Meyerbeer Grand Opera
Diana Damrau
Erato 0190295848996
1 CD • 81min • 2015
29.05.2017
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Es ist ja heute selten genug bei Recitals großer Gesangsstars, dass nicht sie selbst in den Mittelpunkt gestellt werden, sondern die Werke, die sie singen und deren Schöpfer. Hier kommt Giacomo Meyerbeer zu Ehren – ein Wunschprojekt der Sopranistin Diana Damrau schon seit Jahren, das sich aber erst jetzt realisieren ließ. Dass der CD-Titel „Grand Opéra“ nicht ganz zutreffend ist, da ein großer Teil der eingespielten Nummern nicht diesem Genre zugehören, ist dabei nicht so schlimm. Denn der Name Meyerbeer ist ein für allemal mit dieser Gattung eng verknüpft und dass er neben Meisterstücken wie Les Huguenots und Le prophète auch respektable Werke für die Opéra comique geschaffen hat und vor seiner großen Pariser Zeit in Italien mit Opern im Rossini-Stil erfolgreich war, wird in diesem Recital auch in Erinnerung gerufen, das zudem zwei Beispiele seines deutschen Opernschaffens in Ersteinspielung enthält. Der zeitliche Radius umspannt ein halbes Jahrhundert, von dem in Wien durchgefallenen Alimelek (1814) bis zur nachgelassenen L’Africaine (1865).
Meyerbeer war in vielen Stilen heimisch, bzw. er hatte keine Mühe, sich fremde Stile anzueignen. Auch seine Großen Opern enthalten Elemente der Opéra comique und der italienischen Belcanto-Schule. Interessant, wie sich im Laufe der Zeit der Typus des leichten Koloratursoprans immer mehr in Richtung zu lyrischen und dramatischen Partien entwickelte, in denen der Ziergesang und der „Nachtigallen“-Ton nur noch eine untergeordnete Rolle spielen, nicht mehr als eine aparte Zutat sind. Diana Damrau ist die richtige Interpretin, um diesen allmählichen Wandel deutlich zu machen, denn auch ihre Stimme hat in den letzten Jahren eine entsprechende Entwicklung genommen. Sie ist runder und fülliger geworden, hat an Biß und Durchschlagskraft, aber auch an Farben gewonnen, meistert daneben die virtuosen Anforderungen aber noch mit der nötigen Leichtigkeit. Reines Plaisir bereiten ihr vokaler Wettstreit mit zwei Flöten in L’étoile du Nord und ihre Gestaltung von Dinorahs Schattentanz. Gelegentlich, vor allem in der großen Szene der Marguerite in den Huguenots, macht sich ein etwas hartes Vibrato bemerkbar.
Um Meyerbeer gerecht zu werden, hat man die Arien in ihrem szenischen Zusammenhang belassen und nicht nur die Choreinsätze, sondern auch Stichworte der Bühnenpartner mit aufgenommen. Für diese Mini-Einschübe wurden renommierte Sänger wie Kate Aldrich, Laurent Naouri und Charles Workman aufgeboten, wobei letzterer, ein ausgezeichneter Belcanto-Tenor, hier nicht mehr als ein viermaliges „non, non, non, non“ beizutragen hat, dem auch ein Chorist gewachsen gewesen wäre. Chor und Orchester der Opéra National de Lyon, die eben zum Opernhaus des Jahres ernannt wurde, zeigen bei dieser Gelegenheit nur Mittelklasse, der Dirigent Emmanuel Villaume scheint nicht besonders involviert.
Die Ausstattung des Albums ist mit vielen Fotos, einer Würdigung Meyerbeers durch die Sängerin, einem fachmännischen Essay von Alexander Dratwicki (Palazzetto Bru Zane) und den gesungenen Texten in drei (bei den italienischen Opern vier) Sprachen ausgesprochen luxuriös. Hilfreich wären allerdings bei den großenteils unbekannten Stücken kurze Angaben zu den dramatischen Situationen gewesen, in denen die Arien gesungen werden.
Ekkehard Pluta [29.05.2017]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Giaccomo Meyerbeer | ||
1 | Mon cœur s'élance et palpite (Berthe - aus: ) | 00:04:05 |
2 | Robert, toi que j'aime (Isabelle - aus: Robert le Diable) | 00:05:52 |
3 | Nur in der Dämm'rung Stille (Irene - aus: Alimelek oder Die beiden Kalifen) | 00:06:17 |
4 | Ah, mon Dieu! ... C'est bien l'air que chaque matin (Cahterine - aus: L' étoile du nord) | 00:06:58 |
5 | Là-bas, sous l'arbre noir ... Fleurs nouvelles, arbres nouveaux (Inès - aus: L' Africaine) | 00:05:34 |
6 | D'una madre disperata ... Con qual gioia (Palmide - aus: Il crociato in Egitto) | 00:09:20 |
7 | Comme cette nuit est lente à se dissiper! ... Ombre légère (Dinorah - aus: Dinorah) | 00:08:20 |
8 | Oh Schwester, find' ich dich! ... Lebe wohl, geliebte Schwester (Therese - aus: Ein Feldlager in Schlesien) | 00:06:53 |
9 | Sulla rupe triste, sola ... Ah questo bacio (Emma - aus: Emma di Resburgo) | 00:06:38 |
10 | Ô beau pays de la Touraine (Marguerite - aus: Die Hugenotten) | 00:12:55 |
11 | Anna, qu'entends-je ... Adieu, mon doux rivage (Inès - aus: L' Africaine) | 00:08:34 |
Interpreten der Einspielung
- Diana Damrau (Sopran)
- Chœur de l'Opéra National de Lyon (Chor)
- Orchestre de l'Opéra National de Lyon (Orchester)
- Emmanuel Villaume (Dirigent)