Brahms
Serenades 1 & 2
Ondine ODE 1291-2
1 CD • 73min • 2015
21.03.2017
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Diese Produktion stellt mich vor ein ungewöhnliches und interessantes Problem. Wenn ich die beiden Serenaden, wie sie Jaime Martin, dem Cover zufolge die dirigentische Antwort auf George Clooney, mit dem wackeren Symphonieorchester der mittelschwedischen Küstenstadt Gävle aufgenommen hat, unter Zuhilfenahme der Partituren verfolge, entdecke ich so manche Erbse, die ich an dieser Stelle ab- und aufzählen könnte. Dem einen oder anderen crescendo-decrescendo fehlt die atmende Tiefe, die Unterschiede zwischen einfachem und doppeltem Forte sind nicht immer so deutlich, wie das vom Komponisten vermutlich gemeint war, die Phrasen dürften mitunter subtiler gestaltet, die Tempi hier und da ein wenig verhaltener genommen sein – und verschiedentlich gerät auch ein Solo der an sich sehr guten Bläser starrer, als es das eingedruckte „espressivo“ haben möchte. Doch ungeachtet dieser Defizite – oder vielleicht sogar: wegen derselben – mag ich die Einspielung außerordentlich. Der insgesamt burschikose Ton mit seinen herzhaft schroffen Kanten und seiner unsentimentalen, dabei aber keineswegs lieblosen Grundeinstellung zum Geschehen kommt vor allem dem gern ermüdenden Opus 11 zugute, aus dem sich, wenn man’s so angeht wie die in Gävle versammelten Kräfte, von der Pastorale bis zur Tarantella eine erstaunliche Menge an echtestem Brahms herausarbeiten läßt: der mit Beethoven tanzt, mal das Scherzo des zweiten Klavierkonzerts, mal den Hornruf aus dem Finale der ersten Symphonie vorkostet, in unverwechselbaren rhythmischen Überlagerungen seine Muskeln zeigt und andererseits auch als Sänger durchaus einzunehmen weiß, ohne dass er unter dem leise tränenden Auge zum Publikum hinüber blinzelte, um die Wirkung seiner Ergüsse zu prüfen ...
Mit den entsprechenden Modifikationen gilt ein Gleiches für das Opus 16. Da haben es mir besonders der schumanneske „Schmiß” im Scherzo mit seinem delikaten Trio, das an vierter Stelle stehende, federnd spukhafte Quasi Menuetto und das charmante Finale angetan, in dem die „Kapelle” mit vernehmlichem Behagen ihre unterhaltenden Aufgaben beendet – derweil ich mich zwischen der objektiven 7,5 und der subjektiven 9,8 zu einer glatten 8 für die musikalische Leistung durchringe: Schließlich habe ich mich selten mit den beiden Serenaden so gut amüsiert wie in dieser sympathischen Aufnahme aus dem schönen Norrland.
Rasmus van Rijn [21.03.2017]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Johannes Brahms | ||
1 | Serenade Nr. 1 D-Dur op. 11 | 00:43:41 |
9 | Serenade Nr. 2 A-Dur op. 16 | 00:28:52 |
Interpreten der Einspielung
- Gävle Symphony Orchestra (Orchester)
- Jaime Martín (Dirigent)