Romantic Viola Sonatas
Onslow • Mendelssohn • Kalliwoda
Naxos 8.573730
1 CD • 76min • 2016
30.12.2017
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Romantische Bratschensonaten? Ich hoffe, ich bin nicht der einzige, dem zu diesem Thema zunächst nicht viel einfällt. Doch es handelt sich bei der Einspielung von Werken Georges Onslows (1784-1853), Felix Mendelssohn Batholdys (1809-1847) und Johann Wenzel Kalliwodas (1801-1866) um eine willkommene Horizonterweiterung. Mag man auch anfänglich diesem Thema nicht viel abgewinnen, so sorgen Hiyoli Togawa (Viola) und Lilit Grigoryan (Klavier) mit ihrer einfühlsamen und couragierten Herangehensweise, mit Klangschönheit und Ausdruckstiefe dafür, dass man sich dem Charme und der poetischen Eleganz dieser Kompositionen dann doch nicht entziehen kann.
Georges Onslow, Kompositionsschüler Anton Reichas, erlangte zu Lebzeiten einen hohen Bekanntheitsgrad vor allem mit seinen Streichquartetten und -quintetten. Seine Bratschensonate F-Dur op. 16 Nr. 1, ursprünglich geschrieben für Cello und Klavier, ist ein Stück absolut liebenswürdiger Musik, zwar ohne nennenswerte Höhepunkte, aber trotzdem ein Werk voller unterschwelliger Spannung; eine Musik, die einen durchweg unterhaltenden Tonfall anschlägt, jedoch auf höchstem Niveau. Onslow behandelt Viola und Klavier als gleichberechtigte Akteure. Allerdings lenkt die subtile bis tief lotende Tonformung Hiyoli Togawas die Aufmerksamkeit ganz auf die Viola – nicht nur im Zentrum der Sonate, einem zutiefst innigen Andante, sondern auch im quirligen Finale mit seinem dominanten Klavierpart. Ungeteilte Aufmerksamkeit erfährt das Klavier im Variationsfinale von Mendelssohns Sonate c-Moll, in dem Lilit Grigoryan die solistischen Passagen mit großer Liebe zum Detail angeht. Die Sonate ist durchzogen von unterschiedlichen, teils geheimnisvollen Klanglandschaften, denen die zwei Künstlerinnen mit einem weiten Ausdrucksspektrum begegnen, dazu mit gefühlvollen Dialogen und mit verspielter bis anspringender Brillanz; man höre nur das bewegte Menuett mit seinem fast choralartigen Trio oder der sich – bis auf einen kurzen Ruhepunkt vor dem furiosen Schluss – permanent steigernde Finalsatz.
Dem Spiel Hiyoli Togawas und Lilit Grigoryans wohnt ein gemeinsamer, artikulatorisch fein abgestimmter Puls inne, der abschließend das böhmisch-musikantische Element in den Sechs Nocturnes op. 186 Johann Wenzel Kalliwodas wunderbar aufblühen lässt. Ob Anmutiges, virtuos Verspieltes oder Kraftvolles – alles geht ihnen mühelos von der Hand.
Christof Jetzschke [30.12.2017]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Georges Onslow | ||
1 | Sonate F-Dur op. 16 Nr. 1 für Viola und Klavier | 00:23:36 |
Felix Mendelssohn Bartholdy | ||
4 | Sonate c-Moll für Viola und Klavier | 00:28:01 |
Johann Wenzel Kalliwoda | ||
7 | Larghetto op. 186 Nr. 1 | 00:04:16 |
8 | Allegretto ma un poco vivo op. 186 Nr. 2 | 00:03:06 |
9 | Poco adagio op. 186 Nr. 3 | 00:03:59 |
10 | Allegretto ma un poco vivo op. 186 Nr. 4 | 00:03:30 |
11 | Adagio con molta espressione op. 186 Nr. 5 | 00:05:06 |
12 | Allegro moderato op. 186 Nr. 6 | 00:04:00 |
Interpreten der Einspielung
- Hiyoli Togawa (Viola)
- Lilit Grigoryan (Klavier)