Sokolov The Salzburg Recital
DG 00289 479 4342
2 CD • 1h 49min • 2008
07.01.2015
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Es ist soweit! Grigory Sokolov ermöglicht, genauer: erlaubt es der Deutschen Grammophon, aus einem reichen Vorrat vorhandener Konzertmitschnitte auf angemessene, verantwortungsvolle Weise gleichsam aus dem Katalog zu schöpfen. Und man darf davon ausgehen, dass bei dieser von vielen Sokolov-Verehrern ersehnten Interessenfusion auch an kommende Aufzeichnungen gedacht ist. Das erste Doppelalbum enthält den umjubelten, aber auch mit staunender Ergriffenheit aufgenommenen Salzburger Soloabend vom 30. Juli 2008. Hörern des Österreichischen Rundfunks ist der zweite und der dritte Teil (mit den sechs Zugaben) bekannt, denn Sokolov erlaubte dem Sender im Herbst des vergangenen Jahres nicht nur diesen Abschnitt auszustrahlen, sondern auch Passagen aus Salzburger Festspielkonzerten der Saisons 2009 und 2010, zudem ein Chopin-Paket mit vier Polonaisen, die der ORF 1997 in Grafenegg dokumentieren durfte. Auf eigenen Tonträgern von der fast schon verabschiedeten Musicassette bis hin zum Download konnten aus dem Salzburger Programm von 2008 die 24 Préludes op. 28 von Chopin und die Zugaben gespeichert werden: Die kürzlich erschienene DG-Veröffentlichung enthält in Abrundung des post-konzertanten Gesamterlebens nun auch die beiden Mozart-Sonaten KV 280 und KV 332.
Ich möchte hier nicht allzu weit ausholen und schon gar nicht ins Detail gehen, denn dieses innige, um Nuancen ringende, um musikantische Elementarteilchen schier betende – und im nächsten Moment wundersam beherrscht aufbrausende Klavierspiel steht im Hier und Jetzt der aktuellen Musikbetriebsamkeit absolut einzig dar. Sokolov nimmt sich alle Zeit dieser Welt, um die von ihm gewählten, erkannten und im Sinne von Durchdringung und Übermittlung schier überirdisch „gekonnten“ Stücke verschiedenster Stilrichtungen nicht nur hörbar zu gestalten. Nein: es ist, als ob er sie dem Lauschenden gleichsam begehbar macht. Es also ermöglicht, sich mit ihm als unwiderlegbaren Führer wie in einem mit akustischen Leben erfüllten Partiturraum umzusehen.
In Anbetracht dieser sicher von vielen Klavierfreunden als sensationell gewerteten Allianz zwischen einem dem Markt gegenüber kritischen Künstler und einem renommierten Label darf natürlich mit weiteren Publikationen gerechnet werden. Sicher aber nicht mit unbedachten „Schnellschüssen“, denn Sokolov scheint seinen audiophonen Früchten ähnlich einer bedachten Weinverabeitung erst einmal Ruhe gründlich zu gönnen. Die mitgeschnittenen Stücke gären und brodeln in ihren Dateien und in der Erinnerung des Interpreten, ehe dieser sich dann entscheidet, sein Placet zu geben. Ein solches wünsche ich mir sehnlichst für die bewegendsten 3 ¼ Sternstunden im August 2008, als Sokolov in Salzburg Chopins h-Moll-Sonate, zehn Mazurkas und dann mit acht Zugaben in den nächsten Morgen hinüber träumte. Unvergesslich im Zugaben-Abschnitt die Schubert Impromptus D 899 Nr. 2 – 4 und das Klavierstück D 946,2! Und noch ein Konzertdokument fällt mir ein, wenn ich an zukünftige Projekte der Deutschen Grammophon denke: der Münchner Mitschnitt des b-Moll-Konzerts von Tschaikowsky mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter der Leitung von Vladimir Fedosejew aus dem Jahr 1999.
Peter Cossé † [07.01.2015]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Wolfgang Amadeus Mozart | ||
1 | Klaviersonate Nr. 2 F-Dur KV 280 KV 189e | 00:21:48 |
4 | Klaviersonate Nr. 12 F-Dur KV 332 KV 300k | 00:27:03 |
CD/SACD 2 | ||
Frédéric Chopin | ||
1 | 24 Préludes op. 28 | 00:44:46 |
Alexander Scriabin | ||
25 | Poème op. 69 Nr. 1 – Allegretto | 00:02:06 |
Frédéric Chopin | ||
26 | Mazurka a-Moll op. 68 Nr. 2 (op. posth.) | 00:03:47 |
Alexander Scriabin | ||
27 | Poème op. 69 Nr. 2 – Allegretto | 00:01:35 |
Frédéric Chopin | ||
28 | Mazurka cis-Moll op. 63 Nr. 3 | 00:02:43 |
Jean-Philippe Rameau | ||
29 | Les Sauvages (from: Les Indes galantes) | 00:01:45 |
Johann Sebastian Bach | ||
30 | Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ BWV 639 (Choralvorspiel) | 00:03:19 |
Interpreten der Einspielung
- Grigory Sokolov (Klavier)