Camille Saint-Saëns
Der Karneval der Tiere
DG 479 8380
1 CD • 46min • 2017
02.04.2018
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Wo in der klassischen Musik Rollen für Sprecher gefragt sind , da bedienen Plattenfirmen sich sehr gerne Prominenter. Ob Michail Gorbatschow, Bill Clinton, Romy Schneider, Boris Karloff, David Bowie, Sean Connery, Campino, Sting, Jeremy Irons, Gerard Depardieu, Peter Ustinov, Jean Cocteau, Antonio Banderas: die Liste ist schier endlos, alle haben ihre Stimmen schon mal für Peter, Wölfe, oder der Geschichte vom Soldaten hergegeben. Das macht das Resultat nicht unbedingt besser.
Ab und zu kommt etwas geniales dabei heraus: Meist wenn auch der Text etwas bearbeitet wurde. Alice Coopers und Loriots Versionen von Peter und der Wolf, zum Beispiel, sind sehr gelungen – und Loriots Karneval der Tiere immer noch zum kugeln komisch (alle Deutsche Grammophon). Das versuchte auch der freundliche Fernsehintelektuelle mit der Brille, Roger Willemsen, mit seiner Version von Camille Saint-Saëns‘ Karneval der Tiere. Nicht in erster Linie Kinder, sondern Liebhaber der klassischen Musik und Freunde hintergründiger humorvoller Lyrik, so der Klappentext, sollen hier angesprochen werden.
Der Text ist in strikten Paarreimen gehalten die bei jedem Freund von Salamanders Comichelden Lurchi wohlige Gefühle auslösen sollte. Inklusive des Reim-Dich-oder-ich-fress-Dich Charmes. Gesprochen wird der Text von der Schauspielerin Katja Reimann die mit Willemsen und seiner Fassung gut vertraut war und ist, und das Ganze in rotzig-trotzigem Girly-Gören-Berlinerisch irgendwo zwischen Nena und Lena Meyer-Landrut darbietet. Umweltschutz und Dritte Zähne, flache Witze und Gegähne… lustig-munter rasselt sie den Text herunter. Eine Kostprobe:
Und das ganze Hühnerhaus
Sieht ganz Menschenrechtlich aus
Selbst ins Fenster der Mansarde
Steigt ein Weltverbess’rungs-Barde
Und beklagt, mit Fantasie,
Jede Legebatterie…
Zeitkritisch will das sein, mit viel Humor, polemisch; etwas für Erwachsene. Synkopen, Antilopen. Zeitbezogen, zotig und ganz furchtbar aktuell. Bissig, angeblich gar. Ob das beim Hörer auch so ankommt bleibt jenem und dessen Reaktion auf Katja Reimanns gewollt-theatralischen Vortrag überlassen. Die Musik dazu wurde von den Concertgebouw Orchester-Kammersolisten und den photogenen Gebrüdern Jussen an den zwei Klavieren dazugeliefert und in Berlin mit der Sprechertonspur zusammengeschnitten. Astrein ist das gespielt; auf jeden Fall fehlerlos – aber auf die musikalische Interpretation kommt es bei dieser Version nicht wirklich an.
Jens F. Laurson [02.04.2018]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Camille Saint-Saëns | ||
1 | Le Carnaval des animaux (Grande Fantaisie zoologique) | 00:45:32 |
Interpreten der Einspielung
- Katja Riemann (Sprecherin)
- Lucas Jussen (Klavier)
- Arthur Jussen (Klavier)
- RCO Chamber Soloists (Ensemble)