Conradin Kreutzer
Septet op. 62 • Trio op. 43
cpo 555 067-2
1 CD • 62min • 2015, 2016
13.04.2017
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Vorsorglich warne ich jeden, der sich für diese Produktion interessiert, vor den Risiken und Nebenwirkungen der Musik: Sie hat entschiedene Ohrwurmqualitäten, wühlt sich förmlich in die Gehörgänge, reizt die Gesichtsmuskeln und kann an der einen oder anderen Stelle sogar in Zuckungen ausarten, derer man nur durch kräftiges Hämmern auf stabile Tischplatten Herr (oder Dame) werden kann. Kurzum, dieser Conradin Kreutzer wird es nicht gewesen sein, den der – trotz seiner Anonymität wohlbekannte – Schreihals bei der Uraufführung der Eroica hätte herschenken wollen, wenn’s nur endlich vorüber gewesen wäre ...
Einige persönliche Einschränkungen will ich indes nicht vorenthalten. Ich mag die Septettbesetzung mit Klarinette, Horn, Fagott und vier Streichern (von der Geige bis zum Baß) nicht sonderlich. Sie neigt in akkordischen Verdichtungen zu einer gewissen Klümpchenbildung, die sich auch durch kräftiges Rühren nicht ganz beheben lassen. Ebensowenig bin ich ein unerschütterlicher Freund des Fortepiano, so authentisch es in bestimmten Repertoirebereichen ohne jede Frage ist. Doch das alles spielt hier keine Rolle, denn die pure Komponier- und Musizierfreude, die mir sowohl aus dem Septett wie aus dem Trio für Klavier, Klarinette und Fagott entgegenspringt, bläst (wie sinnig!) alle vordergründigen Geschmacksfragen mit hinreißendem Elan beiseite. Der regelrechte Swing der „Kapelle” und der Dreierformation; die quirligen, ganz in der Nachbarschaft zum unterhaltsamen Beethoven (natürlich bei seinem vorbildhaften Opus 20, aber auch beim Tripelkonzert) angesiedelten Melodien und Rhythmen; die bisweilen verrückte Virtuosität des sehr feinen und sehr gut integrierten Hammerflügels; und die immer wieder höchst amüsante Neigung Kreutzers, in der Stretta plötzlich auf die Bremse zu treten, einmal kurz die Zungenspitze zu zeigen und erst dann durchs Ziel zu preschen – all das ist ein musikalisch ungetrübtes Vergnügen, das mich erstens bewogen hat, wieder einmal das Nachtlager von Granada aufzuschlagen, und zweitens hoffen läßt, dass man bei cpo in absehbarer Zeit ein paar Kreutzer mehr feilbietet.
Rasmus van Rijn [13.04.2017]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Conradin Kreutzer | ||
1 | Septett Es-Dur op. 62 für Holzbläser und Streicher | 00:39:06 |
7 | Trio Es-Dur op. 43 für Klavier, Klarinette und Fagott | 00:22:40 |
Interpreten der Einspielung
- Himmelpfortgrund (Ensemble)
- Tobias Koch (Klavier)