Instrument das wie viele aus seiner Zeit eine wechselvolle Geschichte hinter sich hat, aber mustergültig von dem Orgelbauer Jürgen Ahrend restauriert wurde. Hier klingt norddeutsche Orgelmusik at its best und das hört man Westerbrinks Einspielung auch an. Der Organist schöpft mit bemerkenswerter Stilsicherheit aus dem reichhaltigen klanglichen Fundus der Nordener Orgel, aber auch mit dem Mut für originelle Varianten, etwa was die Echowirkungen mancher Registerwechsel betrifft. Hier besticht Westerbrink immer wieder mit einem sicheren Gespür für stilgerechte aber alles andere als schablonenhafte Registrierungen. Auch sein versiertes, ebenso freies wie virtuoses Spiel besticht in jeder Hinsicht. Parameter wie Phrasierung, Anschlag oder Artikulation werden hier mit größter Liebe fürs Detail gepflegt ohne sich darin zu verlieren. Insgesamt ist dies eine äußerst gelungene Einspielung, die den bereits vorliegenden Gesamteinspielungen von Tunders Œuvre zumindest ebenbürtig ist, diese jedoch durch die Kombination mit Werken seiner Zeitgenossen mit einem vorbildlichen Blick über den Tellerrand erweitert.
Guido Krawinkel [31.12.2020]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Franz Tunder | ||
1 | Praeludium in F | 00:03:31 |
Samuel Scheidt | ||
2 | Nun freut euch, lieben Christen gmein (Görlitzer Tabulaturbuch) | 00:01:08 |
Anon. | ||
3 | Nun freut euch, lieben Christen gmein (Lynar B2) | 00:17:10 |
Franz Tunder | ||
6 | Was kann uns kommen an für Not | 00:12:52 |
7 | Canzona in G | 00:01:36 |
Matthias Weckmann | ||
8 | Canzon in C | 00:03:00 |
9 | Canzon in G | 00:02:49 |
Franz Tunder | ||
10 | Praeludium in g (4) | 00:04:16 |
Samuel Scheidt | ||
11 | Allein zu dir, Herr Jesu Christ (Görlitzer Tabulaturbuch) | 00:01:34 |
Ewaldt Hintz | ||
12 | Allein zu dir, Herr Jesu Christ | 00:03:58 |
Samuel Scheidt | ||
13 | Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ (Görlitzer Tabulaturbuch) | 00:01:14 |
Andreas Neunhaber | ||
14 | Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ | 00:08:33 |
Franz Tunder | ||
16 | Christ lag in Todesbanden | 00:12:26 |
17 | Praeludium in g (3) | 00:03:50 |
Interpreten der Einspielung
- Peter Westerbrink (Orgel)