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Besprechung CD

Ignaz Moscheles

Zehn Präludien aus dem Wohltemperierten Klavier von J.S. Bach op. 137a

FontenayClassics FCI011

1 CD • 49min • 2016

16.05.2017

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 7
Klangqualität:
Klangqualität: 7
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 7

Ohne die durch Mendelssohn angestoßene Bach-Renaissance und die daraus hervorgegangene Bach-Begeisterung im 19. Jahrhundert wären zahlreiche Bearbeitungen von Werken des Thomas-Kantors wohl erst gar nicht entstanden, vermutlich auch nicht die „Melodisch-contrapunctischen Studien op. 137a“ von Ignaz Moscheles: eine Auswahl von „Zehn Präludien aus dem Wohltemperierten Klavier von J.S.Bach mit einer hinzukomponierten Violoncellostimme“, entstanden 1863 in Leipzig.

Warum sich Moscheles nur Präludien vorgenommen hat, bleibt unklar. Hielt er sie womöglich für unvollkommener als die zugehörigen Fugen? Sicher ist nur, dass er – ganz Kind seiner Zeit – die Präludien bekannter machen, sie dem herrschenden Geschmack entsprechend romantisch veredeln wollte – womit er ihnen allerdings auch eine teilweise völlig neue Charakteristik verlieh. Abgesehen von kurzen Wiederholungen, kleineren Einschüben oder dem Hinzufügen einer Coda bleibt der Klaviersatz unangetastet. Und trotzdem entsteht der Eindruck, das Präludium h-Moll aus dem WK I ausgenommen, als hätte Moscheles nicht einfach eine Cellostimme hinzukomponiert, sondern den Klaviersatz grundlegend auf die Celloführung zugeschnitten. Das C-Dur-Präludium aus dem WK I gibt sich mit seiner elegant-eigenständigen Cellostimme wie ein durchkomponiertes Kunstlied; motivisch eng mit dem Klaviersatz verzahnt erklingt das Cello im Präludium D-Dur aus dem WK II; in anderen Werken, etwa dem Es-Dur-Präludium aus dem WK II, nimmt das Cello eher eine untermalende und verzierende Rolle ein. Mit gleich zwei Bearbeitungen widmet sich Moscheles dem Präludium h-Moll aus dem WK I: Im strengen Styl wird das Cello motivisch sehr eng entlang des Klaviersatzes bis in kurzen Teilen identisch mit einer Klavierstimme als kontrapunktische Gegenstimme eingesetzt, die aber gerade wegen ihrer zeitweiligen Doppelung einer Klavierstimme auch immer wieder recht einfallslos und überflüssig wirkt; im freien Styl gibt sich die Cellostimme mit weitgehend von der Klavier-Motivik unabhängigen Umspielungen und Verzierungen recht autonom, wirkt aber nicht sonderlich inspiriert, sondern eher unausgegoren. Ob in diesen beiden oder den übrigen Bearbeitungen: ich kann mich ncht entscheiden, wohin ich meine Aufmerksamkeit lenken soll. Ich werde mit diesen Bach-Arrangements von Ignaz Moscheles einfach nicht warm – weil sie für meinen Geschmack tatsächlich nichts bieten, was die Aufmerksamkeit, jedenfalls meine, wirklich auf sich zieht. Daran ändert leider auch die unprätentiöse, elegante und natürlich singende Herangehensweise des Cellisten Niklas Schmidt und seines Klavierpartner Stepan Simonian nichts.

Bleibt also die Sonate für Violoncello und Klavier D-Dur (1789) des Bach-Sohns Johann Christoph Friedrich, um mich versöhnlicher zu stimmen. Konzertierende Effekte und eine sangliche Melodik bestimmen das Bild, dazu ein empfindsam-galanter Tonfall, der die Offenheit des sogenannten Bückeburger-Bachs für die musikalischen Strömungen seiner Zeit, insbesondere für italienische Einflüsse, offenbart. Die hellhörig aufeinander reagierenden Interpreten Niklas Schmidt und Stepan Simonian widmen sich klanglich sehr differenziert besonders dem Affektgehalt der einzelnen Sätze, was dem eleganten bis virtuosen musikalischen Fluss hörbar bekommt, da er für mein Empfinden kaum Höhepunkte bietet, geschweige denn auf einen solchen zusteuert. Allein das Final-Rondo sticht mit fantasievollen Variationen heraus.

Christof Jetzschke [16.05.2017]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Ignaz Moscheles
1Präludium Nr. 1 C-Dur op. 137a (aus dem Wohltemperierten Klavier 1. Teil Nr. 1 von J.S. Bach) 00:02:39
2Präludium Nr. 2 D-Dur op. 137a (aus dem Wohltemperierten Klavier 2. Teil Nr. 5 von J.S. Bach) 00:03:21
3Präludium Nr. 3 G-Dur op. 137a (aus dem Wohltemperierten Klavier 1. Teil Nr. 15 von J.S. Bach) 00:02:29
4Präludium Nr. 4 Es-Dur op. 137a (aus dem Wohltemperierten Klavier 2. Teil Nr. 7 von J.S. Bach) 00:02:45
5Präludium Nr. 5 d-Moll op. 137a (aus dem Wohltemperierten Klavier 1. Teil Nr. 6 von J.S. Bach) 00:02:29
6Präludium Nr. 6 h-Moll op. 137a (aus dem Wohltemperierten Klavier 1. Teil Nr. 24 von J.S. Bach. Erste Bearbeitung im strengen Styl) 00:04:00
7Präludium Nr. 6 h-Moll op. 137a (aus dem Wohltemperierten Klavier 1. Teil Nr. 24 von J.S. Bach. Zweite Bearbeitung im freien Styl) 00:03:52
8Präludium Nr. 7 B-Dur op. 137a (aus dem Wohltemperierten Klavier 1. Teil Nr. 21 von J.S. Bach) 00:01:46
9Präludium Nr. 8 d-Moll op. 137a (aus dem Wohltemperierten Klavier 2. Teil Nr. 6 von J.S. Bach) 00:01:47
10Präludium Nr. 9 cis-Moll op. 137a (aus dem Wohltemperierten Klavier 1. Teil Nr. 4 von J.S. Bach) 00:02:39
11Präludium Nr. 10 c-Moll op. 137a (aus dem Wohltemperierten Klavier 1. Teil Nr. 2 von J.S. Bach) 00:02:22
Johann Christoph Friedrich Bach
12Sonate D-Dur für Violoncello und Klavier 00:18:31

Interpreten der Einspielung

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