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Besprechung CD

Piano Duo

Adrienne Soós & Ivo Haag
Johannes Brahms ‒ Symphony No. 2

Telos CD TLS 218

1 CD • 66min • 2015

05.07.2017

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Klassik Heute
Empfehlung

Klavierauszüge von Sinfonien waren früher vor allem Gebrauchsmusik für den häuslichen Einsatz. Aber spätestens am Ende des 19. Jahrhunderts war in vielen Privathäusern mit der Erfindung der Schallplatte die Ära des „selber spielens“ vorbei.

Im Falle von Johannes Brahms und seiner Sinfonien ist das Verhältnis zwischen der Orchesterpartitur und dem pianistischen Extrakt komplexer. Im Falle der Zweiten Sinfonie op. 73 ist die vierhändige Klavierfassung aber ein Pendant von „erwachsener“ orchestraler Größe. Hört man diese pianistische Sinfonie unvoreingenommen, mutet sie auf jeden Fall „absolut“ an. Man kann hier durchaus mutmaßen, dass bei Johannes Brahms eine sehr pianistische Haltung jeden Kompositionsprozess prägte, ebenso, dass er in der Klavierfassung die spezifischen Gestaltungsmöglichkeiten auf dem Tasteninstrument weiter ausreizen wollte.

Diesen Eindruck bekräftigen auf jeden Fall Adrienne Soós und Ivo Haag in ihrem sorgsam sämtliche Tiefenschichten der Musik auslotenden Zugriff. Hier wird nichts übertrieben aufgetürmt oder sich gar auf zwei Flügeln wuchtig duelliert. Ganz im Gegenteil: Auf zwei mal 88 Tasten entsteht ein beständiger Fluß, in den man endlos eintauchen könnte - und der in jedem Moment dem eigentlichen Gegenstand, nämlich dem Willen des Komponisten dient.

Die einprägsamen melodischen Ideen transportieren so manche Anspielung. Das Thema des Kopfsatzes ist mit dem aus Beethovens Eroica vergleichbar, ebenso ist ein pulsierendes Dreiermetrum eine verbindende Parallele. Aber Johannes Brahms leitet eine deutlich innigere Diktion daraus ab. Das gilt auch für das zitierte Abendlied aus eigener Feder Guten Abend, gute Nacht. Verinnerlicht und zart lässt das Duo den Adagio-Satz atmen. In einer weitgespannten Ausdruckspalette dialogisieren sie im dritten Satz mit einer forschen Stakkatopassage im Mittelteil, gefolgt von einem schwungvollen, alles an feinfühliger Anschlagsfinesse aufbietendem Finale.

Auch das weitere Programm auf diesem Tonträger hat sich diesem Zeitkontext verschrieben: Brahms Zeitgenösse Hermann Goetz komponierte eine sehr lyrische, zugleich formal auffallend unkonventionell gehaltene vierhändige Sonate. Wie ein Barock-Rezitativ mutet die Einleitung des Kopfsatzes an, gefolgt von einem getragenen langsamen Satz und einem Finale, das einen Trauermarsch und Rondoformen trickreich gegenüberstellt.

Adrienne Soós und Ivo Haag zeigen in dieser Sonate, dass das vierhändige Spiel keineswegs immer auf orchestrale Breitwandformate hinauslaufen muss und dadurch umso mehr durch prägnante Klarheit glänzt. Das setzt sich fort in einer skizzenhaften, kurz und bündig auf den Punkt kommenden Komposition von Clara Schumann, einem Marsch in E-Dur, der wie ein reifes Statement an die Lebensfreude wirkt.

Stefan Pieper [05.07.2017]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Johannes Brahms
1Symphony No. 2 D major op. 73 00:39:15
Hermann Goetz
5Sonate g-Moll op. 17 für Klavier zu vier Händen 00:21:58
Clara Schumann
8Marsch Es-Dur für Klavier zu vier Händen 00:05:00

Interpreten der Einspielung

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