Souvenirs
Piano Works by Franz Liszt
Genuin GEN 18494
1 CD • 83min • 2017
08.02.2018
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
„Man muss Liszt ernst nehmen, um ihn gut spielen zu können“, postuliert Alfred Brendel in seinem Buch „Nachdenken über Musik“. Genau das tut die polnische Pianistin Aleksandra Mikulska, die in Deutschland und Italien studiert hat, auf dieser Konzept-CD, auf der sie „Erinnerungsstücke an Menschen und Länder, die für Franz Liszt in den 1830er und 1840er Jahren bedeutsam geworden sind“ (so steht’s im Booklet), versammelt. Mit ihr und Liszt reist der Hörer durch die Ukraine, Spanien und Ungarn und begegnet Marie Gräfin d’Agoult, seiner ersten großen Liebe, und Carolyne Fürstin zu Sayn-Wittgenstein, seiner späteren langjährigen Lebensgefährtin. Mit über 83 Minuten ist diese CD sehr programm-üppig.
Glanes de Woronince, auf dem Gut der Fürstin zu Sayn-Wittgenstein in der Ukraine entstanden, spiegeln die Weite der ukrainischen Landschaft und zeigen die Fähigkeit der Pianistin, im Kopf des Hörers Bilder entstehen zu lassen, es ist im besten Sinne „erzählende“ Musik, mit viel Empfindung und seelischer Wärme vorgetragen, Musik, die ganz versonnen endet.
Viel Zartheit und dann aber liebevolles Drängen ist zu spüren im Liebeslied und in der Frühlingsnacht, beide Stücke transkribieren lustvoll Schumann’sche Lieder.
Sprühendes Rankenwerk in hellster Transparenz prägt La leggierezza, die mittlere der Trois études de concert. Eleganz und Gespür für den wienerischen Walzertakt mit reizvollen Verzögerungen herrscht in den Soirées de Vienne, keckes und beinahe stampfendes Temperament und wahre Virtuosität herrschen in der Rhapsodie espagnole, bei den Rhapsodies hongroises wünscht man sich bei aller Virtuosität und pianistischen Untadeligkeit noch ein Surplus von überraschendem Übermut oder ausgelassen-fanatischer hinreißender Tanzwut, das „Diabolische hinter dem Kapriziösen“, wie es wieder Alfred Brendel fordert.
Auf der CD sind die Unbedingtheit, der forschende Ernst und die Hingabe herauszuhören, mit der Aleksandra Mikulska diese so oft als bloße Brillanz dargebotene Musik gestaltet. Sie bestätigt positiv Alfred Brendel, der nochmals zitiert sein soll: „Wer der Meinung ist, es gäbe auch nur eine einzige Lisztsche Komposition, deren Hauptzweck darin bestünde, den Virtuosen gymnastisch zu beschäftigen, sollte seine Hände von Liszt lassen.“ In den Händen von Aleksandra Mikulska ist Liszt gut aufgehoben.
Rainer W. Janka [08.02.2018]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Franz Liszt | ||
1 | Glanes de Woronince S 249 | 00:19:03 |
4 | Konzertetüde Nr. 2 S 144/2 (La leggierezza) | 00:05:22 |
5 | Liebestraum Nr. 3 As-Dur op. 62 S 541 | 00:04:27 |
6 | Soirées de Vienne S 427 (1846/1852) | 00:06:52 |
7 | Widmung As-Dur S 566 (aus dem Liederzyklus »Myrthen« op. 25,1 von R. Schumann) | 00:03:46 |
8 | Frühlingsnacht S 568 (Klaviertranskription des Liedes Überm Garten durch die Lüfte von Robert Schumann) | 00:02:53 |
9 | Ungarische Rhapsodie No. 5 e minor for Piano Duo – Molto lento, con duolo | 00:09:20 |
10 | Ungarische Rhapsodie Nr. 11 a-Moll | 00:06:46 |
11 | Ungarische Rhapsodie Nr. 12 cis-Moll | 00:10:27 |
12 | Rhapsodie espagnole S 254 (Folies d'Espagne et jota aragonesa) | 00:14:17 |
Interpreten der Einspielung
- Aleksandra Mikulska (Klavier)