Pour le Tombeau de Claude Debussy
Live from Vienna
Ars Produktion ARS 38 558
1 CD • 60min • 2018
10.04.2019
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
„Die Musik ist eine geheimnisvolle Mathematik, deren Elemente am Unendlichen teilhaben. Sie lebt in der Bewegung des Wassers, im Wellenspiel wechselnder Winde; nichts ist musikalischer als ein Sonnenuntergang!“ Eine erstaunliche Feststellung, zumal für einen Komponisten wie Claude Debussy. Dass gerade er, der Klänge und Harmonien radikal subjektiv und völlig neu gedacht hat, im Zusammenhang mit seiner Musik von so etwas Rationalem wie Mathematik spricht, mag zunächst erstaunen. In der Tat sind der Komponist Debussy und seine Musik oft rätselhaft, aber auch ungemein faszinierend – und nie eintönig, so vielgestaltig und vielschichtig ist seine Musik.
Debussys Musik blieb auch musikalisch nicht folgenlos, wie die Pianistin Judith Jáuregui auf dieser CD überzeugend darstellt. Ihre Hommage an Debussy greift den Kontext auf, aus dem Debussy kommt und beleuchtet die Entwicklung, die die Musik nicht zuletzt dank Debussy eingeschlagen hat. Mit Werken von Franz Liszt und Frédéric Chopin sind zum einen Zeitgenossen vertreten, die Debussy selbst sehr geschätzt hat, die aber kompositorisch eine ganz andere Richtung vertreten haben. Anders als etwa die Werke von Manuel de Falla und Federico Mompou, die Jáuregui hier spielt, und die Debussy stilistisch aller Unterschiede zum Trotz weitaus näherstehen. Im Zentrum steht natürlich Debussy, hier vertreten mit den Estampes und L‘Isle yoyeuse.
Diese Zusammenstellung ist außerordentlich reizvoll, sinnvoll ist sie obendrein. Denn der Kontext, aus dem sich die Musik Debussys entwickelt hat, wird so in geradezu ohrenfälliger Weise vorgeführt. Auch pianistisch bleibt Jáuregui dieser Musik nichts schuldig. Sie brilliert mit dem nötigen Aplomb dort, wo es – etwa bei Liszt – erforderlich ist und malt auf den weißen und schwarzen Tasten der Klaviatur wunderbar polychrome Bilder, etwa in Debussys Jardins sous la plume aus den Estampes. Das tut sie mit pianistischer Souveränität und zuweilen kristallin anmutender Klarheit. Ein klarer, konziser und dennoch sensibler Anschlag und ihre geschmackvolle, nie jedoch ins geschmacklose abdriftende Expressivität tun ein Übriges hinzu. Fazit: Lohnt sich, programmatisch wie musikalisch.
Guido Krawinkel [10.04.2019]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Manuel de Falla | ||
1 | Homenaje, pour le tombeau de Claude Debussy für Gitarre | 00:03:30 |
Franz Liszt | ||
2 | Ballade Nr. 2 h-Moll S 171 | 00:14:22 |
Claude Debussy | ||
3 | Estampes L 100 für Klavier solo | 00:15:10 |
6 | L'Isle joyeuse | 00:06:40 |
Frédéric Chopin | ||
7 | Andante spianato | 00:04:43 |
8 | Grande Polonaise Brillante op. 22 | 00:09:37 |
Federico Mompou | ||
9 | Jeunes filles au jardin | 00:04:11 |
Interpreten der Einspielung
- Judith Jáuregui (Klavier)