Ernst Wilhelm Wolf
String Quartets
cpo 777 856-2
1 CD • 64min • 2012
03.09.2015
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Haydn, Mozart, Beethoven – das sind die Namen, die zuerst fallen, wenn es um die Geschichte des Streichquartetts geht. Diese drei Komponisten haben wie keine anderen die Gattung geprägt, die gerne auch als Königsdisziplin der Kammermusik bezeichnet wird. Doch auch abseits dieses musikalischen Triumvirats gibt es eine ganz Menge an Entdeckungen, die nur darauf warten, der Vergessenheit entrissen zu werden.
Diesem Anliegen hat sich das Kölner Pleyel Quartett verschrieben, das sich bereits mit Einspielungen von Streichquartetten seines Namensgebers sowie von weiteren Trouvaillen Adalbert Gyrowetz′ und August Klughardts einen Namen gemacht hat. Die vier Musiker spielen zudem auf historischen Instrumenten, was ihrer Entdeckungsreise auch einen Hauch von Authentizität verleiht.
Sie machen dies vortrefflich, sehr geschmackvoll und mit bezaubernder Eleganz. Ihr historisierender Ansatz kommt nicht mit der Brechstange, sondern sehr gewandt mit dem Florett daher. Wolfs ebenso gefällige wie ausgesprochen kunstfertige Musik wird hier mit sensiblem Strich zelebriert und die Verwendung historischer Instrumente lässt erahnen, wie die klanglichen Relationen der Instrumente zueinander und der musikalisch-dramaturgische Impetus dieser Musik vom Komponisten intendiert waren.
Das Interessante an diesen Quartetten ist nicht zuletzt ihre musikalische Genealogie: sie stehen nicht ausschließlich in der Tradition der großen Quartettkomponisten der Wiener Klassik, sondern sind stark von der generalbassgestützten Kompositionsweise norddeutscher Komponisten geprägt, die mit dem sogenannten Quatro eine ganz eigene Gattung geschaffen hatten. Diese sind im Grund genommen Triosonaten mit einer zusätzlichen Melodiestimme. Daher rührt auch die für ein modernes Streichquartett eigentlich undenkbare Bezifferung der Bassstimme, wie man sie in einigen dieser Werke Wolfs noch findet.
Insgesamt hat das Pleyel Quartett auch mit dieser Einspielung wieder fruchtbares Neuland betreten, denn die Streichquartette Wolfs sind ein hochinteressanter und bislang nahezu unbekannter Markstein in der Entwicklung dieser Gattung. Wenn dann wie in diesem Fall noch eine so untadelige und inspirierte Interpretation hinzukommt, bleiben eigentlich kaum noch Wünsche offen. Allenfalls ist zu konstatieren, dass das Spiel des Quartetts zuweilen ein klein wenig zu (selbst)gefällig anmutet, auf hohem Niveau freilich, aber ohne eben jenen letzten Rest an musikalischem Feuer, der dann doch den gewissen Unterschied ausmacht.
Guido Krawinkel [03.09.2015]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Ernst Wilhelm Wolf | ||
1 | Streichquartett B-Dur op. 3 Nr. 1 | 00:14:19 |
4 | Streichquartett g-Moll op. 3 Nr. 3 | 00:13:22 |
7 | Streichquartett C-Dur (Quartetto) | 00:12:31 |
10 | Streichquartett d-Moll (Quatro) | 00:11:17 |
13 | Streichquartett Es-Dur op. 3 Nr. 2 | 00:11:48 |
Interpreten der Einspielung
- Pleyel Quartett Köln (Streichquartett)