Mateusz Goraj
Guitar
QBK Records QBK 023
1 CD • 69min • 2017
04.04.2019
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Der junge polnische Gitarrist Mateusz Goraj will hoch hinaus und ist eigentlich schon längst auf dem Olymp der besten Saitenartisten der jungen Generation angekommen. Seine Studien bei den profiliertesten Lehren an internationalen Lehranstalten zeugen von einer zielgerichteten Karriereplanung. Jetzt dokumentiert eine CD die reichen Früchte von so viel disziplinierter Konsequenz: Schon vor dem Hören wird einmal mehr klar, dass Goraj das große Ganze im Blick behält, wofür auch die äußere Gestalt seines „Produktes“ beiträgt: Optisch und haptisch attraktiv ist allein schon das Digipack für diese CD - einmal mehr ein Plädoyer für den physischen Tonträger! Denn wer Musik kauft, möchte auch gerne etwas in die Hand nehmen.
Derart auf Kostbares eingestimmt, lehnen wir uns zum Hören zurück: Goraj führt seine Hörerschaft zunächst zu den Ur-Gründen der neuzeitlichen Kunstmusik, wenn er sich Bachs d-Moll-Toccata zueigen macht. Zu eigen machen, das heißt hier, dass dieses einschlägig strapazierte zugleich immer aufs neue wirkungsvolle Standardwerk von der großen Orgel losgelöst nun auf ein leises Instrument übertragen wird und dabei nichts von seiner resoluten Kraft einbüßt. Denn Goraj dosiert und artikuliert hier eindringlich genug, so dass nichts verloren geht.
Der polnische Gitarrist hat einen chronologisch-thematischen Spannungsbogen ausgewählt - und weiß überzeugend auf einem solchen Weg jeden ausgetreten Pfad zu umgehen! Eine weitere Transformation stellt Mauro Giulianis Le Rossiniane dar. Hier werden die spritzigen Opernmelodien von Gioacchino Rossini in eine solistische Diktion „übersetzt“ - dafür stellt Gorajs Gitarrenspiel vielschichtige Potenziale bereit.
Auch Joaquin Rodrigos Hommage an Manuel de Falla Invocación y Danza ist eine Überraschung. Die große Kunst der spanischen Gitarre entfaltet sich auf erfrischend unverbrauchten Um- und Abwegen, die Gorajs artikulationsstarkes Spiel hier erhellen so dass man sich mehr davon wünscht. Rätselhafte Chromatik mündet mitunter in eine rezitativische Struktur, in der Zitate aus dem Flamenco und der Tonsprache Claude Debussys aufblitzen – eine spannende Klangcollage ist dies allemal!
Einmal auf den Weg durch die Historie der kunstvollen Gitarrenmusik gebracht, folgt als logische Konsequenz ein Blick ins 20. Jahrhundert mit Offenheit, wenn es um musikalische Möglichkeiten geht: Malcolm Arnolds Fantasie für Gitarre vereint einprägsame Miniaturen, in denen sich gegensätzliches bündelt, Spieltechniken ausgereizt werden und Fantasie gelebt wird. Bezwingend konzentriert, aber nie effekthascherisch ausufernd, zieht Goraj mit seinem Spiel mit den nicht weniger als sieben Sätzen in unvorsehbare Klangwelten hinein, in denen die Komposition mit barocken Satzformen kokettiert und mehr noch experimentiert. Geräuschhaft traktiert er dann später die Saiten in einem pochenden Marsch, der zunächst wie ein sozialistisches Arbeiterlied klingt - dann jedoch mit einem südameriknischen Kolorit jede Strenge durchkreuzt! Denn es kommt nie, wie vorhergesehen, sondern immer anders und überraschend. Dieses Aussage transportiert Mateusz Goraj mit seinem CD-Debut mehr als überzeugend.
Stefan Pieper [04.04.2019]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Johann Sebastian Bach | ||
1 | Toccata und Fuge d-Moll BWV 565 | 00:09:38 |
Mauro Giuliani | ||
2 | Le Rossiniane op. 119 (1 parte) | 00:14:38 |
Joaquin Rodrigo | ||
7 | Invocación y danza (Homenaje a Manuel de Falla) | 00:08:15 |
Malcolm Arnold | ||
8 | Fantasy op. 107 für Gitarre | 00:10:17 |
Interpreten der Einspielung
- Mateusz Goraj (Gitarre)