Rolf Martinsson
Into Eternity
BIS 2323
1 CD/SACD stereo/surround • 67min • 2017
13.08.2019
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Zu den vielen verkannten Künstlern, die unverdrossen für die Schublade schreiben, gehört der schwedische Komponist Rolf Martinsson (Jg. 1956) zweifellos nicht. Er ist es vielmehr gewohnt, auf Auftrag zu arbeiten. Die Orchester, nicht nur in seiner Heimat, scheinen sich förmlich darum zu reißen, von ihm mit dankbarem Spielmaterial versorgt zu werden. Für die Württembergische Philharmonie Reutlingen komponierte er zur Einweihung des neuen städtischen Konzertsaals (2013) Opening Sounds, ein sechsminütiges Gebrauchsstück, das sich zur Einleitung aller möglichen Konzerte eignet und in dem er seinem künstlerischen Credo des „Open mind“ (der Titel einer früheren Komposition) folgt.
Gleich fünf internationale Orchester haben den Liedzyklus Ich denke dein… (2014) in Auftrag gegeben, in der je zwei Gedichte von Goethe und Rilke und Eichendorffs Mondnacht mehr übertönt als vertont wurden. Das klangliche Ergebnis mutet an, als ob der Komponist davon ausgegangen sei, dass alle fünf Orchester gleichzeitig spielen. Zur großen symphonischen Standard-Besetzung treten Celesta, Vibraphon, Harfe und Klavier hinzu. Im Toben und Tosen der Instrumente geht alle lyrische Intimität verloren, von der „Stille“, die besonders bei Eichendorff heraufbeschworen wird, ist keine Spur vorhanden. Und da hilft es nicht viel, dass Lisa Larsson, der das Werk gewidmet ist, mit Sprachgefühl und subtilen stimmlichen Nuancen den Dichtungen zu ihrem Recht zu helfen versucht.
Noch einen drauf setzt Martinsson in dem für Göteborg geschriebenen Eröffnungsstück Tour de force (2013), dessen Titel programmatisch zu verstehen ist. Es beginnt mit einer orchestralen Explosion und endet mit einer ebensolchen. Dazwischen gibt es nach dem Willen des Komponisten „ein einziges langes Crescendo in Bezug auf Dynamik, Dramatik, Tempo und Besetzung“.
Auch bei In die Ewigkeit geht es bei Martinsson nicht ohne Getöse. Diesmal war die Eröffnung des Konzertsaals Malmö Live (2015) der Anlaß der Komposition. Lisa Larsson war in den Entstehungsprozeß mit einbezogen, gab dem Komponisten Hinweise zur Gestaltung der Gesangslinie.
Into Eternity, so der Originaltitel, ist eine zweiteilige symphonische Phantasie, bei der die Sängerin erst im zweiten Teil in Erscheinung tritt und zwei Gedichte der schwedischen Dichterin Karin Boye (1900-1941) – Dieser Moment und Das tiefe Cello der Nacht – gesanglich auslotet, mit Ausdrucksmitteln von der Vokalise bis zum reinen Sprechen und der Fähigkeit, nicht nur große Bögen, sondern auch schroffe Intervalle zu gestalten. Dieser Teil der Uraufführung mit dem Malmö Symphony Orchestra unter Marc Soustrot ist auch bei youtube aufgezeichnet. Die hier vorliegende, zwei Jahre später entstandene Aufnahme erweist sich aber als gleichwertig. Der estnische Dirigent Paul Mägi und das in allen Positionen gut aufgestellte Orchester aus Malmö bringen Martinssons Musik hier wie auch in den vorangegangenen Stücken zu bestmöglichem Effekt, ohne allzu bombastisch aufzutrumpfen.
Ekkehard Pluta [13.08.2019]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Rolf Martinsson | ||
1 | Opening Sounds op. 94 | 00:06:21 |
2 | Ich denke Dein ... op. 100 | 00:27:49 |
7 | Tour de force op. 95 | 00:10:02 |
8 | Into Eternity op. 103 | 00:21:12 |
Interpreten der Einspielung
- Lisa Larsson (Sopran)
- Malmö Symphony Orchestra (Orchester)
- Paul Mägi (Dirigent)