Antonín Dvořák
Piano Trios Nos 3 & 4
Ondine ODE 1316-2
1 CD • 73min • 2018
13.11.2018
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Antonín Dvoráks düster-leidenschaftliches Klaviertrio in f-Moll op. 65 entstand im Jahre 1883 und kann als Verarbeitung zweier Schickssalsschläge, des Todes der Mutter Ende 1882 und der teutonisch-arroganten Kritik seines Verlegers Fritz Simrock an der Qualität seiner gerade uraufgeführten Oper Dmitriij angesehen werden. Bereits die Wahl der Tonart von Beethovens Appassionata und Quartetto serioso op. 95 sowie von Brahms‘ Klavierquintett op. 34 lässt auf den Anspruch des Komponisten, Herausragendes zu schaffen, schließen. Er löst diesen Anspruch in vollkommener Weise ein, indem er beweist, dass auch böhmisch-musikantische Themen auf allerhöchstem kompositorischem Niveau motivisch verknüpft und entwickelt werden können. Die Interpretation von Lars Vogt mit Tanja und Christian Tetzlaff gibt dem Werk mit ruhigen Tempi, einer fein ausgehörten Klangbalance und einer reichen Farbpalette die ihm zukommende Würde „großer Kammermusik“ und erweist sich darin den schnelleren, eher die folkloristischen Elemente herausstreichenden Interpretationen des Trio Wanderer und des Smetana Trio überlegen. Abgesehen von dem zu breit und akzentuiert genommenen Auftakt zu Beginn des Poco Adagio eine perfekte Interpretation
Manche werden sich fragen, wieso das Trio op. 90 „Dumky-Trio“ heißt. „Dumky“ ist der Plural von „Dumka“, einer der ukrainischen Folklore entstammenden Kombination aus einem langsamen rhapsodisch-balldesken Einleitungsteil mit einem sich anschließenden schnellen Tanzabschnitt. Diese mit dem Csárdás verwandte Form hatte Dvorák bereits in dreien seiner Slawischen Tänze (2,10,12) verwendet. Die 6 Dumki stehen alle in verschiedenen Tonarten. Der Eindruck klassischer Viersätzigkeit erreicht Dvorák dadurch, dass er die ersten 3 Dumky durch ein „attacca“ zu einer Großform verschmilzt. Somit ist die Angabe e-Moll für das Gesamtwerk eher irreführend. Wie aus dem mit einem ausführlichen Interpreteninterview originell gestalteten Booklet hervorgeht, haben die Ausführenden sich hier bewusst für eine seriöse und wenig reißerische Form der Gestaltung entschieden, um dem gegenüber diesem Opus oftmals geäußerten Verdikt der Seichtheit entgegenzutreten. Dadurch erhält das Werk eine Tragik, die manchem übertrieben und zumindest beim ersten Hören zu spannungslos erscheinen mag. Hier sollte man zumindest auch die folkoristischere, rubatoseligere und darin vielleicht idiomatischere Interpretation des Smetana Trios zum Vergleich hören.
Aufnahmetechnisch ist mit warmem Streicherklang und transparentem Klavier Meisterliches gelungen.
Vergleichsaufnahmen: Smetana Trio., Supraphon SU 3872-2; Trio Wanderer HMM902248.
Thomas Baack [13.11.2018]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Antonín Dvořák | ||
1 | Klaviertrio Nr. 3 f-Moll op. 65 | 00:40:33 |
5 | Klaviertrio Nr. 4 e-Moll op. 90 (Dumky) | 00:32:05 |
Interpreten der Einspielung
- Christian Tetzlaff (Violine)
- Tanja Tetzlaff (Violoncello)
- Lars Vogt (Klavier)