Beethoven • Sibelius
Violin Concertos
Ondine ODE 1334-2
1 CD • 71min • 2018
20.09.2019
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Der großartige Christian Tetzlaff spielt auf dieser Aufnahme die Beethoven und Sibelius Violinkonzerte ein – große, etwas sperrige Solitäre der späten Klassik bzw. späten Romantik. Es ist dabei für Tetzlaff bei Beethoven schon die dritte- und bei Sibelius immerhin die zweite Einspielung. Zwar erklärt er das „warum“ – als bräuchte es das wirklich noch – im Interview des Booklets. Erklären müsste es sich aber allein beim anhören. Tut es das? Zumindest nicht nach dem ersten oder auch fünften Anlauf. Freilich ist fraglos alles ist gut gespielt– sehr gut sogar… wie von Christian Tetzlaff zu erwarten. Jedoch nicht so herausragend, wie eigentlich auch von Christian Tetzlaff zu erwarten. Das bedeutet ersteinmal Enttäuschung auf allerhöchstem Niveau. Uncharakteristisch sind nur ein paar – zwar sehr kurze – verhudelte Momente in den Finali beider Konzerte… wo bei dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin unter Robin Ticciati alles etwas zu schnell zu gehen scheint.
Fokussiert man lange genug auf den Violinpart blitzt immerhin durch, was da fantastisch ist: Wie Tetzlaff salopp und gekonnt im Finale vom Sibelius-Konzert die Musik Funken schlagen macht, da kommt Freude auf. Auch im Beethoven ist die Mischung von gewollt eckigem und schlafwandlerischer Stilsicherheit bei näherem Hinhören (am besten mit Kopfhörern und laut!) ein Genuss. Auch die (wie immer) von Tetzlaff gespielte, ungemein effektive Beethoven/Schneiderhan Kadenz (adaptiert von Beethovens Klavierversion des Konzertes) ist ein dicker Bonus. Aber nicht zuletzt wegen der etwas farblosen Begleitung von Ticciati ist der Gesamteindruck erstaunlich zurückhaltend. Auch stehen Tetzlaffs eigene hevorragende Aufnahmen einerseits des Beethoven mit David Zinman und dem Tonhalle Orchester (auf Arte Nova bzw. Brilliant; hervorragend kombiniert mit den entzückenden Romanzen für Violine und Orchester) und andererseits des Sibelius mit Thomas Dausgaard und dem Danish National Symphony Orchestra (auf Virgin bzw. Erato; ebenso hervorragend kombiniert mit den anderen, wunderbaren aber vernachlässigten Werken Sibelius‘ für Violine und Orchester), dieser Aufnahme im Weg. Wer insbesondere auf Beethoven abziehlt, ist zudem auch mit Zehetmair/Brüggen oder Faust/Abbado hervorragend bedient. Bei Sibelius, schließlich kann man bei Frank Peter Zimmermann, Hilary Hahn, Dmitry Sitkovetsky, Viktoria Mullova, und Leonidas Kavakos mindestens genauso bedenkenlos zugreifen.
Immerhin in dieser etwas spezifischen Zusammenstellung gibt es wenig überzeugende Konkurrenz: Großartig, wenngleich schon historisch, wären da in allererster Linie Ida Haendel/Ančerl (Supraphon) aber auch Oistrakh/Ehrling (EMI/Testament) und Heifetz/Hendl & Munch (RCA) bzw. Francescatti bzw. Oistrakh mit Burno Walter respektive Eugene Ormandy (Sony). Vergriffen und klanglich nicht auf der Höhe sind Kremer/Temirkanov (Melodiya). Hervorragend gespielt, aber stylistisch eine ganz andere (altmodische) Welt, ist die Zukerman/Barenboim Kombination (DG), der seinen schlich superben, sirup-dicken Ton über beiden Werke gießt. Hier ist Tetzlaffs feine Charakterzeichnung in Kreide und Kohle um einiges zeitgemäßer. Und wessen Interesse in erster Linie Tetzlaff gilt, der kann sowieso bedenkenlos zugreifen.
Jens F. Laurson [20.09.2019]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Ludwig van Beethoven | ||
1 | Konzert D-Dur op. 61 für Violine und Orchester | 00:39:59 |
Jean Sibelius | ||
4 | Konzert d-Moll op. 47 für Violine und Orchester | 00:31:09 |
Interpreten der Einspielung
- Christian Tetzlaff (Violine)
- Deutsches Symphonie-Orchester Berlin (Orchester)
- Robin Ticciati (Dirigent)