Emilie Mayer
Piano Quartets 1 & 2

cpo 555 094-2
1 CD • 63min • 2016
19.03.2018
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
„Ist es schon an sich eine seltene Erscheinung, dass Damen sich in der musikalischen Composition versuchen, so verdienen die Leistungen des Frl. Mayer eine um so lebhaftere Anerkennung, als dieselben durchweg ein ernstes künstlerisches Streben bekunden und einem Gebiete angehören, welches der leichtfertige Musikgeschmack gern ganz und gar unberührt lässt. Auch in diesen neuesten Schöpfungen der reichbegabten Dame sprach sich ein ernster, fast strenger Geist aus, der ihre früheren Compositionen kennzeichnet ...“
Vor einem guten Jahr hatte ich das Vergnügen, das Fräulein Emilie Mayer aus Berlin durch zwei Klaviertrios kennenzulernen [vgl. Klassik-Heute 22214 v. 13.4.2017]. So war ich denn recht erfreut, die gegenwärtige Produktion aus dem Hause cpo zu erhalten, in deren Beiheft ich das obige Zitat entdeckte, das die Verfasserin des einführenden Textes ihrerseits aus dem 14. Jahrgang der „Neuen Berliner Musikzeitung“ übernommen hat. Schöner, als es der namentlich nicht genannte Correspondent des Blattes nach dem Konzert vom 7. Mai 1860 formulierte, hätte ich auch nicht sagen können, dass die bewußte Dame nicht in die Kategorie der „componirenden Frauenzimmer“(O-Ton Clara Schumann), sondern – ganz ähnlich wie ihre französische Kollegin Louise Farrenc – zu den selbstbewußten Erscheinungen ihrer Profession gehörte, die auf die männliche Erteilung einer schöpferischen Daseinsberechtigung gepfiffen haben. Das Lebensmotto „Ich würde ja, wenn man mich ließe!“ ist ein denkbar untaugliches: Opfer schreiben einfach keine gute Musik.
Fräulein Mayer – man gestatte mir den seit einigen Jahrzehnten ausgemerzten Titel für die lebenslange Junggesellin mit der herben Miene – zuzuhören ist freilich ein weniger ernstes Unterfangen, als das der oben zitierte Mitarbeiter des Berliner Blattes empfunden hat. Ihre beiden damals offenbar neuen, musikalisch taufrischen Klavierquartette zeichnen sich durch vorzüglich gearbeitete Strukturen, einen exquisiten Umgang mit dem gewählten Instrumentarium und ganz generell durch eine Stilistik aus, die insbesondere auf dem Pianoforte gern einmal mit dem mittleren Beethoven kokettiert (Gerhard Vielhaber bringt auf den Tasten ganz köstliche Dinge hervor), ansonsten aber vornehmlich zwischen Schumann und Brahms anzusiedeln wäre, wenn denn der Letztgenannte in den Jahren 1859/60 schon als Vorbild hätte dienen können. Aus der Fülle der vorteilhaften Eindrücke möchte ich hier vor allem die Scherzi der beiden viersätzigen Quartette mit ihren schnurrigen, prickelnden Einfällen herausheben, ferner auf mancherlei romantisch-dramatische Gesten der langsamen Sätze hinweisen und schließlich auch das Mariani Klavierquartett nicht unterschlagen, dem eine subtile, wo’s angebracht ist: erheiternde, rundum gelungene Wiedergabe beider Werke zu danken ist.
Rasmus van Rijn [19.03.2018]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Emilie Mayer | ||
1 | Klavierquartett Es-Dur | 00:29:44 |
5 | Klavierquarett G-Dur | 00:33:00 |
Interpreten der Einspielung
- Mariani Klavierquartett (Klavierquartett)