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Besprechung CD/SACD stereo/surround

A Lute by Sixtus Rauwolf

French and German Baroque Music

BIS 2265

1 CD/SACD stereo/surround • 82min • 2016

26.01.2018

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Klassik Heute
Empfehlung

Das Ereignis dieses besonders schönen, instruktiven und dazu noch randvollen Lautenalbums ist natürlich das Instrument, dessen Originalgestalt auf das Ende des 16. Jahrhundert zurückgeht. Es wurde um 1590 gebaut in der Augsburger Werkstatt des Sixtus Rauwolf (1556 – ca. 1619) und erst vor gut zehn Jahren restauriert. Man braucht sich nicht erst groß vorzustellen, wie viele Jahrhunderte dieses Instrument auf dem Buckel hat, um ihrer sozusagen durch Geschichte gesättigten Aura ehrfurchtsvoll begegnen zu können. Der Klang ist vornehm gedeckt, erdig, doch nie dumpf. Seinen Nuancen und Modifikationen, die sich noch im Verklingen ergeben, spürt der schwedische Lautenist Magnus Lindberg mit geradezu hypnotischer Konzentration nach.

Mancher Hörer könnte sich die Frage stellen, warum Lindberg nicht Musik ausgewählt hat, die auch ungefähr zur Bauzeit der Laute geschrieben wurde; alle Werke, sämtlich Suiten von Tanzsätzen, gipfelnd in dem wohl bedeutendsten Werk, der Suite A-Dur von Silvius Leopold Weiss, entstammen dem 17. und 18. Jahrhundert. Der Grund hierfür ist, dass die Laute nach einigen instrumentenbaulichen Modifikationen um 1715 tiefgreifend modernisiert war und somit das Repertoire vorzüglich zu ihrer jetzigen, ja wiederum restaurierten, Gestalt passt. Dies ist auch gut, denn ein Instrument ist keine Mumie, sondern lebt ja durch die Spieler jeder Zeit und Epoche fort. Freilich präsentiert Lindberg dieses herrliche Instrument auch mit so einer faszinierend reichen artikulatorischen Phantasie, dass man solche theoretischen und historischen Fragen beim Hören bald vergessen hat. Wenn einer so spielt, ist es fast zweitrangig, was er spielt.

Sämtliche Tanzsätze trägt Lindberg einerseits mit rhythmischer Stringenz vor, so dass, besonders etwa in den Sarabanden, die Bewegungsmuster mit geradezu auffordernder Plastizität deutlich werden; andererseits hält Lindberg immer wieder Phrasenenden oder andere aussagekräftige Momente wie zweifelnd, verzögernd zurück, lässt sie reizvoll in der Luft hängen. Mehr als Tänze, sind diese Miniaturen gestische Reflexionen, Überlegungen, Unterredungen. All dies geschieht in einer wohltuenden Atmosphäre der Ruhe, die schon die einleitende Padoana von Esaias Reusner (1636–1679) eher zu einer ausgreifenden Meditationsübung macht als einem Tanz. Zum Schluss noch ein persönlicher Favorit eines teilweise mehrfach genossenen Hörvergnügens: Die Partita von David Kellner (1670–1748) wird von einer hübschen Campanella einleitet, einem Glöckchenstück, das alle späteren Nachfahren in den Schatten stellt.

Prof. Michael B. Weiß [26.01.2018]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Esajas Reusner
1Padoana 00:06:57
François Dufault
2Prélude 00:01:22
3Allemande 00:02:19
4Courante (La Superbe) 00:01:55
5Courante 00:01:22
6Sarabande 00:02:16
7Gigue 00:02:04
Charles Mouton
8Prélude (La Promenade) 00:00:58
9Allemande (Le dialogue des graces sur Iris) 00:02:10
10Canaries (Le Mouton) 00:01:22
11Courante (La Changeante) 00:01:56
12Gaillarde (La Bizarre) 00:01:04
13Sarabande (La Malassis) 00:02:05
14Menuet (La Ganbade) 00:01:03
David Kellner
15Campanella – Presto assai 00:02:37
16Courante 00:02:18
17Sarabanda 00:02:33
18Aria – Largo 00:01:52
19Giga 00:02:29
20Gavotte 00:01:03
Johann Pachelbel
21Allemande (L' Amant mal content) 00:03:32
22Courante (L' Amant soulage) 00:02:43
23Sarabande (L' Amant soupirant) 00:03:52
24Gigue (Raillerie des amans) 00:02:37
Sylvius Leopold Weiss
25Prélude D-Dur 00:00:42
26Allemande 00:03:23
27Courante D major 00:02:55
28Bourrée 00:02:55
29Sarabande minor 00:05:14
30Menuet 00:01:34
31Gigue minor 00:03:29
32Ciacona g minor WeissSW 14.6 00:05:05

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