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Besprechung CD

Johann Sebastian Bach

Sechs Sonaten ‒ Six Sonatas à 2 Clav: et Pedal

Rondeau ROP608586

2 CD • 83min • 2013, 2014, 2015

10.06.2016

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 8
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Gesamtaufnahmen mit den Triosonaten von Johan Sebastian Bach gibt es eigentlich schon genug. Die Chance, dass man als Musiker hier noch etwas Substanzielles zum Kanon der Interpretationen hinzuzufügen vermag, erscheint zunächst einmal verschwindend gering. Da kann es höchstens um Nuancen gehen, das Rad – um einmal bildlich zu sprechen – wird auch der genialste Interpret indes nicht neu erfinden können.

Der Leipziger Thomas-Organist Ullrich Böhme hat sich dennoch an das Unterfangen gewagt, auch auf die Gefahr hin, nur das zu wiederholen, was ohnehin schon gesagt erscheint. Dennoch überrascht diese CD. Böhme geht nämlich einen konsequent anderen Weg als viele Interpreten, die für ihre Aufnahmen eher kleine, kammermusikalische Instrumente in nicht zu großen Räumen bevorzugen. Das macht eigentlich auch Sinn, da es mit zunehmender Raumgröße und damit einhergehender halligerer Akustik irgendwann nicht mehr zweckmäßig erscheint, etwas so Filigranes und auf polyphone Transparenz Ausgelegtes wie eine Triosonate zu spielen.

Böhme hingegen hat ausschließlich historische Orgeln in relativ großen Räumen für seine Einspielung ausgewählt, er tut genau das Gegenteil von dem, was allgemein üblicher Konsens ist – und das Ergebnis überrascht. Zwar kommt er im größten Raum dieser Einspielung, der Dresdner Hofkirche durchaus an Grenzen, weil der Raumklang einfach zu hallig und die Aufnahme im Vergleich zu den anderen, mit einer guten Balance zwischen Instrument und Raum aufwartenden Sonaten noch am indirektesten ist. Doch selbst hier kann man mit dem musikalischen Endergebnis leben.

An den musikalischen Qualitäten von Böhmes Interpretation braucht man ohnehin nicht zu zweifeln. Er zählt zwar eher zu den nüchternen Vertretern der Bach-Interpretation, sein Spiel ist aber nie uninspiriert oder gar farblos. Im Gegenteil, egal ob man Artikulation und Phrasierung oder Registrierung und Agogik betrachtet, alles ist auf den Punkt genau justiert und konsequent durchgearbeitet. Und noch einen Vorteil hat diese Einspielung: durch die ungewöhnliche Wahl der Instrumente stehen dem Interpreten auch ein paar klangliche Varianten zur Verfügung, die sich auf kleineren Instrumenten nicht realisieren lassen. Das Fagott im Pedal der Leipziger Bach-Orgel – im übrigen das einzige neuzeitliche, aber im Stile der Bach-Zeit erbaute Instrument dieser Einspielung – wirkt grandios und auch die Bandbreite vor allem an Streichern und Flöten, die Böhme die Bach-Trios nutzt, birgt viele schöne Momente. Insgesamt erfindet natürlich auch Ullrich Böhme das Rad nicht neu, lädt aber dazu ein, noch einmal ganz besonders hinzuschauen und hinzuhören.

Guido Krawinkel [10.06.2016]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Johann Sebastian Bach
1Sonate Nr. 2 c-Moll BWV 526 00:11:57
4Sonata No. 3 d minor BWV 527 00:15:43
7Triosonate No. 4 e minor BWV 528 00:10:51
CD/SACD 2
1Triosonate No. 5 C major BWV 529 00:14:51
4Sonate No. 1 E flat major BWV 525 for Organ 00:15:03
7Triosonate No. 6 G major BWV 530 00:14:30

Interpreten der Einspielung

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