Kit Armstrong
Liszt
Symphonic Scenes
Sony Classical 088875163732
1 CD • 70min • 2015
11.03.2016
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Der immer noch sehr jugendliche Kit Armstrong überrascht mit einer ungewöhnlichen Liszt-Zusammenstellung! Und dies betrifft nicht nur die auffällige Werkauswahl mit den Mephisto-Walzern Nr. 2 und 3, mit dem „Nächtlichen Zug“ im Vorfeld des bekannten, heute bis zum Geht-nicht-mehr strapazierten Mephisto-Walzer Nr. 1 und mit dem kaum je zu hörenden „Tasso“-Finale. Als Liszt-Interpreten konnte ich mir den eher schlank und auf hochgescheite Weise sozusagen defensiv agierenden Pianisten bis jetzt kaum vorstellen. Armstrong leistet hier alles Mögliche, alles ihm an Kraft und Verve zur Verfügung stehende, und den ersten, den bekannteren und damit auch jedes Liszt-Spiel entscheidenden Walzer Nr. 1 meistert er mit Anstand, mit schönen Ideen in den verhaltenen Passagen. Wer indes mit den weiter unten aufgeführten Einspielungen gleichsam aufgewachsen ist – ich denke da aus meiner Perspektive vor allem an die unübertroffen ätzend-verwegene Cziffra-Version -, der wird Armstrongs züchtige, technisch untadelige Deutung weniger als darstellerische Einzelleistung werten, sondern im Zusammenhang mit seinem „symphonischen“ Programmkonzept.
Im Bereich des „Nächtlichen Zugs“ (aus Lenaus Faust) gebe ich Kit Armstrong den Vorzug vor Leslie Howards Einspielung. Der inzwischen mit großem Erfolg musizierende Super-Mathematiker scheint sich für die klanglich-modulatorische Ausleuchtung des düsteren Prozesses mehr Zeit genommen zu haben als der Liszt-Gesamtverantwortungsträger Howard. Im Verlauf der Mephisto-Walzer Nr. 2 und 3 zeigt sich Armstrong ebenso zupackend wie differenzierend auf der Höhe seiner Konkurrenten. Mit Ausnahme von Cyprien Katsaris, der doch spür- und hörbar mehr aus diesen schon weit in die musikalische Zukunft „löckenden“ Stücken herauskitzelt.
Vergleichseinspielungen - Mephisto-Walzer Nr. 1: Duchable (EMI 5 72356 2), Ogdon (Testament SBT 1133; Tschaikowsky-Wettbewerb 1962 – RCA /Melodia 33219-2), Kamenz (ars musici AM 1319-2), Richter (5.2.58 – Revelation RV 10011) , Cziffra (Great Pianists Philips 456 760-2; Senlis 1980-86 EMI 585340 2), Kissin (RCA 82876 58462 2), Ashkenazy (Decca LP 6.41390 AS; Columbia LP 33 WSX 507; L.Berman DG LP 2530 766), Arrau (3.1989 – Philips 422 060-2, Lugano 20.5.1963 – Ermitage 104), Perahia (Sony SK 47180), Harasiewicz (Philips LP 6580 049), Horowitz (1979 – (RCA 09026 61415 2), Van Cliburn (RCA GD 60417), von Károlyi (Odeon/Electrola LP 80 649), Pletnev (Melodya 46037-2), Bozhanov (Hänssler Profil PH 12015), Mephisto-Walzer Nr. 2: Andsnes (EMI 557002 2), Swann (Music & Arts CD-245/1); Mephisto-Walzer Nr. 2 und 3: L. Howard (Hyperion A 66201), Katsaris (Teldec LP 6.42829 AW), Mikhail Lidsky (Denon CO-78802); Nächtlicher Zug: L. Howard (Hyperion CDA 67015)
Peter Cossé † [11.03.2016]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Franz Liszt | ||
1 | Der nächtliche Zug S 513a (Szene aus Lenaus "Faust") | 00:14:48 |
2 | Dance in the Village Inn No. 1 A major S 514 R 181 – Allegro vivace | 00:10:43 |
3 | Le Triomphe funèbre du Tasso S 517 (Epilog zur Sinfonischen Dichtung Tasso) | 00:11:35 |
4 | Mephisto-Walzer No. 2 S 515 R 182 – Allegro vivace | 00:11:08 |
5 | Salve Polonia S 113 Nr. 2 | 00:11:33 |
6 | Mephisto-Walzer No. 3 S 216 R 38 – Allegro | 00:09:58 |
Interpreten der Einspielung
- Kit Armstrong (Klavier)