Franz Schubert
Works for Piano Duo
Genuin GEN 19649
1 CD • 71min • 2018
18.05.2019
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Wer sich Franz Schuberts Klaviermusik zu vier Händen annimmt, darf den Vergleich mit Yaara Tal und Andreas Groethuysen nicht scheuen. In der Tat hat das israelisch-deutsche Klavierduo mit seinen in allen Belangen Maßstäbe setzenden Schubert-Einspielungen die Messlatte sehr hoch gelegt. Möglicherweise ist das der Grund, warum sich Babette Hierholzer und Jürgen Appell für ein Programm entschieden haben, das in keine direkte Konkurrenz zu einer der Aufnahmen Yaara Tals und Andreas Groethuysens tritt: ein hoch attraktives und zudem den gesamten Schubertschen Seelenkosmos durchmessendes Programm, bestehend aus der großen – und großartigen (!) – Fantasie f-Moll D 940 sowie Bearbeitungen des Streichquartetts Nr. 14 d-Moll D 810 Der Tod und das Mädchen (Robert Franz) und des Notturno Es-Dur D 897 (Josef von Gahy).
Seit 15 Jahren sind die in New York lebende Babette Hierholzer und der zwischen Berlin und Rom pendelnde Jürgen Appell als Duo Lontano unterwegs. Weit entfernt, so die Bedeutung des Ensemblenamens – das mag ein Hinweis auf die Wohnorte der beiden Künstler sein, gilt aber in keinem Fall für ihr gemeinsames Spiel, geschweige denn für ihr Werkverständnis. Ihr Miteinander ist nicht einfach nur hoch synchron, sondern in Tempo, Dynamik und Ausdruck sehr sensibel aufeinander reagierend. Stilistische Glaubwürdigkeit beweisen die Zwei besonders eindrücklich in den oft drastischen Stimmungswechseln, in den teils beklemmenden Gefühlslandschaften innerhalb des d-Moll-Quartetts Der Tod und das Mädchen: emotionale Tiefe, ja, aber keine ausdrucksmäßige Überfrachtung, dafür überall Klarheit und eine sehr beredte Artikulation. Man könnte auch sagen, Babette Hierholzer und Jürgen Appell verleihen im Lyrischen wie im Zupackenden Dank einer ausgeprägten erzählerischen Herangehensweise den so mannigfaltigen Leidenschaften Struktur, was ihre brillante Wiedergabe der Fantasie f-Moll D 940 abschließend nochmals untermauert.
Zurück zum Beginn. Das Duo Lontano muss sich vor Yaara Tal und Andreas Groethuysen nicht verstecken. Legen letztere in Sachen klanglicher Sensibilität, farblicher und rein dynamischer Schattierungen noch eine Schippe drauf, so kann ich dem Text des Labels GENUINclassics nur zustimen: „Die Strukturen und die Unerbittlichkeit des Werks (Streichquartett Nr. 14 d-Moll D 810, Anm. des Rezensenten) werden in all ihrer Schönheit und Größe herausmodelliert. So steht das Quartett der großen f-Moll-Fantasie auf einmal ganz nahe, während das Notturno, ursprünglich für Klaviertrio, ein neues Schweben verliehen bekommt. Ein großartiges Ensemble, zwei wunderbare Pianisten, drei Gipfelpunkte der Kammermusik.“
Christof Jetzschke [18.05.2019]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Franz Schubert | ||
1 | Streichquartett Nr. 14 d-Moll D 810 (Der Tod und das Mädchen) | 00:43:13 |
5 | Adagio Es-Dur D 897 op. posth. 148 (Notturno) | 00:08:54 |
6 | Fantasie f minor D 940 for Four Hand Piano – Allegro moderato - Largo - Allegro vivace - Tempo primo | 00:19:04 |
Interpreten der Einspielung
- Duo Lontano (Klavierduo)