Rachmaninov
Piano Concerto No. 3
Naxos 8.573630
1 CD • 62min • 2016
10.07.2018
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
In den größten Klavierwettbewerben sind Rachmaninows zweites und drittes Klavierkonzert in den Finalrunden zu hören. Die weltweit besten Pianisten müssen sich also nicht nur in der Aufnahme, sondern auch im internationalen Vergleich live auf der Bühne diesen Werken stellen. Der russische Pianist Boris Giltburg konnte sich 2013 in der Reine Elisabeth Competition mit dem dritten Klavierkonzert beweisen und sich den ersten Preis erspielen; eine Einspielung ist damit längst überfällig. Auf seiner neuen CD hat Giltburg das dritte Klavierkonzert, den sogenannten Mount Everest der Klavierliteratur, zusammen mit dem Royal Scottish Symphony Orchestra unter Carlos Miguel Prieto bezwungen. Die Einspielung folgt damit dem zweiten Klavierkonzert, das er schon mit diesem Orchester unter Prieto für Naxos aufgenommen hat.
Selbst im Fortissimo ist das Orchester ein idealer Partner ohne den Schritt vorzugeben, wie es bei anderen Einspielungen oft passiert. Der volle Orchesterklang schmiegt sich an die Klavierstimme und in den tänzerischen Passagen des Intermezzos darf Giltburg das Orchester führen. Beim ersten Hören möchte man das „Allegro, ma non troppo“ noch etwas anschieben, aber nach und nach wird der kollektive Musikgenuss der Künstler und der narrative Aspekt des Werks deutlich. Im englischen Booklet erklärt uns Giltburg selbst, dass die Geschichte, die das Konzert erzählt, die Hauptsache für seine Interpretation sei. Sicher eine sehr dramatische (Lebens-) Geschichte, in der sich süßlich-schwere Passagen mit rasanten Solostellen abwechseln, die immer wieder von lyrischen Melodielinien unterbrochen werden. Auf die Geschehnisse dieses Lebens blicken die Melodien des Werks zurück, die sich in einem ähnlich schmalen Tonumfang wie eine Erzählerstimme bewegen. Giltburgs Spielweise erinnert dabei sehr an die wunderbare Einspielung von Arcadi Volodos mit den Berliner Philharmonikern unter James Levine. Giltburg verfällt nicht unnötig ins Süßliche und durchbraust die virtuosen Achterbahnfahrten Rachmaniniows nicht ohne die Fahrt auch zu genießen.
Hinten an das Konzert stellt Giltburg die Corelli-Variationen Rachmaniniows an. Eine Komposition, die leider durch den anderen Einspielungsort im Schatten des „Mount Everest“ steht. Die Concert Hall des Wyastone Estate verschluckt doch zu viel der 20 Variationen in sich.
Rachmaninow selbst spielte die Uraufführung seines 3. Klavierkonzerts op. 30 in New Yorks Carnegie Hall während seiner Amerika-Tournee 1909. Kurze Zeit darauf brachte ihn das Konzert mit Gustav Mahler als Dirigenten zusammen. Zu einem Zeitpunkt als er seine zukünftige Karriere vornehmlich als Pianist sah, denn er hatte in Moskau brillante Abschlüsse sowohl als Komponist als auch als Pianist hingelegt. Um das Publikum in der Neuen Welt zu beeindrucken komponierte er mit dem dritten Klavierkonzert ambitioniert und für den Pianisten besonders anspruchsvoll. Erst in den 1930er Jahren traute sich Vladimir Horowitz wieder an das Werk heran und setzte es auf die Gleise seiner heutigen Popularität.
Sanna Hahn [10.07.2018]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Sergej Rachmaninow | ||
1 | Konzert Nr. 3 d-Moll op. 30 für Klavier und Orchester | 00:43:40 |
4 | Variationen über ein Thema von Arcangelo Corelli op. 42 | 00:18:11 |
Interpreten der Einspielung
- Boris Giltburg (Klavier)
- Royal Scottish National Orchestra (Orchester)
- Carlos Miguel Prieto (Dirigent)