Heinrich von Herzogenberg
Columbus
cpo 555 178-2
1 CD • 1h 29min • 2017
19.11.2018
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Mit seinen zahlreichen Chorwerken, überwiegend geistlicher Natur, und seiner Kammermusik nimmt der österreichische Komponist Heinrich von Herzogenberg (1843-1900) auch im heutigen Musikleben noch eine gewisse Nische ein. Seine dramatische Kantate Columbus, die 1870 im Konzertsaal des Grazer Musikvereins uraufgeführt wurde, ist seinem Frühwerk zuzurechnen, das noch Einflüsse Wagners und der „neudeutschen“ Schule zeigt, von der er sich bald ganz abwandte, um in die Gefolgschaft von Johannes Brahms einzutreten, der allerdings von seinen Arbeiten nicht besonders viel hielt.
Columbus ist in doppeltem Sinne ein Zwitterwerk. Eine Mischung aus Konzert- und Bühnenstück und ein Balanceakt zwischen den Polen Wagner und Brahms. Im selbst verfassten Libretto schildert Herzogenberg in 20 Szenen eine entscheidende Phase im Verlauf der Entdeckung Amerikas. Auf hoher See beginnt die Mannschaft zu meutern, da seit Wochen kein Land in Sicht ist, doch Columbus strebt unbeeindruckt seinem Ziel zu, und der Erfolg gibt ihm Recht. Mit drei Solisten und zwei Chören – einem agierenden und einem kommentierenden – wird die Geschichte ausgebreitet. Wirklich dramatisch wird die Musik aber auch dann nicht, als Columbus und sein Freund Fernand über Bord gehen sollen. Herzogenbergs Musik ist aus dem Geiste der Kammermusik entstanden; da liegen auch die Stärken des Komponisten, etwa in der längeren Orchestereinleitung vor dem Monolog des Columbus zu Beginn des zweiten Teils.
In der Geburtsstadt Herzogenbergs hat man das Werk im vergangenen Jahr wieder ausgegraben und ihm zu einer respektablen Aufführung verholfen. Obwohl hörbar solide gearbeitet wurde, reicht das Ergebnis zu einer wirklichen Ehrenrettung nicht aus. Zu defensiv geht der Dirigent Dirk Kaftan die Partitur an, zu wenig Innenspannung wird erreicht. Das Stück tritt auf der Stelle, was natürlich auch an der Komposition liegt, und in den lyrischen Passagen ist der Orchesterklang oft windelweich. Auch der verstärkte Chor der Grazer Oper hat - bei nur mäßiger Textverständlichkeit - zu wenig Durchschlagskraft und „Biß“, um die Situation an Bord nachvollziehbar werden zu lassen. Der kernige, ausdrucksvariable Bariton André Schuen zeigt als Columbus auch dramatische Möglichkeiten, sein Fachkollege Markus Butter kann ihm als aufwieglerischer Bootsmann nur wenig entgegensetzen, die Stimme ist für diese Partie zu lyrisch. Der treue Freund Fernando ist mit dem renommierten Tenor Michael Schade signifikant besetzt.
Ekkehard Pluta [19.11.2018]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Heinrich von Herzogenberg | ||
1 | Columbus op. 11 (dramatische Kantate) | 01:28:43 |
Interpreten der Einspielung
- André Schuen (Columbus - Bariton)
- Michael Schade (Fernando - Tenor)
- Markus Butter (Bootsmann - Bariton)
- Chor der Oper Graz (Chor)
- Grazer Philharmonisches Orchester (Orchester)
- Dirk Kaftan (Dirigent)