Pyotr Ilyich Tchaikovsky
Liturgy of St. John Chrysostom • Nine Sacred Choruses
Ondine ODE 1336-2
1 CD • 77min • 2019
11.07.2019
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Die Beschäftigung mit liturgischer Musik der Ostkirche mit ihrer ganz eigentümlichen Mischung aus tiefempfundener Frömmigkeit und pompösem Pathos ist für westliche Ohren trotz des zumeist becircenden Wohlklangs durchaus gewöhnungsbedürftig, aber immer lohnenswert. Die völlige Abwesenheit von Instrumenten in der durch stundenlange Gottesdienste geprägten russisch-orthodoxen Liturgie hat der Chormusik dort eine höchst individuelle und für hiesige Verhältnisse sehr spezielle Ausformung beschert. Der Focus liegt hier weniger darauf, liturgisch angemessenen Musik zu produzieren, sondern, die Atmosphäre, die Emphase und natürlich auch die Feierlichkeit der Liturgie zu verstärken. Im Grunde genommen ist es eine sehr demütige Musik: wichtig ist die Liturgie, die Musik ordnet sich dieser vollkommen unter. Polyphone Passagen etwa sind durchaus etwas Besonderes, zumeist herrscht ein homophoner, blockhafter und hymnischer Tonfall vor.
Typisch für diese Musik ist auch der Wechsel von Tutti- und Solo-Passagen, die von einem kleineren Ensemble übernommen werden. Es finden sich außerdem ungewöhnliche viele Text ausdeutende Details in dieser Musik, die darüber hinaus auch mit einer für die geistliche russische Musik auffallenden Vielfalt an unterschiedlichsten Satztechniken aufwarten kann. Die wahre Kunst steckt hier oft im Detail. Und hier ist der Chor des Lettischen Rundfunks ein wahrer Meister. Man singt nicht nur die Liturgie des hl. Chrysostomos mit dem nötigen hymnischen Pathos und dynamisch wirklich bestechender Flexibilität. Gerade viele Pianissimo-Passagen sind von unglaublicher Zartheit und intonatorisch wie klanglich ungemein delikat. Zu hören sind ferner neun geistliche Chöre, die ebenfalls ein gewichtiger, wenn auch deutlich weniger belichteter Beitrags Tschaikowskys zur orthodoxen Kirchenmusik sind. Nur gelegentlich gibt es einzelne Einsätze, die leicht angestrengt klingen, das bleibt aber eine Ausnahme. Ansonsten macht diese Aufnahme viel Freude. Tschaikowskys liturgische Musik wird hier ebenso würde- wie klangvoll zelebriert, ein klanglicher Festschmaus.
Guido Krawinkel [11.07.2019]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Peter Tschaikowsky | ||
1 | Liturgie des Hl. Johannes Chrysostomos op. 41 | 00:37:32 |
11 | Cherubim-Hymnus Nr. 1 | 00:06:05 |
12 | Cherubim-Hymnus Nr. 2 | 00:05:51 |
13 | Cherubim-Hymnus Nr. 3 | 00:06:01 |
14 | We Hymn to Thee | 00:03:20 |
15 | Hymnus an die Gottesmutter | 00:03:03 |
16 | Vater unser | 00:03:16 |
17 | Blessed are They | 00:03:23 |
18 | Hear My Prayer | 00:03:53 |
19 | Now the Powers of Heaven | 00:04:43 |
Interpreten der Einspielung
- Kārlis Rūtentāls (Tenor)
- Gundars Dziļums (Bass)
- Latvian Radio Choir (Chor)
- Sigvards Kļava (Dirigent)