Mandolino e Fortepiano
Sonatas • Variazioni
cpo 555 112-2
1 CD • 74min • 2014
23.12.2018
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Mandoline und Fortepiano? Der erste Gedanke: eine ungewöhnliche Kombination! Ein Lauten- und ein Saiteninstrument, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten: hier der zarte, zumeist gezupfte, zuweilen aber auch heftig tremolierende Klang einer Mandoline, dort der kernigere, sehr wandlungsfähige Klang eines historischen Flügels. Kann das überhaupt zusammenpassen? Es muss sogar zusammenpassen, denn was Anna Torge und Gerald Hambitzer auf dieser CD zu Gehör bringen sind Originalwerke für diese Besetzung, die es – man glaube dies oder nicht – tatsächlich gibt. Johann Nepomuk Hummel etwa hat eine Grande Sonate geschrieben, ein Werk das den großen Titel durchaus zu Recht trägt, dauert es doch fast 20 Minuten und ist kompositorisch und für die Interpreten alles andere als leichte Kost.
Torge und Hambitzer präsentieren diese gehaltvolle Kost aber ausnehmend geschmackvoll. Sie gestalten die Musik überaus geistvoll, mit einer splendiden Spiellaune und einer sehr natürlich und nie verkünstelt wirkenden Musikalität. Das Ergebnis ist äußerst einnehmend, nicht nur Hummels Große Sonate, auch Werke von Komponisten wie Gabriele Leone und Porto Feliziano, die man heute kaum mehr kennen dürfte. Sie zeigen, dass die kurios anmutende Kombination dieser Instrumente seinerzeit durchaus gebräuchlich war – und zwar nicht nur im Rahmen der privaten häuslichen Musizierpraxis.
Die Tatsache, dass diese Koppelung auch klanglich so gut funktioniert, ist nicht zuletzt der Verwendung des historischen Hammerflügels geschuldet, der über einen ungleich delikateren und variantenreicheren Klang verfügt als monochrome Diskantschleudern, die heute in Form von Konzertflügeln zumeist in Konzertsälen gespielt werden. Und wenn es einen Meister gibt, der alle Nuancen aus so einem Instrument herauskitzeln kann, dann ist es Gerald Hambitzer. Die Klangbalance zur Mandoline, die von Anna Torge nicht weniger feinsinnig gespielt wird, ist ausgezeichnet.
Ein moderner Flügel würde das zarte Zupfinstrument, das deutlich mehr zu bieten hat als das Volksmusikgeschrammel, auf das es gerne reduziert wird, wohl platt machen. Die größte Überraschung auf dieser CD sind Werke von Beethoven, der – man höre und staune – auch für diese Kombination geschrieben hat. Spätestens hier lauscht der Kenner andächtig – und ist überzeugt.
Guido Krawinkel [23.12.2018]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Johann Nepomuk Hummel | ||
1 | Grande Sonata per Piano Forte con accompagnamento di Mandolino C-Dur op. 37 | 00:18:24 |
Gabriele Leoné | ||
4 | Sonate A-Dur op. 2 Nr. 2 für Mandoline und Klavier | 00:13:06 |
Porto Feliziano | ||
7 | Sonata con Variazioni C-Dur für Mandoline und Klavier | 00:13:06 |
Ludwig van Beethoven | ||
14 | Rondo D-Dur – Allegretto (rekonstr.: Fank Löhr) | 00:06:09 |
15 | Andante con variazioni D-Dur WoO 44b | 00:09:15 |
22 | Sonatine c-Moll WoO 43a | 00:05:31 |
23 | Sonatine C-Dur WoO 44a | 00:02:50 |
24 | Adagio ma non troppo Es-Dur WoO 43b | 00:05:23 |
Interpreten der Einspielung
- Anna Torge (Mandoline)
- Gerald Hambitzer (Fortepiano)