Beethoven
Egmont
Complete Incidental Music
Ondine ODE 1331-2
1 CD • 52min • 2018, 2019
17.09.2019
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Goethe hat für Aufführungen seines Trauerspiels “Egmont” ausdrücklich eine Bühnenmusik gefordert. Verschiedene Komponisten haben sich daran versucht. Die Version Ludwig van Beethovens, 1810 im Wiener Burgtheater uraufgeführt, wird bei heutigen Aufführungen des Stücks zwar nicht mehr verwendet, doch behaupten einige Nummern, vor allem die Ouvertüre und die beiden Gesänge Klärchens, im Konzertsaal einen festen Platz. Für die konzertante Wiedergabe der vom Drama losgelösten kompletten Bühnenmusik hat Friedrich Mosengeil erklärende Rezitationstexte geschrieben, die den fehlenden Bezug zur Spielhandlung herstellen sollen. Goethe selbst soll sie abgesegnet haben und so werden sie auch heute noch gelegentlich gesprochen. So in der vorliegenden Produktion aus Helsinki. Sie übersteigern Goethes Pathos noch und sind von daher mit Vorsicht zu genießen.
Unter Leitung des jungen Dirigenten Aapo Häkkinen kommt das auf Originalinstrumenten spielende Helsinki Baroque Orchestra zum Einsatz: Ein vorzügliches Ensemble mit exzellenten Bläsern und ein souveräner Dirigent mit dem Gespür für organische Tempi. Und doch ergibt sich aus dieser Verbindung kein wirklich neuer Ansatz für das Verständnis der Musik. Da wird Beethoven zelebriert wie zu Furtwänglers Zeiten. Die alten Instrumente trumpfen - unterstützt durch die Aufnahmetechnik - wie ein spätromantisches Sinfonie-Orchester auf, der Tutti-Klang ist dabei überwiegend sehr kompakt.
Elisabeth Breuer gestaltet mit mädchenhaftem Sopran die beiden Lieder Klärchens sympathisch und nett. Das genügt. Es braucht keine Jessye Norman für diese Gesänge. Problematisch ist der Einsatz von Robert Hunger-Bühler, dessen Textbeiträge fast die Hälfte dieser CD ausfüllen. Er versucht, dem musikalischen Pathos Beethovens sprachlich etwas entgegen zu setzen und lässt sich auf den hoch gestimmten „Mosengeil-Ton“ ein. Das ist erst einmal löblich, denn man ist den glatten und neutralen Rundfunksprecher-Ton, dem man bei solchen Produktionen oft begegnet, ziemlich leid. Doch leider verfügt der Schauspieler, seinerzeit Mephisto in Peter Steins 22stündigem Faust-Marathon (2000), weder über die stimmlichen noch die technischen Mittel, diese Konzeption auszufüllen. Es fehlt ihm dafür an sonorem Klang, aber auch an ausreichender Stütze bei den Ausbrüchen, die forciert und heiser klingen. Man bekommt förmlich Halsschmerzen beim Zuhören. Keinem Sänger würde man so etwas durchgehen lassen. Mehr noch irritiert aber der Umgang mit den Texten. Hunger-Bühler setzt grundsätzlich Zäsuren am Ende einer Zeile und nicht am Ende eines Satzes und dabei kommt es zu willkürlichen, oft sinnentleerten Pausen, z.B. „Wie munter traten die Gefährten auf. Der gefährlichen rühmlichen Bahn!“
Ekkehard Pluta [17.09.2019]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Ludwig van Beethoven | ||
1 | Musik zu J. W. v. Goethes Trauerspiel "Egmont" op. 84 | 00:52:26 |
Interpreten der Einspielung
- Elisabeth Breuer (Sopran)
- Robert Hunger-Bühler (Rezitation)
- Helsinki Baroque Orchestra (Orchester)
- Aapo Häkkinen (Dirigent)